Als Systemtrennstelle bezeichnet man im elektrischen Eisenbahnbetrieb den Übergang zwischen zwei Stromsystemen. Dieser Übergang kann sich auf offener Strecke befinden, wobei ihn dann jedoch nur Mehrsystemlokomotiven queren können, oder in einem Bahnhof (Systemwechselbahnhof).
In Bahnhöfen gibt es zwei mögliche Arten von Systemtrennstellen. Die erste ist eine nicht umschaltbare Trennstelle, bei der sich ein Stromsystem auf die jeweilige Bahnhofsseite beschränkt. Die Lokomotive rollt dabei von einem System mit gesenktem Stromabnehmer unter die Fahrleitung des anderen Systems. Einsystemlokomotiven müssen dann entweder von einer fahrdrahtspannungsunabhängigen Rangierlokomotive oder von der neuen Zuglok vom Wagenzug abgezogen und unter das eigene Stromsystem zurückgeschoben werden, Mehrsystemlokomotiven werden im Stand umgeschaltet und bügeln dann wieder auf. Diese Betriebsweise ist bei italienischen Grenzbahnhöfen typisch.
Eine andere Möglichkeit sind umschaltbare Fahrleitungsabschnitte in Systemwechselbahnhöfen. Sollen Einsystemtriebfahrzeuge eingesetzt werden, dann müssen auch die Fahrwege für Rangierfahrten mit umgeschaltet werden. Durchlaufende Mehrsystemfahrzeuge bügeln nach der Einfahrt ab, während des Verkehrshaltes wird die Fahrleitung und gleichzeitig durch den Triebfahrzeugführer die Maschine umgeschaltet. Nach dem Aufbügeln wird mit dem neuen System weitergefahren. Beispiele dafür sind der Bahnhof Aachen Hauptbahnhof mit dem Systemwechsel von 15 kV, 16,7 Hz auf das belgische Gleichstromsystem mit einer Spannung von 3 kV, der Bahnhof Ebenfurth für Züge zwischen dem Netz der ÖBB und der mit 25 kV, 50 Hz elektrifizierten Raaberbahn und zahlreiche Trennstellen im Stadtgebiet von London zwischen dem Stromschienensystem im Süden und den mit 25 kV elektrifizierten Strecken im Norden. Ein gut sichtbares Beispiel ist der Bahnhof Farringdon auf der Thameslink-Strecke.
Darüber hinaus ist der Systemwechsel während der Fahrt eines Zuges an Systemtrennstellen auf der freien Strecke möglich. Bei neueren Systemtrennstellen ist diese Ausführung die Regel. Sollte der Einsatz von Mehrsystemfahrzeugen im Ausnahmefall nicht möglich sein, ist fahrdrahtunabhängiger Vorspann oder zweimaliges Umspannen erforderlich. Im Gegensatz zu Schutzstrecken zwischen unterschiedlichen Speisebereichen desselben Bahnstromsystems, zwischen denen ein neutraler Fahrdrahtabschnitt zur Trennung ausreicht, benötigten Systemtrennstellen bei durchlaufendem Fahrdraht die Zwischenschaltung eines geerdeten Abschnittes, um das irrtümliche Befahren durch ein Einsystemtriebfahrzeug mit angelegtem Stromabnehmer zu verhindern. Die Reihenfolge der Abschnitte ist spannungsführend (Stromsystem A) – neutral – geerdet – neutral – spannungsführend (Stromsystem B). Zusätzlich wird insbesondere an Systemtrennstellen zwischen Gleich- und Wechselspannungssystemen die Rückstromführung durch doppelte Abriegelstöße (pro Schiene zwei Isolierstöße hintereinander) getrennt. Bei Systemtrennstellen mit unterschiedlicher Stromzuführung werden beide Zuführungsarten überlappend verlegt.
Manuelle Umschaltung der Fahrdrahtspannung von deutschen 15 kV, 16,7 Hz Wechselstrom auf belgische 3 kV Gleichstrom durch den Triebfahrzeugführer des Thalys Mehrsystemzuges THA9448 (Köln-Paris) an Gleis 6 im Hauptbahnhof Aachen.
Systemwechsel im Karlsruher Stadtbahnnetz von 15 kV, 16,7 Hz Wechselstrom auf 750 V Gleichstrom
Trennung der Oberleitung beim Systemwechsel vor Karlsruhe-Durlach
Einfahrt eines aus dem 750-V-Gleichstromnetz kommenden Zuges der Saarbahn in die Systemtrennstelle in Brebach. Die Trennstelle befindet sich auf freier Strecke, sie wird aufgebügelt durchfahren.