Dieser Artikel beschreibt das musikalische Intervall. Zur Gemeinde im französischen Département Haute-Saône siehe
La Quarte.
Als Quarte oder Quart (von lateinisch Quarta ‚die Vierte‘, altgriechisch Diatessaron [διά dia + τεσσάρων tessaron] ‚jede vierte‘ oder ‚alle vier‘) bezeichnet man in der Musik ein Intervall, das vier Tonstufen einer diatonischen, heptatonischen Tonleiter umspannt (z. B. C → F).
Im engeren Sinne versteht man unter der Quarte auch den vierten Ton einer Tonleiter. In ihrer reinen Form umfasst die Quarte fünf, in ihren „unreinen“[1] Varianten auch vier oder sechs Halbtonschritte. Das Komplementärintervall zur Quarte ist die Quinte.
Varianten
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Die Quarte kann in drei Varianten auftreten:
- die reine Quarte (a), die in der natürlichen Stimmung das Frequenzverhältnis 4:3 besitzt, ist am geläufigsten. Sie findet in allen Musikarten häufige Verwendung, außerdem wird sie, ähnlich der Quinte, gerne als signalartige Tonfolge eingesetzt, wie etwa beim deutschen Martinshorn oder als Tusch beim Karneval. Je nach musikalischem Kontext wird die Quarte als Dissonanz oder als Konsonanz behandelt:
- im klassischen Kontrapunkt wird die Quarte als dissonant eingestuft.
- in der Harmonielehre, z. B. im Quartsextakkord, werden Quarten über dem Grundton als nach Auflösung drängend betrachtet, also ebenfalls als dissonant.
- im mehrstimmigen Satz treten Quarten auf, die als konsonant aufgefasst werden, z. B. das Intervall g-c' im C-Dur-Akkord c-e-g-c'.
- als Einzelphänomen wird die reine Quarte typischerweise als konsonant wahrgenommen.
- Die reine Quarte ist das charakteristische Intervall der ionischen Skala.
- die übermäßige Quarte (b), auch Tritonus genannt, tritt einerseits zwischen den Grundtönen F und H auf, gilt andererseits aber als dissonant. Daher stellte sie lange Zeit ein tonsystematisches Problem dar („diabolus in musica“) und wurde noch nach dem Mittelalter als unangemessen angesehen. Die übermäßige Quarte ist das charakteristische Intervall der lydischen Skala, sie wird dort auch lydische Quarte genannt.
- die verminderte Quarte (c) hat insofern eine Bedeutung im Dur-Moll-System, weil sie mit der großen Terz enharmonisch verwechselt werden kann.
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Intervall
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Halbtöne
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Beispiel
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Umkehrintervall
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(b)
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übermäßige Quarte (Tritonus)
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6 (3 Ganztöne)
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C-Fis, F-H, Es-A „Maria“ (Leonard Bernstein, West Side Story)
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verminderte Quinte
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(a)
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reine Quarte
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5 (2 Ganztöne + 1 Halbton)
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C-F, E-A „Der Winter ist vergangen“ (aufwärts) „Auf, du junger Wandersmann“ (abwärts und aufwärts) Mozarts Eine kleine Nachtmusik (abwärts und aufwärts)
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reine Quinte
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(c)
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verminderte Quarte
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4 (1 Ganzton + 2 Halbtöne)
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C-Fes (E), E-As „Bereite dich, Zion“ (J. S. Bach, Weihnachtsoratorium)
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übermäßige Quinte
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<score vorbis="1"> \relative c' { \override Staff.TimeSignature #'stencil = ##f \key c \major \clef "treble" f g a b c d e f} </score>
Hörbeispiele
- Quarte aufwärts C-F?/i
- Quarte abwärts C-G?/i
- Übermäßige Quarte (Tritonus):
- aufwärts C-Fis?/i
- abwärts C-Ges?/i
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Johann Gottfried Walther: Musicalisches Lexicon [...]. Wolffgang Deer, Leipzig 1732, S. 508 (Quarta falsa)