Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Kreis: | Borken |
Höhe: | 50 m ü. NHN |
Fläche: | 79,25 km² |
Einwohner: | 20.411 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 258 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 48703 |
Vorwahl: | 02563 |
Kfz-Kennzeichen: | BOR, AH, BOH |
Gemeindeschlüssel: | 05 5 54 056 |
LOCODE: | DE SLO |
NUTS: | DEA34 |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Markt 3 48703 Stadtlohn |
Webpräsenz: | |
Bürgermeister: | Helmut Könning (CDU) |
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Die Stadt Stadtlohn (plattdeutsch Stadlaun) liegt im westlichen Münsterland im Nordwesten des Landes Nordrhein-Westfalen und ist eine kreisangehörige Stadt des Kreises Borken im Regierungsbezirk Münster.
Stadtlohn liegt in der sogenannten Münsterländischen Parklandschaft, deren besonderer Reiz im Wechsel von Waldgebieten und landwirtschaftlich genutzten Flächen liegt.
Stadtlohns höchster Geländepunkt befindet sich in der Gemarkung Wolters in Wendfeld. Er liegt bei 77 m über NN. Der tiefste Geländepunkt mit 40 m über NN ist im Bockwinkel gelegen. Damit ergibt sich eine mittlere Höhenlage von 50 Meter über NN. Der höchste Gebäudepunkt der Stadt ist der Kirchturm der St.-Otger-Kirche mit 124 Meter über NN.
Durch Stadtlohn fließt die Berkel. Sie ist einer der wenigen Flüsse im Münsterland, der weitestgehend unreguliert sein Bett gestalten darf. So erhielt sich eine artenreiche, bedeutsame Flussaue. Sie ist unter anderem auf ganzer Länge zwischen Stadtlohn und Vreden unter Naturschutz gestellt. Hier kommt unter anderem der seltene Eisvogel vor.
Die Stadt gliedert sich in neun Bezirke: Stadt, Hengeler, Wendfeld, Almsick, Hordt, Esch, Wenningfeld, Hundewick, Estern, Büren.
Benachbart sind Stadtlohn im Kreis Borken die Gemeinden Südlohn, Vreden, Ahaus, Legden und Gescher.
Archäologische Funde sowohl in Stadtlohn als auch im geografischen Umfeld deuten auf ein vor- und frühgeschichtliches Siedlungsgebiet hin. Die Hünenburg im sogenannten Bockwinkel mit ihren Wällen und Gräben ist eine vergleichsweise gut erhaltene Wallburg aus der Zeit der Karolinger (8./9. Jahrhundert n. Chr.).
Die Stadt Stadtlohn entwickelte sich um einen Amtshof des münsterschen Fürstbischofs, der vor 1150 durch Mauern und einen Ringgraben befestigt wurde. Innerhalb der Mauern erbaute man die St.-Otger-Kirche, die bis heute existiert und zu den ältesten Pfarrkirchen des Münsterlandes zählt.
Die Verwaltung des burgähnlichen Amtshofes wurde seitens des Fürstbischofs zunächst den Herren von Lohn übertragen. Sie sind auch die Namensgeber der Stadt, die zunächst Lohn, dann Nordlohn (im Gegensatz zu Südlohn) und schließlich – 1389 erstmals urkundlich erwähnt – Stadtlohn hieß.
Um 1611 verwüstete ein Großbrand die Stadt. Auch hatten kriegerische Auseinandersetzungen des 16. und 17. Jahrhunderts für Stadtlohn und seine Bewohner zum Teil verheerende Folgen. In diesem Zusammenhang ist die Schlacht im Lohner Bruch erwähnenswert. Sie fand am 6. August 1623 statt. Gegner waren der kaiserliche General Tilly, der die Schlacht für sich entschied, und der Herzog Christian von Braunschweig, bekannt auch als der tolle Christian. Sechs Jahre später entschloss sich die Stadtlohner Bürgerschaft, die Stadt aus strategischen Gründen zu verkleinern. Der abgetrennte Siedlungsbereich war fortan die Butenstadt.
Über einen längeren Zeitraum galt Stadtlohn auch als Wallfahrtsort. Die Wallfahrtskapelle am Hilgenberg, 1695 erbaut und 1738 erweitert, legt davon Zeugnis ab.
Bis 1800 prägte der Ackerbau das Leben der Kleinstadt. Meist waren die sogenannten Ackerbürger gleichzeitig auch Handwerker. Eine besondere Position nahmen seit alters her das Töpfer- und das Leinenweberhandwerk ein. Beide Handwerke – allerdings in industrialisierter Form – sind auch heute noch in Stadtlohn lebendig. Als regionale Besonderheit in Bezug auf das Töpferhandwerk gilt die ehemals zahlreiche Verwendung von Stapelhilfen, den sogenannten Stadtlohner Riemchen, als Bodenbelag.
Durch Bombenangriffe im März 1945 wurde Stadtlohn fast völlig zerstört. In der Nachkriegszeit wurde die Stadt neu erbaut. Neben der vorhandenen Textilindustrie entstanden Produktionsstätten der Holz- und Metallbranche. Im Entwicklungsplan des Landes Nordrhein-Westfalen gilt Stadtlohn heute als Mittelzentrum für die Versorgung von circa 50.000 Bürgern.
Am 1. August 1964 wurde die Gemeinde Kirchspiel Stadtlohn aus den bisherigen Gemeinden Almsick, Estern-Büren, Hengeler-Wendfeld, Hundewick und Wessendorf neu gebildet.[2] Am 1. Juli 1969 wurde sie mit der Gemeinde Stadt Stadtlohn zur neuen Stadt Stadtlohn zusammengeschlossen.[3]
Die Einwohnerzahlen Stadtlohns stiegen im Zeitraum von 1950 bis 2000 stark an.
Rund 16.800 Einwohner Stadtlohns gehören der römisch-katholischen Kirche an. Die heutige Pfarrgemeinde St. Otger ist das Ergebnis einer Fusion aus bislang drei Gemeinden (St. Joseph, St. Karl-Borromäus und St. Otger selbst).
Die evangelische Kirchengemeinde entstand um 1900. Zu ihr gehören rund 1500 Stadtlohner. Ihr geistliches Zentrum ist die Pauluskirche. Heute ist sie als Pfarrbezirk Stadtlohn Teil der evangelischen Kirchengemeinde Oeding–Stadtlohn–Vreden.
Außerdem ist auch eine Gemeinde der Syrisch-Orthodoxen Kirche entstanden. Sie zählt ca. 100 Mitglieder.
Inzwischen haben auch weitere Religionsgemeinschaften in Stadtlohn ihre Versammlungsorte – darunter eine islamische Religionsgemeinschaft.
Seit der letzten Kommunalwahl am 25. Mai 2014 sind folgende Parteien bzw. Wählergemeinschaften im Stadtrat vertreten:
Den Bürgermeister stellt die CDU mit Helmut Könning.
Blasonierung: In Silber drei blaue Fadenbalken übereinander, darüber dreimal nebeneinander das bärtige Haupt des Heiligen Paulus.
Stadtlohns Wappen geht zurück auf das Familienwappen der Herren von Lohn. Es zeigt ein Schild mit drei Balken und drei schreitenden Vögeln im Schildhaupt. 1316 kam die Herrschaft Lohn an den Fürstbischof von Münster. Im ersten Siegel der Stadt aus dem 16. Jahrhundert erscheinen an Stelle der drei Vögel drei Paulusköpfe. Paulus war der Patron des Stiftes Münster. Die Dreizahl der Köpfe erklärt sich einmal aus der Zahl der Vögel und soll zum anderen daran erinnern, dass sich der Legende nach das Haupt des Heiligen Paulus nach der Enthauptung dreimal vom Boden erhoben haben soll. Die erste Darstellung des Wappens ist auf einem Siegelabdruck der Grafen von Lohn (aus dem Jahr 1289) zu sehen.
Stadtlohn unterhält Partnerschaften mit Weerselo (Gemeinde Dinkelland), Niederlande (seit 1973), San Vito al Tagliamento, Italien (seit 1983) und Altlandsberg.
Weerselo liegt im nordöstlichen Teil der Region Twente etwa 60 Kilometer nördlich von Stadtlohn. Im Zuge einer Kommunalgebietsreform wurde die Gemeinde Weerselo im Jahr 2001 Teil der Gemeinde Dinkelland mit derzeit rund 26.000 Einwohnern. San Vito liegt in Norditalien, ungefähr 70 Kilometer von Venedig entfernt und hat ca. 13.000 Einwohner. Seit 2010 führt das Jugendwerk Stadtlohn e.V. eine Jugendbegegnung in San Vito durch. Jeden Sommer bricht eine Delegation Jugendlicher auf und trifft sich in San Vito mit italienischen Jugendlichen.
Nach dem Fall der Mauer fand ein reger Austausch zwischen der Stadt Altlandsberg und Stadtlohn statt, aus dem eine Städtefreundschaft entstand. Altlandsberg liegt östlich von Berlin in Brandenburg und hat etwa 8750 Einwohner.
Stadtlohn verfügt über eine Reihe von Sehenswürdigkeiten und kulturellen Angeboten.
Die St.-Otger-Kirche ist aus Baumberger Sandstein errichtet. Erste schriftliche Dokumente, in denen die Kirche Erwähnung findet, entstammen dem 12. Jahrhundert. Im Innern der Kirche tragen Säulenbögen die Last des Daches und des Turms. Durch Feuersbrünste und Kriegseinwirkungen wurde das Sakralgebäude mehrfach zerstört, aber immer wieder aufgebaut.
Die St.-Joseph-Kirche geht auf einen Entwurf des Stadtlohner Architekten Heinrich Frericks zurück. Die Grundsteinlegung fand am 1. Mai 1961 statt, die Weihe erfolgte am 13. Januar 1963. Wie viele Kirchen aus den 1960er und 1970er Jahren ist sie relativ schlicht. Bevorzugte Baumaterialien sind Backstein und Beton. Der Turm der Kirche steht einige Meter vom Kirchenschiff entfernt.
Die St.-Karl-Borromäus-Kirche im Stadtteil Büren wurde 1914 errichtet, um Büren kirchlich zu versorgen.
Die Hilgenbergkapelle wurde 1695 errichtet und war bis 1886 ein bedeutsames Wallfahrtsziel des Münsterlandes. Die Weihe St.-Laurentius-Kapelle auf Haus Hengelborg im Ortsteil Estern erfolgte 1717. Sehenswert sind auch die zum Krankenhaus gehörige Kapelle sowie die in den 1950er Jahren erbaute Pauluskirche der evangelischen Kirchengemeinde.
Das Haus Hakenfort ist das älteste nicht sakrale Gebäude Stadtlohns. In diesem 1808 erbauten Haus, das auch als Ausstellungsraum und Konzertsaal genutzt wird, ist heute der SMS-StadtMarketing Stadtlohn e. V. mit der Touristeninformation untergebracht.
Der von weither sichtbare alte Wasserturm Stadtlohn wurde vor dem Zweiten Weltkrieg erbaut und dient heute als Wohnhaus.
Weitere öffentliche Gebäude sind die Stadthalle mit einem Platzangebot für 700 bis 1000 Besucher und das 1953 erbaute Rathaus.
In Stadtlohn wirken eine ganze Reihe von Musikkapellen und Spielmannszügen, darunter die Stadtlohner Husarenkapelle 1898 e. V., die Stadtlohner Musikkapelle Wiesentaler – 1900 e. V., der Spielmannszug der Karnevalsgesellschaft „Üm Bütt un Pütt“ sowie der Fanfarenzug der Stadtgarde der Karnevalsgesellschaft „Üm Bütt un Pütt“ und die Drumpets e. V.. Unter den anderen Musikgruppen und Bands nimmt die Stadtlohner Rockinitiative (STaR) eine besondere Rolle ein. Der Männerchor Stadtlohn 1922 e. V. gehört zu den Kulturträgern der Stadt. Eine Chorgruppe besteht unter dem Namen OHRwürmer Stadtlohn. Liebhaber der klassischen Musik finden bei der Konzertreihe Stadtlohn Klassik ein entsprechendes Angebot. Im Hochsommer werden auf dem Marktplatz vor der St.-Otger-Kirche „Open-air“-Opern aufgeführt, bevorzugt Werke von Verdi und Mozart.
Der musikalische Nachwuchs wird in der Stadtlohner Musikschule und im Rahmen des Konzeptes der Stadtlohner Musikkapelle Wiesentaler ausgebildet.
Der Sport hat in Stadtlohn einen hohen Stellenwert. In über 25 Sportvereinen sind rund 10.000 Mitglieder organisiert, davon ca. 3000-4000 Jugendliche und über 200 Übungsleiter. Stadtlohn besitzt zwei große Vereine für den Breitensport: DJK Eintracht und SuS Stadtlohn. Verschiedene kleinere Vereine sind auf einzelne Sportarten spezialisiert (zum Beispiel: Sportschützen, TG Almsick etc.). Sportlern und Sportinteressenten stehen u. a. elf Vereins- und öffentliche Tennisplätze, neun Fußballplätze, zwei Dreifachsporthallen, sieben Schulsporthallen, zwei Schießsportanlagen, ein Judo-Zentrum und sogar ein Motor-, Segelflug- und Fallschirmlandeplatz zur Verfügung. Als Einrichtung für Radsportler gibt es ferner ein Trialaußengelände.
Zusätzlich gibt es in Stadtlohn noch ein öffentliches Hallenbad und ein Freibad für den Schwimmsport, welches von der DLRG-Ortsgruppe Stadtlohn und dem SuS Stadtlohn auch für den Vereinssport genutzt wird.
Die früher eigenständige Sparkasse Stadtlohn fusionierte mit der Sparkasse Westmünsterland.
Seit dem 1. Januar 2010 ist die Bundesstraße 70 durch Stadtlohn zur Landesstraße 572 herabgestuft worden, während die bisherige L 572 im Gegenzug zur Bundesstraße heraufgestuft wurde. Letztere quert auch Stadtlohner Gebiet. Weiterhin verlaufen die Landesstraße 608 und mehrere Kreisstraßen durch Stadtlohn. Die nächste Autobahn, die A 31, ist etwa 10 km entfernt.
An der Stadtgrenze zu Vreden liegt der Flugplatz Stadtlohn-Vreden, der nicht nur dem Flugsport dient sondern auch wirtschaftlich genutzt wird. Er ist in NRW als Schwerpunktlandeplatz ausgewiesen. Die Landebahn wurde 2009 in einen ersten Bauabschnitt von 980 Meter auf 1.200 Meter verlängert. In einem zweiten Bauabschnitt soll die Landebahn mittelfristig auf etwa 1.800 Meter verlängert werden.
Die nächsten Großflughäfen sind der Flughafen Düsseldorf und der Flughafen Münster/Osnabrück, beide etwa 1 Stunde Fahrzeit von Stadtlohn entfernt.
Die Bahnstrecke Borken–Burgsteinfurt, die von der Westfälischen Landes-Eisenbahn betrieben wurde, führte ab 1902 durch Stadtlohn, wurde aber Ende März 1988 stillgelegt.
Regionalbusse fahren im Stundentakt nach Coesfeld, Borken, Vreden, Südlohn und Gronau (über Ahaus). In Borken und Coesfeld besteht Systemanschluss an die Schienenstrecken nach Essen und Münster.
Der Bürgerbus Südlohn–Oeding fährt auf der Strecke Stadtlohn–Südlohn–Oeding–Winterswijk auch diverse Haltestellen im Außenbereich an.
Im Vorschulbereich arbeiten sieben Kindergärten (Familienzentrum St.-Otger, St.-Nikolaus-Kindergarten, St.-Marien-Kindergarten, St.-Joseph-Kindergarten, St.-Elisabeth-Kindergarten, Don-Bosco-Kindergarten, Die-Kinderburg-Kindergarten), drei Kindertagesstätten (DRK Familienzentrum Prinz Botho, Kita Erste Eltern-Kind-Gruppe e. V., Kita Spielkiste Stadtlohn e. V.) sowie der Tagesmütter-Verein Stadtlohn-Vreden-Südlohn.
Für die Allgemeinbildung sorgen vier Grundschulen (Hilgenbergschule, Gescher-Dyk-Schule, Fliednerschule, Hordtschule), die Sonderschule Johannesschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung, zwei Hauptschulen (Losbergschule, Owweringschule), zwei Realschulen (die private St.-Anna-Realschule, Herta-Lebenstein-Realschule), ein Gymnasium (Geschwister-Scholl-Gymnasium) und eine Berufsbildende Schule.
Zu den öffentlichen Bildungseinrichtungen Stadtlohns gehören eine Volkshochschule, eine Musikschule sowie eine öffentliche Bücherei.