T-90A | |
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Ein russischer T-90 bei der Parade auf dem Roten Platz am 9. Mai 2009 | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 3 |
Länge | 6,86 m, mit Kanone 9,53 m |
Breite | 3,78 m |
Höhe | 2,23 m |
Masse | 46,5 Tonnen |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | Verbundpanzerung, Reaktivpanzerung |
Hauptbewaffnung | 1 × 125-mm-Glattrohrkanone 2A46M2 mit ATGM-Fähigkeit für 9K119 Refleks (AT-11 Sniper-B) |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,62-mm-Maschinengewehr 1 × 12,7-mm-AA-Maschinengewehr |
Beweglichkeit | |
Antrieb | V-12-Dieselmotor W-92S2 1.000 PS (735 kW) |
Federung | Torsionsstab |
Höchstgeschwindigkeit | 65 km/h |
Leistung/Gewicht | 15,8 kW/t (21,5 PS/t) |
Reichweite | 375 km, 550 km mit externen Tanks |
Der T-90 ist ein Kampfpanzer der russischen Armee. Der von Uralwagonsawod entwickelte Kampfpanzer wird zusammen mit dem T-80U eingesetzt. Mehrere hundert Exemplare wurden exportiert.
Der erste Prototyp entstand 1989 bei Uralwagonsawod in Nischni Tagil und trug die Bezeichnung Objekt 188. Dieser war ein umgebauter T-72B mit der Feuerleitanlage des T-80U und neuer Reaktivpanzerung (ERA) vom Typ Kontakt-5. Später wurden eine verbesserte Turmpanzerung und das Selbstschutzsystem TSchU-1 Schtora-1 nachgerüstet. Dieser Panzer trug die Bezeichnung T-72BU, bekam aber nach dem geringen Erfolg der irakischen T-72 im Zweiten Golfkrieg aus Vermarktungsgründen die neue Bezeichnung T-90. Die Serienproduktion begann 1992. Der T-90 wurde erstmals 1993 auf der Militärausstellung in Kubinka der Öffentlichkeit vorgestellt.
Nachfolger des T-90 soll ab 2016 der auf der Armata-Plattform basierende Kampfpanzer T-14 werden.
Die Wanne besteht aus geschweißten Panzerstahlelementen; der aus dem Turm des T-72BU entwickelte Turm aus Stahlguss. Der Panzer besitzt die typisch niedrige Silhouette russischer Panzer, was seine Trefferfläche deutlich reduziert. Das Innenvolumen des Fahrzeuges beträgt nur 11 m³.[1] Die dreiköpfige Besatzung muss mit einem äußerst knappen Innenraum auskommen. Im Jahr 2000 wurde die Variante T-90A mit geschweißtem Turm entwickelt, die zu Ehren des 1999 verstorbenen Generalkonstrukteurs Wladimir Potkin die Bezeichnung T-90A „Wladimir“ trägt. 2006 wurde die Exportversion des T-90A mit der Bezeichnung T-90SA (russisch Т-90СА) vorgestellt, die eine Klimaanlage erhielt. Im Jahr 2012 wurde die neueste Exportversion mit dem Namen T-90SM[2] vorgestellt. Diese Variante wurde umfassend modifiziert. Zur Erhöhung des passiven Schutzes wurde ein neuer Turm mit verstärkter Dachpanzerung und einem von der Besatzung getrennten Munitionsmagazin eingerüstet; dazu kommt eine neue Reaktivpanzerung „Relikt“ auf Wanne und Turm sowie verstärkte Seiten- und Heckpanzerung an Wanne und Turm. Ein neuer Motor mit 1130 PS erhöht die Beweglichkeit des T-90SM, die Klimaanlage den Komfort der Besatzung in heißen Regionen. Die Feuerleitanlage wurde mit dem neuen Hauptzielfernrohr „Sosna-U“, einem Wärmebildgerät der dritten Generation und einem neuen Panoramasichtgerät für den Kommandanten ausgestattet. Der Panzer erhielt eine fernbedienbare Waffenstation mit einem 12,7-mm-Maschinengewehr, die mit dem Kommandantensichtgerät gekoppelt ist. Weiterhin wurde ein neues Sichtgerät für den Fahrer eingebaut.
Die Fahrzeugwanne besteht weitgehend aus Panzerstahl, die Wannenfront ist mit einer Verbundpanzerung verstärkt. Diese besteht aus einer inneren Schicht Stahl, einer Mittelschicht aus GFK (Steltexolit) sowie einer Außenschicht aus zwei Schichten Panzerstahl mit verschiedenen Härtegraden. Zusätzlich sind an der Wannenfront Elemente der Reaktivpanzerung vom Typ Kontakt-5 angebracht.
Der Turm des T-90 besteht aus Stahlguss. Die Turmfront besteht aus einer noch geheimen Verbundpanzerung. Diese ist jeweils seitlich der Kanonenblende in Kammern in der vorderen Turmhälfte untergebracht. Die Verbundpanzerung besteht vermutlich aus hochfesten Stählen mit verschiedenen Härtegraden, Aluminium, sowie Al2O3-Keramiken. Zusätzlich sind an der vorderen Turmhälfte Kontakt-5-Elemente angebracht.
Der T-90A (T-90SA) sowie der T-90M (T-90SM) verfügen über einen geschweißten Turm, der mit einer Laminat-Verbundpanzerung und Reaktivpanzerung der Typen „Kontakt-5“ respektive „Relikt“ ausgerüstet ist.
Die Frontpanzerung des T-90 und des T-90S bietet ein Schutzniveau von 800–830 mm RHA-Äquivalent gegen KE-Geschosse und 1150–1350 mm RHA-Äquivalent gegen Hohlladungen.[3][4]
Russische T-90 sind serienmäßig mit dem elektro-optischen Abwehrkomplex TSchU-1 Schtora-1 („Vorhang“) ausgestattet. Das vollautomatische System ist vierteilig: es umfasst neben dem Computersystem zwei Infrarotscheinwerfer an der Turmvorderseite, Nebelkerzen, sowie einen Laserwarnsensor. Am Turm angebrachte Infrarotscheinwerfer können manuell eingeschaltet werden und senden eine überlagernde falsche Infrarotsignatur aus, um IR-gelenkte Raketen zu täuschen. Bei einer Laseranpeilung schwenkt der Turm automatisch in die Bedrohungsachse und löst die Nebelwerfer aus. Innerhalb von wenigen Sekunden wird so eine Aerosolwolke erzeugt, die eine Zielverfolgung im optischen sowie im IR-Bereich unmöglich machen soll. Tests haben gezeigt, dass die Wahrscheinlichkeit eines Treffers durch halbautomatische Leitsysteme auf ein Drittel bis ein Viertel reduziert wird. Dies gilt sowohl für westliche Waffen wie HOT, TOW, MILAN, Trigat, M47 Dragon, AGM-114 Hellfire und Copperhead, wie auch für östliche Waffen wie AT-3 Sagger, AT-5 Spandrel, AT-10 und AT-14 Spriggan. Dennoch bestellten nicht alle Exportkunden dieses System.
Wegen des größeren Gewichts genügte die Leistung des W-46-Dieselmotors des T-72 nicht mehr den Anforderungen. Daher wurde in den ersten Modellen der Dieselmotor W-84 MS mit 618 kW (840 PS) Leistung eingebaut. Ab 2004 sind die Panzer mit dem im Tscheljabinsker Traktorenwerk gebauten Motor W-92 S2 mit 740 kW (1.006 PS) Leistung ausgerüstet. In der nach Indien exportierten Version kommt ein Motor mit 735 kW (999 PS) zum Einsatz. Das Stützrollenlaufwerk des T-90 ist dem des T-72 in weiten Teilen sehr ähnlich. Es besteht aus sechs drehstabgefederten Laufrollen und drei Stützrollen pro Seite. Der T-90 kann nach kurzer Vorbereitung eine Unterwasserfahrt durchführen. Wasserhindernisse bis 4,50 m Tiefe können so überwunden werden. Er ist in der Lage, Gräben bis 2,80 m und Höhenhindernisse bis 0,85 m zu überqueren. Unter dem Bug befindet sich eine Grabehilfe in Wannenbreite, die zum Ausschieben von Stellungen abgeklappt werden kann. Weiterhin kann ein elektromagnetisches oder mechanisches Minenräumgerät montiert werden. Am Heck befinden sich zwei Halterungen zum Mitführen eines Bergebalkens. Dieser ermöglicht zusammen mit zwei speziellen Seilen die Selbstbergung des Panzers. Der Panzer kann Diesel in die Abgasanlage einspritzen, um sich einzunebeln.
Im Lauf der Produktion wurden verschiedene Versionen der 125-mm-Glattrohrkanone eingebaut. Am häufigsten verwendet werden die Ausführungen 2A46M-2 (L51) sowie die neue 2A46M-5 (L55). Die Kanone ist vollstabilisiert. Die zweiteilige Munition wird automatisch aus einem Ladekarussell geladen, der Ladeschütze entfällt. Der Kampfsatz beträgt 42 Schuss für die 125-mm-Kanone, davon 22 im Ladekarussell, der Rest in Gestellen an freien Stellen im Innenraum. Die Munition ist unterteilt in die Kartusche für die Treibladung und das Geschoss. Die Kartusche ist eine Teilabbrandladung, von der nach dem Abschuss nur ein metallener Hülsenboden übrigbleibt. Dieser wird vom Ladeautomaten beim Nachladen durch eine Luke in der Turmhinterwand ausgeworfen. Die praktische Kadenz liegt dadurch bei etwa sieben bis neun Schuss in der Minute. Im Vergleich dazu erreicht ein gut trainierter Ladeschütze in Panzern ohne Ladeautomat unter Idealbedingungen Nachladezeiten von unter fünf Sekunden (etwa zwölf Schuss/min). Das Nachfüllen des Ladeautomaten ist einfach und relativ rasch möglich; ein Laden von Hand bei dessen Ausfall ist zeitaufwändig.
Wie bei allen russischen Panzern bis zum T-90 ist die Munition im Kampfraum des Panzers untergebracht. Bei einer Penetration der Panzerung im Kampfraum besteht dadurch die Gefahr, dass sich diese Munition entzündet und explodiert. Dies bedeutet den Tod der Besatzung sowie den Totalausfall des Panzers.
Für die 125-mm-Glattrohrkanone stehen folgende Munitionsarten zur Verfügung:
Ein normaler Kampfsatz besteht aus folgenden Geschossarten:
Optional kann folgende Munition verschossen werden:
Wie schon der T-64 und der T-80 kann auch der T-90 lasergelenkte Raketen aus der 125-mm-Kanone abfeuern. Das Waffensystem trägt den Namen 9K119-M Refleks-M (NATO: AT-11 Sniper). Der Flugkörper 9M119M Invar wird wie gewöhnliche Munition in das Rohr geladen, während das Zielobjekt mit dem Hauptzielfernrohr 1G46 anvisiert wird. Nach dem Abschuss zündet ein Feststoffmotor, während die Steuerflächen entfaltet werden und die Rakete im Laserleitstrahlkanal das Ziel anfliegt. Die Reichweite des Waffensystems beträgt 5000 m, die Trefferwahrscheinlichkeit liegt bei etwa 90 %. Die 4,5 kg schwere Tandemhohlladung penetriert 900–950 mm Panzerstahl und 800–850 mm hinter einer reaktiven Panzerung.
Neben der Hauptwaffe verfügt der T-90 über ein koaxiales 7,62-mm-PKT-MG mit 2000 sowie ein 12,7-mm-Fla-MG Kord mit 300 Schuss Munition.
Das Feuerleitsystem 1A45T Irtysch des T-90 wurde vom T-80 übernommen. Es ist mit dem Stabilisierungssystem 2Eh42 sowie dem Ballistik-Computer 1W528 ausgerüstet. Der Richtschütze verfügt über ein in zwei Ebenen blickfeldstabilisiertes Periskopzielfernrohr 1G46 mit Laserentfernungsmesser sowie der 9S515-Lenkeinheit für die 9K119-Refleks-Lenkwaffenanlage. Ein stabilisiertes aktiv/passives Infrarotzielfernrohr vom Typ TPN-4 Buran-PA oder AGAWA-2 mit einer Verbindung zu einem Monitor für den Kommandanten ist auch vorhanden. Nachts ist der Feuerkampf auf eine maximale Kampfentfernung von bis zu 1300 m möglich. Das Feuerleitsystem umfasst eine digitale ballistische Rechnereinheit sowie Umweltsensoren. Nur etwa jeder zehnte T-90 der russischen Streitkräfte ist mit einem Wärmebildgerät ausgerüstet.[5] Die Nachfolger T-90A sind alle mit dem Wärmebildzielfernrohr ESSA ausgestattet.
Der Kommandant verfügt über eine drehbare Kuppel und fünf Winkelspiegel sowie ein vertikal stabilisiertes Periskop TKN-4S mit Tag- und passivem Infrarotnachtkanal. Der Kommandant kann dem Richtschützen Ziele übergeben und selbständig die Führung der Bewaffnung übernehmen.[6]
Erstmals wurde der T-90 in kleinem Umfang während des Dagestankrieges 1999 eingesetzt. Eine Gruppe von acht bis zwölf für den Export nach Indien bestimmten T-90 kam bei diesem Konflikt zum Einsatz. Ein T-90 erhielt während der Kampfhandlungen sieben RPG-Treffer; das Fahrzeug blieb trotzdem einsatzfähig.[7]
Weitere Einsätze des T-90 erfolgen im Rahmen des russischen Militäreinsatzes im Bürgerkrieg in Syrien ab November 2015,[8][9] wo sie im Februar 2016 bei der Schlacht um Aleppo auch mit amerikanischen TOW-Raketen beschossen wurden.[10]