Als Snuff-Film, kurz Snuff (englisch umgangssprachlich to snuff someone out = jemanden auslöschen), wird die filmische Aufzeichnung eines Mordes bezeichnet, der zur Unterhaltung des Zuschauers begangen wurde.
Es gibt keinen Nachweis, dass ein solcher Film je real veröffentlicht wurde. Der reale Snuff-Film gehört daher zu den modernen Sagen.[1][2]
Die Bezeichnung stammt von El Ángel de la muerte, einem argentinischen Horrorfilm, der 1976 in den Vereinigten Staaten mit dem Titel Snuff auf den Markt kam. In einer der Szenen sollen die Macher des Films eine der Darstellerinnen umgebracht haben. Dies war eine rein fingierte Marketingaussage.
Seit Snuff in den 1970ern vom feministischen Anti-Pornographie-Diskurs in den USA aufgegriffen wurde, wird das Konzept immer wieder in anderen Debatten, die zumeist ebenfalls Verschärfungen der Kontrolle der Mediennutzung erzielen, aktualisiert – wie zuletzt beim Thema Happy Slapping. Dadurch wurde Snuff zum modernen Mythos, der den maximalen Tabubruch der Medien-Gewalt und eines ontologischen Realismus kodiert. Doch zugleich ist der Tod in den Massenmedien gegenwärtig omnipräsent – das Spektrum erstreckt sich von der Ausstellung Körperwelten über die massenmediale Trauer um berühmte Persönlichkeiten, wie z. B. Michael Jackson, bis zu den insbesondere vorherrschenden fiktionalen Todesinszenierungen in Filmen, TV-Serien etc. Dadurch können filmische Inszenierungsstrategien zwischen diesen konventionalisierten Todesinszenierungen und aktuell kursierenden Vorstellungen von Snuff changieren. Diese Konfiguration erlaubt Filmen nicht nur ethische, politische und juristische Positionen über Medien-Gewalt, sondern auch ihren eigenen Realismus und ihre medialen Vorbedingungen zu diskutieren.
Nachstehend aufgelistet befinden sich verschiedene Werke, deren Bestandteil oder Handlung das Thema Snuff-Filme beinhalten.
Titel | Jahr | Regisseur/Autor | Kurzbeschreibung |
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Big Snuff | 1976 | Michael Findlay | Die vermeintlich reale Tötung im Film prägte später den Begriff des Snuff-Films. |
Greta – Haus ohne Männer | 1977 | Jess Franco | In einem Frauengefängnis werden die sadistischen Taten der Leiterin mitgeschnitten und vermarktet. |
Last House on Dead End Street | 1977 | Roger Michael Watkins | Handelt von einem ehemaligen Sträfling, der als Porno-Filmemacher sein Geld verdienen will und auf Druck des Produzenten und der steigenden Erwartungshaltung des Publikums beginnt, einen Snuff-Film zu drehen. |
Gesichter des Todes | 1978 | John Alan Schwartz | Dokumentarfilm zum Thema Tod, in dem z. T. reale Todes-Szenen enthalten sind. |
Videodrome | 1983 | David Cronenberg | Handelt von einem Snuff-Sender, dessen Ausstrahlungen bei Zuschauern Tumore und Halluzinationen auslösen. |
Guinea Pig | 1985–1992 | diverse | 1985 gestartete japanische Splatterfilm-Reihe, deren erste beiden Teile als Snufffilm beworben wurden. Der Schauspieler Charlie Sheen hielt den zweiten Teil der Reihe, Flower of Flesh and Blood, für real, woraufhin das FBI Ermittlungen einleitete, in deren Verlauf sich die Befürchtungen als haltlos erwiesen. |
Benny’s Video | 1992 | Michael Haneke | Ein jugendlicher Videofreak bringt vor laufender Kamera ein Mädchen mit einem Bolzenschußgerät um, um auszuprobieren, wie sich das anfühlt. |
Stumme Zeugin (Mute witness) | 1994 | Anthony Waller | Eine stumme Mitarbeiterin eines Moskauer Filmstudios wird zufällig Zeugin, wie nach Feierabend in dem Studio im Auftrag der Russenmafia ein Snuff-Video gedreht wird. |
Strange Days | 1995 | Kathryn Bigelow | Lenny (Ralph Fiennes) ist der „Magic Man“: ein Dealer von Snuffclips auf MiniDiscs, die per direktem Neuronenkontakt den Konsumenten das Erlebte anderer Menschen nachvollziehen lassen. Virtuos verwoben sind die Handlungsstränge des Snuffclip-„Herstellers“, ein Polizeiskandal und Lennys unerwiderte Liebe zur drogenvernebelten Faith (Juliette Lewis). Nur dank seiner Freundin Mace (Angela Bassett) hat Lenny die Chance, einen Bürgerkrieg zu verhindern… An einer Stelle sagt Lennys Freund nach dem Konsum eines üblen Snuffclips einen Satz, der als Motto des ganzen Films herhalten könnte: Die Frage ist nicht, ob Du paranoid bist. […] Die Frage ist, bist Du paranoid genug? |
Tesis – Der Snuff-Film | 1996 | Alejandro Amenábar | Filmstudentin Angela stößt bei den Arbeiten an ihrer Examensarbeit auf das Thema Snuff und entdeckt das Geheimnis einiger Lehrer und Studenten an ihrer Universität, welche im Geheimen Snuff-Filme drehen und teuer vertreiben. |
Hellsing (Animeserie Folge 4) | 1997 | Idee von: Kōta Hirano | Alucard stößt zufällig auf eine gerade laufende Snuffproduktion. In der Mitte der Folge stellt er fest, dass nur Menschen das Hobby haben, vergnügt zuzusehen, wenn ihresgleichen abgeschlachtet werden. |
The Brave | 1997 | Johnny Depp | Handelt von einem Indianer, der seiner von Armut gebeutelten Familie mit einer 50.000-Dollar-Summe aus einem Snuff-Film-Projekt helfen will. |
8mm – Acht Millimeter | 1999 | Joel Schumacher | Ein Privatdetektiv ermittelt nach den Herstellern eines Gewaltvideos, auf dem ein maskierter Mann ein Mädchen zu Tode foltert. |
Wolffs Revier – Der Tod ist ein Spezialeffekt | 2000 | Rüdiger Nüchtern | In der Episode beschäftigt sich Kommissar Wolff mit einem Mord in einem Snuff-Film. Die Pornodarstellerin Teresa Orlowski spielt sich selbst in einer Gastrolle. |
Donna Leon – Vendetta | 2000 | Christian von Castelberg | In dem ersten Film der Fernsehkrimireihe ermittelt Commissario Brunetti gegen gut situierte Anwälte, die in Prostitutionsgeschäfte und den Handel von Snuff-Videos verwickelt sind. |
Cradle of Fear | 2001 | Alex Chandon | Im Laufe des Splatterfilms sucht der Protagonist Richard Neilson nach einer Website (The Sick Room), welche interaktive Snuff-Filme anbietet, bei denen die Opfer „live“ und nach den Wünschen der zahlenden Kunden getötet werden. Richard gerät schließlich selbst (ungewollt) als passiver Darsteller in eine dieser Snuff-Produktionen. |
The Last Horror Movie | 2003 | Julian Richards | Soll dem Zuschauer vermitteln, einen echten Snuff-Film zu besitzen. |
Ab-normal Beauty | 2004 | Oxide Pang Chun | Jiney, eine junge Fotografin, entdeckt durch einen Autounfall ihre Obsession für den Tod und macht ihn zum Gegenstand ihrer Fotos. In der letzten halben Stunde des Films tauchen dann Snuff-Videos auf, die sehr realistisch wirken. |
Big Nothing | 2006 | Jean-Baptiste Andrea | Es geht in einer Nebenhandlung um einen Pfarrer, der durch den Verkauf selbst gedrehter Mordvideos zwei Millionen Dollar verdient. |
Film Noir | 2007 | D. Jud Jones, Risto Topaloski | In diesem Animationsfilm überführt der Protagonist Sam Ruben einen zwielichtigen Manager anhand eines Snuff-Videos, das diesen bei einem rituellen Mord zeigt und mit allen Mitteln unter Verschluss gehalten werden sollte. |
Motel | 2007 | Nimród Antal | Es geht um ein Paar, das sich in einem Hotel eines Herstellers selbst gedrehter Mordvideos erwehren muss. |
Midnight Movie | 2008 | Jack Messit | In diesem Film sucht ein übernatürlicher Killer ein Kino heim. Der Film-im-Film The Dark Beneath wird als Snuff-Film bezeichnet. |
Place of Darkness | 2008 | Douglas A. Raine | Miles Cody ist besessen von der Idee, den ultimativen Dokumentarfilm über den Snuff-Film-Untergrund zu drehen. Nach zäher Recherche lernt er schließlich den „König des Snuffs“ kennen – den finsteren und geheimnisvollen Vic. Cody fasziniert das abstoßende Thema der realen Gewaltpornografie immer mehr, doch dann bemerkt er seltsame Schatten in Vics Mordvideos. Schatten, die sich nicht mit technischen Störungen erklären lassen. Die Geister der gequälten Opfer scheinen Cody aus dem Jenseits eine Botschaft zu senden. Eine Warnung, die dem Dokumentarfilmer klarmachen soll, dass er sich auf einem schmalen Grat in die tiefste Dunkelheit der Hölle bewegt. |
Snuff Massacre | 2009 | Tommi Lepola | In einer stillgelegten Irrenanstalt dreht eine finnische Filmcrew einen Horrorfilm. Inhalt ist die Geschichte eines ehemaligen Anstaltsarztes, der vor einigen Jahren dort Snuff-Filme gedreht haben soll. Die Crew findet letztendlich zufällig einen Teil dieser Filme und der Regisseur glaubt, mit ihnen seine eigene Produktion verbessern zu können. Vernarrt in diese Vorstellung beginnt er, mit seiner Crew einen richtigen Snuff-Film zu drehen, von dem sie selbst noch gar nichts weiß. |
The Bunny Game | 2010 | Adam Rehmeier | Der Film handelt von der Verschleppung und Folter einer drogensüchtigen Prostituierten. Diese bekommt zudem einen Snuff-Film mit einem früheren Opfer des Killers zu sehen. Die Gewaltdarstellungen im Film sind nach Aussage der Filmemacher realer Natur. |
A Serbian Film | 2010 | Srdjan Spasojević | Es wird die Geschichte eines Pornodarstellers erzählt, der überredet wird, die Hauptrolle in einem Avantgardefilm zu übernehmen. Dieser stellt sich erst im Verlauf der Dreharbeiten als Snuff-Film mit kinderpornografischen und nekrophilen Elementen heraus. |
Kill List | 2011 | Ben Wheatley | Als sich bei einer Zielperson des Auftragskillers eine Kiste mit Snuff-Filmen findet, gerät die Welt des Protagonisten Jay aus den Fugen und trudelt unaufhaltsam in den Untergang. |
Sinister | 2012 | Scott Derrickson / C. Robert Cargill | Ein in der Nacht nach Inspiration suchender Schriftsteller findet auf dem Dachboden seines neu bezogenen Hauses einige Snuff-Filme, woraufhin er eigene Untersuchungen anstellt. |
V/H/S/2 | 2012 | Simon Barrett u.a. | Privatdetektive finden in einem Haus Videobänder, die unheimliche Begebenheiten mit Todesfolge aus der Hand-Kameraperspektive zeigen. Wie sich raustellt, wurden diese als Snuff-Filme gehandelt und mit Gleichgesinnten geteilt. |
The Counselor | 2013 | Ridley Scott | Die mexikanische Drogenmafia tötet entführte Frauen vor laufender Kamera. |
American Guinea Pig | 2014 | Stephen Biro | Inspiriert von der Guinea-Pig-Filmreihe entstand dieser US-amerikanische Splatterfilm. |
Cold in July | 2014 | Jim Mickle | Der Sohn des Protagonisten ermordet, auf brutalste Art und Weise, Frauen vor laufender Kamera. |