Der Wechselkurs ist der Preis einer Währung, ausgedrückt in einer anderen Währung. Der Markt, auf dem sich dieser Preis bildet, ist der Devisenmarkt.
Der Wechselkurs ist volkswirtschaftlich sehr bedeutsam, da er zum Beispiel die internationale Wettbewerbsfähigkeit eines Währungsraumes beeinflusst (siehe Wechselkursmechanismus). Für Unternehmen und Anleger besteht durch die Wechselkursänderungen ein Risiko (Wechselkursunsicherheit), wenn Forderungen an eine Fremdwährung gebunden sind.
Im Allgemeinen unterscheidet man Wechselkurse nach zwei Kriterien:
Grundsätzlich gibt der nominale Wechselkurs an, in welchem Verhältnis die Währung eines Landes gegen die Währung eines anderen Landes getauscht werden kann. Der nominale Wechselkurs lässt sich dabei in der Mengen- oder der Preisnotierung ausdrücken. Die Mengennotierung (indirect quotation), Wechselkurs im engeren Sinne, gibt den Preis einer Einheit der inländischen Währung in Einheiten der ausländischen Währung an (am Beispiel von Europa und den USA aus europäischer Sicht: Dollar je Euro). Dagegen gibt die Preisnotierung (direct quotation) oder der „Devisenkurs“ den Preis einer Einheit der ausländischen Währung in Einheiten der inländischen Währung an (Euro je Dollar aus europäischer Sicht). Die Preisnotierung ist somit definitionsgemäß der Kehrwert der Mengennotierung.
In der Eurozone, Großbritannien, Australien und Neuseeland wird heute mehrheitlich die Mengennotierung verwendet, während ansonsten die Preisnotierung üblich ist, insbesondere auch in der Schweiz. In der Eurozone war bis zu der Euroeinführung auch die Preisnotierung üblich.[1]
Der Wechselkurs in Mengennotierung (Devisenkurs) [math]e_\mathrm{M}[/math] wird durch
berechnet, in Preisnotierung lautet sie
Der reale Wechselkurs bezeichnet das Verhältnis, zu dem ein repräsentativer Warenkorb eines Landes gegen einen repräsentativen Warenkorb eines anderen Landes getauscht werden kann. Der reale Wechselkurs ist damit als ein Index definiert, sein absoluter Wert hat also keinen Aussagewert. Erst durch die Betrachtung der Änderungsraten im Zeitverlauf kann man wichtige Erkenntnisse gewinnen. An den Änderungsraten kann man die Entwicklung der Kaufkraft eines Landes ablesen.
Eine real aufwertende Währung zeichnet sich zwar durch eine höhere Kaufkraft gegenüber dem Ausland aus (man spricht auch von verbesserten Terms of Trade), verringert jedoch gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der inländischen Wirtschaft.
Da die Verwaltung und Abrechnung im Sortengeschäft nicht nur arbeitsaufwendig ist, sondern das Geldinstitut beim Ankauf fremder Währung ein Risiko eingeht, werden Sorten meist zum niedrigen Geldkurs an und zum höheren Briefkurs verkauft. Diese Kurse weichen von den Umtauschkursen, die zum Beispiel bei Überweisungen ins Ausland verwendet werden, mehr oder weniger stark ab. In manchen Ländern mit hoher Wechselkursvolatilität wird Hartwährung bevorzugt, so dass es für Reisende vorteilhafter sein kann, erst im Zielland das Geld zu tauschen.
Vom bilateralen Wechselkurs spricht man, wenn sich der Wechselkurs auf zwei Währungen bezieht. Betrachtet man dagegen den Wechselkurs zwischen einer Währung und einem Währungskorb, dann spricht man vom effektiven (oder auch multilateralen) Wechselkurs.
Der Währungskorb wird aus den Währungen der wichtigsten Handelspartner gebildet. Der effektive Wechselkurs wird bestimmt, indem der Durchschnitt aus allen bilateralen Wechselkursen im Währungskorb gebildet wird, dabei wird jeder bilaterale Wechselkurs mit dem Anteil des jeweiligen Landes am Außenhandel gewichtet. Wird mit dem Exportanteil gewichtet, so spricht man vom Exportwechselkurs, wird dagegen mit dem Importanteil gewichtet, dann spricht man vom Importwechselkurs. Meistens wird der Durchschnitt aus dem Export- und Importanteil gebildet, in diesem Fall wird der effektive Wechselkurs als Außenwert der Währung bezeichnet.
Der effektive Wechselkurs ist deswegen wichtig, weil Wechselkurse aus Unternehmenssicht v. a. wichtige Indikatoren für die eigene Wettbewerbsfähigkeit sind. Allerdings kann ein Wechselkurs per Definition immer nur genau zwei Volkswirtschaften miteinander vergleichen. Dies reduziert seine Aussagekraft. Um zu einer grundsätzlicheren Erkenntnis über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes zu kommen, müssten demnach auch alle anderen für Ex- und Importe wichtigen Wechselkurse berücksichtigt werden – dies leistet der effektive Wechselkurs.
Die Europäische Zentralbank (EZB) berechnet den effektiven Außenwert des Euro gegenüber den Währungen von 23 Haupthandelspartnern (die sog. EWK-23-Gruppe). Bedeutsam sind dabei jedoch v. a. der US-Dollar, das britische Pfund und der japanische Yen, die derzeit gemeinsam über 55 Prozent des gesamten effektiven Wechselkurses des Euro ausmachen. Obwohl die Währungen, die nicht zur EWK-23-Gruppe zählen, eine relativ unwichtige Rolle spielen, bestimmt die EZB auch den effektiven Wechselkurs für die 42 wichtigsten Handelspartner, die sogenannte EWK-42-Gruppe.
Zur theoretischen Begründung von Wechselkursschwankungen bestehen mehrere Theorien, die einen Zusammenhang herstellen zwischen dem Wechselkurs auf der einen sowie etwa dem Preisniveau, dem Einkommen oder dem Zinssatz im In- und Ausland auf der anderen Seite. Diese Theorien sind i. d. R. partialanalytisch, das heißt, sie betrachten die Veränderung einer (oder weniger) den Wechselkurs bestimmenden Größe.
Grundsätzlich kann man zwischen zwei Arten von Ansätzen unterscheiden:
Grundsätzlich entstehen Wechselkursänderungen durch Angebots- und Nachfrageverhalten der Marktakteure. Der Wechselkurs stellt sich dort ein, wo sich Angebot und Nachfrage nach einer Währung treffen. Als Marktakteure treten dabei sowohl Großinvestoren (z. B. Zentralbanken aller Länder, internationale Großbanken und Unternehmen) als auch Kleinanleger auf.
Während in Systemen flexibler Wechselkurse die Wechselkursänderungen nur durch Angebots- und Nachfrageverhalten der privaten Marktakteure entstehen, tritt in Systemen fixer Wechselkurse die jeweilige Zentralbank als zusätzlicher Marktakteur auf, der solange seine Währung kauft oder verkauft (sogenannte Devisenmarktintervention), bis der festgelegte Wechselkurs erreicht ist.
Wechselkursänderungen haben große gesamtwirtschaftliche Bedeutung und spielen daher auch im Rahmen der Wirtschaftspolitik eine bedeutende Rolle. Aus der Betrachtung der Wechselkursänderungen im Zeitverlauf kann darauf geschlossen werden, wie die Marktakteure die Entwicklung einer Volkswirtschaft einschätzen.
Da sich der Wechselkurs auf einem sehr liquiden und oft volatilen Markt bildet, schwanken Wechselkurse in Systemen flexibler Wechselkurse erfahrungsgemäß sehr stark. Das Maß für die Schwankungsintensität eines Wechselkurses bezeichnet man als Wechselkursvolatilität. Große Wechselkursänderungen treten zumeist im Rahmen genereller Finanz- oder Wirtschaftskrisen auf.
Eine Währung erfährt eine Aufwertung, wenn ihr Preis auf dem Devisenmarkt steigt; es kommt zu einer Abwertung, wenn ihr Preis auf dem Devisenmarkt sinkt.
Man unterscheidet zwischen nominaler und realer Wechselkursänderung:
Formal lässt sich die prozentuale Änderung des Wechselkurses (WK) wie folgt berechnen:
Bei einer Darstellung des Wechselkurses in Mengennotierung bedeuten positive Änderungsraten eine Aufwertung der Inlandswährung, negative Änderungsraten dagegen eine Abwertung (Devaluation). Es verhält sich genau umgekehrt, wenn der Wechselkurs in Preisnotierung (Devisenkurs) dargestellt wird, dann entsprechen positive Änderungsraten einer Abwertung und negative einer Aufwertung der Inlandswährung.
Beispiel: Bei einer Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar steigt der Wechselkurs in der üblichen Mengennotierung (engl. indirect quotation) von 1,25 USD/EUR auf 1,50 USD/EUR, dann ist die Änderungsrate gleich 0,2, dies entspricht einer Aufwertung um zwanzig Prozent.
Sind die Gründe bekannt, aus denen ein Angebots- und Nachfrageüberhang entstanden ist, dann ist auch bekannt, wie die Marktakteure (bzw. bei einem Festkurssystem die Regierung) die Entwicklung einer Volkswirtschaft einschätzen. Die wichtigsten Auslöser können sein:
Änderungen des Wechselkurses (besonders gegenüber wichtigen Handelspartnern) sind bedeutsame Einflussgrößen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eines Landes und oftmals auch die seiner Handelspartner. Die Auswirkungen sind sehr vielfältig, ihre volle Entwicklung erreichen sie erst über einen längeren Zeitraum. Die wichtigsten Auswirkungen sind:
Im Prinzip kann sich der Preis entweder frei bilden (flexibler Wechselkurs) oder von einer Notenbank festgelegt werden (fixer Wechselkurs). Daneben existieren zahlreiche Zwischen- und Sonderformen. In der Regel sollten die Wechselkurse umso fixer sein, je enger zwei Volkswirtschaften realwirtschaftlich miteinander verzahnt sind, allerdings nur, wenn in beiden Volkswirtschaften eine abgestimmte und kohärente Geld- und Wirtschaftspolitik betrieben wird.
Flexible Wechselkurse haben die Vorteile:
Nachteile sind unter anderem:
Fixe Wechselkurse haben die Vorteile:
Nachteile sind unter anderem: