Schloss Beichlingen | |
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Alternativname(n): | Burg Beichlingen |
Entstehungszeit: | um 1000 |
Erhaltungszustand: | Renaissanceschloss |
Ständische Stellung: | Adlige, Grafen |
Ort: | Beichlingen |
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Das Schloss Beichlingen liegt in der Ortschaft Beichlingen etwa 9 km nördlich von Kölleda in Thüringen.
Nördlich und südlich des jetzigen Schlosses sind umfangreiche ur- oder frühgeschichtliche Wallanlagen erhalten, die deutlich über die spätere mittelalterliche Burg hinausreichen. Die Burg Beichlingen wurde wahrscheinlich von König Heinrich I. zum Schutz einer wichtigen Pass-Straße zum Unstrut-Tal angelegt. Sie war wohl ursprünglich Reichsbesitz. Erstmals wurde Beichlingen 1014 als Burg in einer Schrift von Bischof Thietmar von Merseburg erwähnt. Während einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen König Heinrich IV. und dem Markgrafen Dedo II. wurde die Burg erobert und zerstört. In den Folgejahren wurde die Burg wieder aufgebaut und war um 1080 Wohnsitz der Gräfin Kunigunde von Weimar-Orlamünde. Nach der Ermordung ihres zweiten Ehemannes Kuno von Northeim, Graf von Beichlingen, im Jahr 1103 und dem Tod ihres dritten Ehemannes, Graf Wiprecht von Groitzsch im Jahr 1124 gelang es Kunigunde nur mit Mühe, den Besitz bis zu ihrem Tod 1140 zu behaupten. Ab 1141 wurde ein Graf Friedrich von Beichlingen als Herr auf Beichlingen und Gründer des Beichlinger Grafengeschlechts genannt. Ab 1330 begann der wirtschaftliche Niedergang des Beichlinger Grafengeschlechts. Im Jahr 1519 musste schließlich Graf Adam von Beichlingen die Burg und den größten Teil der Grafschaft an Hans von Werthern aus Wiehe (Thüringen) verkaufen. Bald darauf nahm Dietrich von Werthern, Sohn des Hans von Werthern, seinen Wohnsitz auf der Burg Beichlingen. Dietrichs Sohn, Wolfgang von Werthern, ließ gemeinsam mit seinen Brüdern die desolate Burganlage wieder aufbauen.
Nachfolgende Generationen der Wertherns bauten die Burg weiter aus und um. Ab 1588 verpflichtete Johann von Werthern namhafte regionale Künstler zur Ausgestaltung der Burg. Um 1650 investierte Friedrich von Werthern erhebliche finanzielle Mittel, um die Schäden an der Burg zu beheben, die der Dreißigjährige Krieg hinterlassen hatte. In den nachfolgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde die Burg entsprechend dem Zeitgeschmack von der 1840 in den Grafenstand erhobenen Familie von Werthern immer mehr zum Schloss umgestaltet. 1901 bis 1904 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung der Innenräume. Die Familie von Werthern-Beichlingen hat viele bedeutende Persönlichkeiten im Staatsdienst und hochdekorierte Offiziere hervorgebracht. Eine Reihe von Mitgliedern der Adelsfamilie wurde von Kaisern im Amt eines „Reichserbkammer-Türhüters des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ bestätigt. Diese waren dafür verantwortlich, dass die jeweilige Kaiserwahl in Frankfurt geheim stattfand.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Schlossanlage nicht beschädigt. Ab 1944 wurden in den Schlossgebäuden Flüchtlinge einquartiert. 1945 gehörte Beichlingen zunächst zur Besatzungszone der USA. Das Schloss wurde von Angehörigen der US-Armee als Kommandantur genutzt. Nach der Übergabe an die Rote Armee und die Eingliederung in die Sowjetische Besatzungszone wurden Schloss und Herrschaft Beichlingen im Rahmen der sogenannten Bodenreform entschädigungslos enteignet. Die gräfliche Familie -der Graf war 1940 in Frankreich gefallen- hatte vor Einrücken der Roten Armee das Schloss verlassen. Anschließend wurde das Schloss teilweise geplündert.
Von 1946 bis 1951 war im Schloss zunächst eine Lehrerbildungsanstalt untergebracht. In den Jahren 1952 bis 1955 nutzte die DDR das Schloss als Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen. Von 1955 bis 1962 war im Schloss die Schule der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe untergebracht. Danach erfolgte von 1962 bis 1969 die Nutzung als Fachschule für Veterinärtechniker. 1969 wurde diese Fachschule in die Ingenieurschule für Veterinärmedizin umgewandelt. Ab 1970 wurden für diese Schule zahlreiche Gebäude des Wirtschaftshofes umgebaut oder abgerissen und durch Neubauten ersetzt, die das Aussehen des Wirtschaftshofes grundlegend verändert haben: „Massive bauliche Eingriffe“. „Heute und sicher noch einige Zeit bleiben die durch artfremde Nutzung der Schlossanlagen entstandenen großen Schäden und die Verluste an der historisch gewachsenen Bausubstanz.“[1]
Schloss Beichlingen war seit den 1970er Jahren im "Ernstfall" als zentrales Isolierungslager des MfS für den Bezirk Erfurt vorgesehen.[2]
Nach der deutschen Wiedervereinigung kam das Ende für die Ingenieurschule, sie wurde 1992 geschlossen. Bereits 1991 hatte sich ein Förderverein zur Rettung und Erhaltung von Schloss Beichlingen gegründet. Seit 2001 ist das Schloss wieder in Privatbesitz, der Förderverein kann seine Arbeit aber fortsetzen.
Der Schloss-Komplex besteht aus dem „Lehnshaus“ mit dem „Kalten Tor“ als Durchfahrt, dem „Hohen Haus“ als ältestem Bauteil aus dem 13. Jahrhundert mit wertvollen Renaissance-Räumen, dem „Neuen Schloss“ mit schönen Renaissance-Portalen und -fenstern, der Schlosskapelle und einem Internatsgebäude aus der DDR-Zeit. Die aus Bruchsteinen errichtete Schlosskirche wurde im 17. Jahrhundert durch einen Nordflügel erweitert und ist durch einen seltenen „Kirchengang“, eine überbaute Fachwerkbrücke, mit dem Schloss verbunden. Im Inneren haben sich Stuckaturen im Stil der Spätrenaissance und die barocke Ausstattung mit einer wertvollen Stuckdecke erhalten. Das Hohe Haus besitzt eine reiche Ausstattung mit unverfälschter originaler Bemalung der Holzwände und -decken sowie Stuckfassungen der Portale, die biblische Motive darstellen. Dies ist die aus dem Jahre 2007 stammende Schilderung der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die unter anderem die Restaurierung der Schlosskapelle, der Schlosskirche und der Alten Brennerei gefördert hat.[3]