Unter Rhabdomyolyse versteht man in der Medizin die Auflösung quergestreifter Muskelfasern. Dazu gehören die Skelettmuskulatur sowie Herzmuskulatur und Zwerchfell.
Ursachen
Traumatisch oder durch Einwirkung von Außen
- Verletzungen, wobei nach dem Unfall verletzte Muskelfasern eliminiert werden (z. B. Crush-Syndrom)
- Elektroschock
- Nach Operationen
- Nach Krampfanfällen
- Compartment-Syndrom
- Durch langes Liegen
Nichttraumatische Ursachen
- Medikamente/Drogen, z. B. Neuroleptika (siehe auch Malignes Neuroleptisches Syndrom), Präparate zur Cholesterinsenkung (Statine, z. B. Cerivastatin), Schlafmittelvergiftungen, Tokolytika (z. B. Ritodrin),[1] Isotretinoin, Propofol, Kokain
- Maligne Hyperthermie
- Alkoholexzesse
- Infektiös, vor allem durch Virusinfektionen
- Elektrolytstörung
- Muskelentzündungen
- Stoffwechselstörungen, z. B. Myophosphorylase-Defizit (McArdle-Krankheit), Carnitin Palmityltransferase 2 (CPT 2)-Mangel
- Autoimmunerkrankungen
- Endokrinopathien
- Sichelzellkrisen
- Gasbrand
- Schlangengifte
- Pilzgifte, z. B. Grünling (Tricholoma equestre)
Diagnostik
Nachgewiesen wird eine leichte Rhabdomyolyse oftmals nur durch erhöhte Werte von Enzymen, die normalerweise im Muskel vorkommen. Hierzu gehören die Creatin-Kinase (CK) und die Lactatdehydrogenase (LDH). Bei hohen Myoglobinwerten färbt sich der Urin rot-braun durch die Ausscheidung von Myoglobin über die Nieren (Myoglobinurie).
Schwere Rhabdomyolysen können oft auch klinisch erkannt werden.
Komplikationen
Eine gefürchtete Komplikation der Rhabdomyolyse ist das akute Nierenversagen: Das freigewordene Myoglobin kann die Niere schädigen (akute Tubulusnekrose). Dies geschieht auf dreierlei Weise:
- Das im Myoglobin enthaltene Häm kann die Nierentubuli durch Pigmentzylinder verstopfen;
- Eisen wird frei und schädigt die Tubuluszellen;
- Durch die Verschiebung von Flüssigkeit in den geschädigten Muskel hinein kann es zu einem Volumenmangel in den Gefäßen und damit zu einer Minderdurchblutung der Nieren kommen.[2]
Behandlung
Eine ursächliche Behandlung steht nicht zur Verfügung. Allerdings bildet sich die Rhabdomyolyse meist über einen längeren Zeitraum aus und kann bei rechtzeitigem Unterbinden der auslösenden Faktoren möglicherweise rückgängig gemacht werden.
Um eine Schädigung der Nieren zu verhindern, ist eine forcierte Diurese notwendig. Dabei werden dem Patienten mehrere Liter Flüssigkeit in Form von Infusionen zugeführt und die Harnausscheidung durch Schleifendiuretika stimuliert. Dies soll die Ausscheidung des Myoglobins beschleunigen und gleichzeitig das Myoglobin im Urin verdünnen. Außerdem kann der Urin alkalisiert werden, um ein Ausfallen des Myoglobins im sauren Milieu zu verhindern. In extremen Fällen kann eine Dialyse eingesetzt werden, um das schädliche Myoglobin aus dem Blut zu entfernen.[3]
Literatur
- A. L. Huerta-Alardín, J. Varon, P. E. Marik: Bench-to-bedside review: Rhabdomyolysis – an overview for clinicians. In: Crit Care. 2005 Apr;9(2), S. 158–169. PMID 15774072
- Dieter Pongratz, Stephan Zierz: Neuromuskuläre Erkrankungen. Deutscher Ärzte Verlag, 2003, ISBN 3-7691-1172-9 (Online in der Google-Buchsuche).
Einzelnachweise
- ↑ Lorenzo Verriello, Domenico D'Amico, Giada Pauletto, Gian Luigi Gigli, Paolo Bergonzi: Rhabdomyolysis caused by tocolytic therapy with ritodrine hydrochloride. In: Neuromuscular Disorders. 19(10), Oktober 2009, ISSN 0960-8966 , doi:10.1016/j.nmd.2009.06.364.
- ↑ Xavier Bosch, Esteban Poch, Josep M. Grau: Rhabdomyolysis and Acute Kidney Injury. In: New England Journal of Medicine. Band 361, Nr. 1, 2. Juli 2009, ISSN 0028-4793 , S. 62–72, doi:10.1056/NEJMra0801327 .
- ↑ Claudio Ronco: In: Critical Care. Band 9, Nr. 2, ISSN 1364-8535 , S. 141, doi:10.1186/cc3055 (Volltext ).
Weblinks
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