Steyler Missionare
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Offizieller Name | Gesellschaft des Göttlichen Wortes |
Lateinischer Name | Societas Verbi Divini |
Ordenskürzel | SVD |
Geschichte | |
Gründung | 8. September 1875 in Steyl, Niederlande |
Gründer | Arnold Janssen |
Webseite | http://www.steyler.eu/ |
Die Steyler Missionare, offiziell Gesellschaft des Göttlichen Wortes (lateinisch Societas Verbi Divini, daher in anderen Sprachen auch Verbiti, Werbiści u.ä.), sind eine römisch-katholische Ordensgemeinschaft päpstlichen Rechts, benannt nach dem Gründungsort Steyl, heute ein Stadtteil von Venlo in den Niederlanden. Das offizielle Ordenskürzel (das an die Namen der Ordensmitglieder angehängt wird) ist SVD. Im englischsprachigen Raum heißen sie „Divine Word Missionaries“, im spanischen „Misioneros del Verbo Divino“. Zehntausend Steyler Missionare, Missionsschwestern und Anbetungsschwestern in rund siebzig Ländern der Welt gehören heute zur Ordensfamilie. Der Orden der Steyler Missionare ist der siebtgrößte katholische Männerorden weltweit.
Im niederländischen Steyl gründete Arnold Janssen am 8. September 1875 das Missionshaus St. Michael, aus dem die Gesellschaft des Göttlichen Wortes – SVD (lateinisch Societas Verbi Divini) hervorging. In Deutschland war in den 1870er Jahren eine Klostergründung wegen des Kulturkampfes nicht möglich. Arnold Janssen fand durch Bischof Joannes Paredis (1853–1886) im niederländischen Bistum Roermond Aufnahme und Unterstützung.
Die Brüder (Fratres) und Priester (Patres) dieser Kongregation leben miteinander in internationalen und multikulturellen Gemeinschaften, in denen sie die Botschaft des Evangeliums verkünden. Durch die Gelübde (Armut, Ehelosigkeit, Gehorsam) binden sie sich an diese missionarische Gemeinschaft. Heute arbeiten ihre rund 6.000 Priester und Brüder in allen Kontinenten der Welt.
Aus einer Gemeinschaft von sechs Priestern im Jahr 1875 wurde eine internationale Ordensgemeinschaft aus Priestern und Brüdern, die nicht nur die Steyler Missionare, sondern auch zwei Schwesternkongregationen umfasst. Dies sind die Steyler Missionsschwestern (SSpS), die sich in über 40 Ländern der Welt für die Menschen einsetzen, und die Steyler Anbetungsschwestern (SSpSAP), die in Verborgenheit und Schweigen ihr Leben führen und die Mission im Gebet unterstützen.
Aus ihrem Selbstverständnis heraus haben sich verschiedene Schwerpunkte ihres Einsatzes herausgebildet. Seit den Gründungstagen sind die Gemeinschaften, in denen sie leben, international besetzt. Zunächst schlossen sich nur Europäer Arnold Janssen an; heute sind es Männer aus allen Kontinenten.
Die ersten Missionare, welche nach China entsandt wurden, sollten helfen, christliche Gemeinden zu errichten. Bis heute ist dies die Hauptaufgabe der Steyler Missionare in aller Welt.
Der christliche Auftrag des Respekts und Achtung vor dem Anderen bestimmte von Beginn an den Umgang der Steyler Missionare mit anderen Kulturen und Traditionen. Für diesen Dialog der Kulturen gründeten sie zahlreiche Institute weltweit, z.B. durch den Schweizer Pater Georg Proksch, der 1955 das Zentrum Gyan Ashram in Mumbai eröffnete. Durch die Vermittlung des Evangeliums in Form des Tanzes wurde Indern das Christentum verkündet.
Mit ihrer Forschung in den Bereichen Völkerkunde, Anthropologie, Religionswissenschaft und Missionswissenschaft helfen die Steyler ihren Missionaren, ein Christentum zu verkünden, das den jeweiligen Völkern angepasst ist und nicht einfach die westliche Tradition in andere Religionen zu übertragen versucht.
Der Einsatz für Benachteiligte der Gesellschaft ist ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit. In verschiedensten Projekten weltweit setzen sich die Steyler Missionare für Gerechtigkeit und Menschenwürde ein.
Als Christen ist es den Steyler Missionaren angesichts der ökologischen Krise ein Anliegen, sich für das Wohl der ganzen Schöpfung einzusetzen.
Der Gründer der Gesellschaft des Göttlichen Wortes selber war Mathematiker, der neben der Theologie und Philosophie besonders auch das Studium der Naturwissenschaften, Völkerkunde und Linguistik für Mitglieder seines Missionsordens förderte. Die Steyler Missionare haben besonders für die junge Völkerkunde, aber auch Missionswissenschaft einen besonderen Beitrag geleistet. Neben den Gründer der Zeitschrift Anthropos, P. Wilhelm Schmidt, sind vor allem seine Schüler, P. Martin Gusinde, P. Paul Schebesta, P. Michael Schulien, P. Josef Henninger, P. Louis Luzbetak, P. Arnold Burgmann, P. Rudolf Rahmann, P. Dominik Schröder, P. Wilhelm Saake und viele mehr zu nennen. P. Stephen Fuchs gründete in East Andheri, Mumbai das Institute of Indian Culture, das heute von dem indischen Anthropologen und Missiologen S. M. Michael SVD geleitet wird. Mehrere Pioniere der katholischen Missionswissenschaft waren Mitglieder der SVD, wie z.B. Friedrich Schwager, Theodor Grentrup, Anton Freitag und Johannes Thauren. Weitere verdiente Missionswissenschaftler aus der SVD sind P. Karl Müller (Missionswissenschaftler), P. Horst Rzepkowski, P. Johannes Bettray, P. Eugen Nunnenmacher, P. Kurt Piskaty, P. Stephen B. Bevans, P. Roger P. Schroeder, P.Ennio Mantovani, Paul B. Steffen, Franz Helm u.a. mehr. Als Sinologen haben sich die Patres Franz Xaver Biallas, Heinrich Busch, Eugen Feifel, Willi Müller, Leopold Leeb und Roman Malek verdient gemacht. Unter den Theologen sind die Patres Clemens Thoma (Judaist), Johannes Füllenbach (Fundamentaltheologe), Ludger Feldkämper (Exeget) und Karl-Heinz Peschke (Moraltheologe), der Kommunikationswissenschaftler Franz-Josef Eilers und der niederländische Thomas von Aquin-Spezialist Leo Elders weltweit renommiert. Zu nennen ist auch der deutsche Pastoraltheologe Hermann Kochanek und der St. Gabrieler Professor für Philosophie Paul Michalke. Der St. Gabrieler Theologe Heinrich Giese machte sich als Reformer des Lehrerbildungswesens in Österreich einen Namen. In der Aufarbeitung der Steyler Ordens- und Missionsgeschichte haben sich die Patres Hermann Fischer SVD, Fritz Bornemann SVD, Albert Rohner, Johann Kraus, Jakob Reuter, Richard Hartwich, Johannes Fleckner, Karl-Josef Rivinius und Josef Alt besonders verdient gemacht.
Beispiele für die Arbeitsfelder und Institutionen, in denen die Steyler Missionare tätig sind, sind:
Voraussetzung für ein Missionshaus in Österreich war eine aus dem Jahre 1850 stammende kaiserliche Verordnung, wonach der Vorstand einer solchen zu errichtenden Anstalt „in der Regel ein österreichischer Staatsbürger“ sein musste. Die Gemeinde Goggendorf (heute Katastralgemeinde von Sitzendorf an der Schmida) gewährte Janssen über Vermittlung des örtlichen Pfarrers das Heimatrecht und Janssen, der damit die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten hatte, konnte darangehen, das Missionshaus Sankt Gabriel in der Gemeinde Maria Enzersdorf bei Mödling südlich von Wien zu gründen, welches am 14. Oktober 1889 eröffnet wurde. Später, im Jahre 1904, gründete Janssen mit dem Missionshaus St. Rupert in Bischofshofen im Land Salzburg ein zweites Missionshaus in Österreich, welches von Anfang an als Schule genutzt wurde.
Neben den Steyler Missionaren, deren Mutterhaus St. Michael sich am Ufer der Maas befindet, gründete Arnold Janssen auch zwei Frauenorden, deren Mutterhaus ebenfalls in Steyl gelegen ist:
Die Klöster der Steyler Ordensfamilie bilden zusammen das Kloosterdorp Steyl (gelegentlich auch Steijl geschrieben).
Im Missionsmuseum Steyl erwartet den Besucher eine einzigartige Galerie von Kunstgegenständen und naturhistorischen Objekten aus aller Welt. Ganz im alten Stil erhalten, wird hier eine Atmosphäre vermittelt, wie sie zu Zeiten der Einrichtung des Museums am Anfang des letzten Jahrhunderts gewesen sein muss. Seit 1931 blieb das Museum unverändert. Missionare brachten seinerzeit die Gegenstände aus aller Welt nach Steyl zusammen. Sinn und Zweck des Museums war es, den Besuchern von damals Informationen und Einblicke von fernen Ländern und Kulturen zu geben. Eine eindrucksvolle Wunderkammer mit vielen Kuriositäten blieb hier für die Gegenwart erhalten.
Im Bildungshaus der Steyler Missionare St. Michael und im Herz-Jesu-Kloster der Steyler Missionsschwestern werden Kurse und Seminare zur Stille und Besinnung angeboten.
Der Gründer dieser drei Missionsgesellschaften, Arnold Janssen, und der Chinamissionar Josef Freinademetz wurden am 5. Oktober 2003 heiliggesprochen.
Am 13. Juni 1999 wurden Grzegorz Frackowiak (hingerichtet im Landgericht Dresden im Mai 1943), Stanislaw Kubista, Alojzy Liguda und Ludwik Mzyk von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.
Durch die Praxis des damaligen Geschäftsführers der Soverdia (welche die zivile Rechts- und Vermögensträgerin der Steyler Missionare in Deutschland ist), steuerlich abzugsfähige Quittungen in fünffacher Höhe des Spendenbetrages auszustellen, kam der Steuerfahnder Klaus Förster auf die Spur weiterer Spenden des Flick-Konzerns, was letztlich die Flick-Affäre auslöste.[1][2]
Die Ermordung zweier Steyler Missionare, Franz Xaver Nies und Richard Henle, am 1. November 1897 in China lieferte Kaiser Wilhelm II. den willkommenen Vorwand, die Bucht von Tsingtau durch deutsche Marinesoldaten besetzen zu lassen und die deutsche Pachtkolonie Kiautschou zu etablieren.
(unvollständig)
Von den Steyler Missionsschwestern geführt:
Ehemalige Niederlassungen: