Tychy | |||
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Basisdaten | |||
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Staat: | Polen | ||
Woiwodschaft: | Schlesien | ||
Powiat: | Kreisfreie Stadt | ||
Fläche: | 81,72 km² | ||
Geographische Lage: | |||
Einwohner: | 128.480 (30. Jun. 2015)[1] | ||
Postleitzahl: | 43-100 | ||
Telefonvorwahl: | (+48) 32 | ||
Kfz-Kennzeichen: | ST | ||
Wirtschaft und Verkehr | |||
Straße: | Katowice–Bielsko-Biała | ||
Schienenweg: | Katowice–Bielsko-Biała | ||
Nächster int. Flughafen: | Katowice | ||
Gmina | |||
Gminatyp: | Stadtgemeinde | ||
Gminagliederung: | 16 Stadtteile | ||
Fläche: | 81,72 km² | ||
Einwohner: | 128.480 (30. Jun. 2015)[1] | ||
Bevölkerungsdichte: | 1572 Einw./km² | ||
Gemeindenummer (GUS): | 2477011 | ||
Verwaltung (Stand: 2015) | |||
Stadtpräsident: | Andrzej Dziuba (parteilos)[2] | ||
Adresse: | al. Niepodległości 49 43-100 Tychy | ||
Webpräsenz: | www.tychy.pl |
Tychy [ˈtɨxɨ] (deutsch Tichau) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Schlesien im südlichen Teil der Republik Polen. Sie genießt als Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur und vor allem aufgrund der seit 1629 betriebenen größten polnischen Brauerei Tyskie, der ansässigen Automobilindustrie und dem professionellen Sportverein GKS Tychy eine überregionale Bedeutung. Als Teil der Schlesischen Metropolregion gehört sie darüber hinaus zum zweitgrößten Ballungsraum Polens mit über zwei Millionen Einwohnern.
Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt stammt von 1467. Zu jener Zeit war Tychy noch ein Straßendorf, das erst um 1500 eine eigene Holzkirche im Bereich der heutigen Altstadt erhielt. Ihr Name deutet auf eine ursprüngliche Bezeichnung ihrer ersten Bewohner hin, die Nachfahren oder Gefolgsleute eines Tymoteusz, im Diminutiv verkürzt Tych genannt, gewesen sein müssen. Tychy bezeichnete demnach zu Beginn im Plural die Bewohner des Straßendorfes.[3]
Auftrieb bekam Tychy während der Industriellen Revolution. 1629 wurde im Norden die heutige Brauerei gegründet. 1640 eröffnete man eine eigene Eisenhütte und 1650 gingen schließlich die erste Ziegelei und eine Brennerei in Betrieb. 1685 wurde gegenüber der Brauerei ein Jagdschloss erbaut, das noch heute als Tagungszentrum dient.
1795 kam Tychy im Zuge der Teilungen Polens zum Königreich Preußen. 1850 erhielt Tychy als Gemeinde erstmals Selbstverwaltungsrechte und 1866 ein eigenes Postamt sowie 1868 einen Eisenbahnanschluss (siehe Bahnhof Tychy). Seit 1887 existierte darüber hinaus eine Zellulose- und Papierfabrik.
Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Tychy, das Teil des Landkreises Pleß war, zum Abstimmungsgebiet in Oberschlesien und kam nach der Volksabstimmung in Oberschlesien aufgrund eines Gutachtens des Völkerbundes 1922 zum seit 1918 wieder unabhängigen Polen. Vom Rat der autonomen Woiwodschaft Schlesien erhielt Tychy 1933 erstmals seine Stadtrechte Rechte und im Jahr darauf eine städtische Verfassung.
Zur Zeit der deutschen Besetzung während des Zweiten Weltkrieges errichteten die Nationalsozialisten in der Nähe von Tychy das Konzentrationslager Auschwitz, von dem es insgesamt 40 Nebenlager in Schlesien gab, jedoch keines direkt in Tychy.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden Tychy 1945 durch die sozialistische Übergangsregierung die Stadtrechte vorerst wieder aberkannt. 1949 begann man in dem Gebiet um Tychy Steinkohlebergbau zu betreiben. In diesem Rahmen wurde die Stadt, nachdem sie 1951 endgültig Stadtrechte erhalten hatte, bis in die 1960er planmäßig ausgebaut. Maßgeblich für die architektonische Gestaltung und den Ausbau der Stadt waren das Architektenpaar Kazimierz Wejchert und Hanna Adamczewska-Wejchert sowie Tadeusz Teodorowicz-Todorowski, die aus Tychy eine moderne Stadt im Sinne des Realsozialismus machen sollten.
Trotz zahlreicher typischer Plattenbauten aus dieser Zeit, unterscheidet sich Tychy größtenteils von den anderen Städten des Oberschlesischen Industriegebietes durch seine zahlreichen Grünflächen, Freizeitanlagen, breite Straßenalleen und seine Randlage nahe den beskidischen Wäldern sowie dem Paprotzaner See mit seinem Bach Gostynia. Das 1968 eröffnete Eisstadion und 1970 erbaute sowie 2014 modernisierte Fußballstadion stellen weitere wichtige Alleinstellungsmerkmale für das rund 15 Kilometer südlich von Katowice gelegene Tychy dar.
Seit den 1990ern hat sich das Bild der Stadt stark verändert, was den vielen neuen Wohnsiedlungen, in denen vermehrt Einfamilienhäuser entstehen, sowie dem Umbau und Ausbau zentraler Punkte im Stadtkern zu verdanken ist.
Bedeutung erlangte die Stadt vor allem durch ihr Bier, das seit dem 17. Jahrhundert in Tychy gebraut wird. Heute unterhält das größte polnische Brauereiunternehmen, die Kompania Piwowarska, die 1629 gegründete Brauerei in Tychy, in der auch ausländische Markenbiere gebraut werden. Darüber hinaus sind der Steinkohlebergbau, die Zellulose-, Papier-, Baustoff- und Nahrungsmittelindustrie sowie der Maschinenbau sehr bedeutend für die Stadt. Ansässig ist in Tychy auch die Schlesische Blumenmesse, was Tychy zur wichtigsten Drehachse für den Blumenhandel innerhalb Polens macht.
Außerdem werden im Automobilwerk des Herstellers Fiat, das früher dem staatlichen Unternehmen FSM gehörte, Autos für den europäischen Markt gebaut. Bis in die 1990er war dies vor allem der berühmte polnische Kleinwagen Polski Fiat 126p, später der Fiat Cinquecento, das Nachfolgemodell Seicento und der neue Panda. Derzeit werden in dem Werk die neue Retroversion des populären 500, der Lancia Ypsilon und der aktuelle Ford Ka gebaut. Seit 2008 fertigt der Konzern Ford in Tychy jährlich 120.000 Fahrzeuge des Ford Ka II. Durch den Ausbau der Kapazitäten für die neuesten Modelle wurde der Standort enorm ausgebaut.
In Tychy gibt es aufgrund der Bedeutung innerhalb der Automobilbranche zahlreiche Unternehmen der Automobilzulieferindustrie. Zu diesen zählen vor allem Unternehmen deutschen und japanischen Ursprungs.
Tychy gehört darüber hinaus zur sogenannten Sonderwirtschaftszone Tychy-Katowice, wodurch Neuansiedlungen von Unternehmen steuerlich begünstigt werden. Gleichzeitig ist sie Teil der über zwei Millionen Einwohner zählenden Schlesischen Metropolregion, innerhalb der sie zu den wohlhabendsten Gemeinden zählt.[4]
1990 wurde in Tychy ein staatliches Kolleg für Fremdsprachenlehrer gegründet. Seit 1996 besitzt die Stadt zudem eine Hochschule für Management und Sozialwesen.
Jährlich stattfindende Kulturveranstaltungen sind unter anderem der Schlesische Gitarrenherbst und die Ausstellung Musik in der Malerei. Außerdem ist in der Stadt ein modernes Rehabilitierungszentrum zu finden, das sich unmittelbar am beliebten Paprotzaner See befindet.
Hervorgebracht hat die Stadt viele erfolgreiche und namhafte Sportler für den Fußball und den Eishockey, die in den Ligen Mittelwesteuropas und Nordamerikas spielen. International bekannt ist ebenso die Bluesrockband Dżem um den verstorbenen Musiker Ryszard Riedel.
Tychy unterhält zu folgenden Städten Partnerschaften: