Wappen | Deutschlandkarte |
---|---|
Basisdaten | |
Bundesland: | Bayern |
Regierungsbezirk: | Niederbayern |
Landkreis: | Deggendorf |
Höhe: | 320 m ü. NHN |
Fläche: | 35,9 km² |
Einwohner: | 12.913 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 360 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 94447 |
Vorwahl: | 09931 |
Kfz-Kennzeichen: | DEG |
Gemeindeschlüssel: | 09 2 71 146 |
Stadtgliederung: | 13 Ortsteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Preysingplatz 1 94447 Plattling |
Webpräsenz: | |
Bürgermeister: | Erich Schmid (CSU) |
} |
Plattling ist eine Stadt im niederbayerischen Landkreis Deggendorf.
Plattling liegt im Gäuboden und bildet gemeinsam mit Deggendorf in der Region Donau-Wald ein Oberzentrum. Neun Kilometer ONO vom Ortskern Plattlings mündet die Isar in die Donau. Dieses Mündungsgebiet ist von hoher landschaftlicher Schönheit und eignet sich hervorragend für ausgiebige Fußwanderungen oder Radtouren. Bei der ehemaligen Grafenmühle (nunmehr Wirtshaus mit Garten) und dem früheren Elektrizitätswerk befindet sich das Isar-Informationszentrum mit Ausstellungen zur Geologie und Biologie dieser Kulturlandschaft. Dieser Bereich gehört mit dem rechtsseitigen Isarufer jedoch bereits zur Nachbargemeinde Moos, während die Isarmündung selber, einschließlich der letzten 1.630 Meter vor der Mündung, zum Stadtgebiet von Deggendorf gehört. In der Nähe kann man im Sommer mit der Radfähre Altaha zum gegenüberliegenden Donauufer (Niederalteich) übersetzen.
Es existieren folgende Gemarkungen: Pankofen, Pielweichs, Plattling.
Plattling hat folgende Stadtteile: Plattling Stadt, Altholz, Enchendorf, Enzkofen, Höhenrain, Holzschwaig, Rohr, Pankofen, Pankofen-Bahnhof, Pielweichs, Ringkofen, Scheuer, Schiltorn, Singerhof
Plattling ist eine Nibelungenstadt. Im Nibelungenlied (21. Abenteuer) wird nämlich erwähnt, dass Kriemhild auf ihrem Zug ins Hunnenland vom Passauer Bischof Pilgrim empfangen wurde und man in „Pledelingen“ ihnen „Gemach“ schuf.
Urkundlich erwähnt wird Platling erstmals im Jahr 868, als es von König Ludwig dem Kloster Metten geschenkt wurde. Um 1200 kam es in den Besitz der Grafen von Bogen. Schon damals bestanden eine Brücke und ein Mautamt in Plattling. 1242 fiel es mit der Grafschaft an die Wittelsbacher und wird 1317 als Markt erwähnt.
Bis 1379 soll Plattling am östlichen Isarufer gelegen haben, wovon auch heute noch die aus dem 12. Jahrhundert stammende Pfarrkirche St. Jakob zeugt. Wegen ständiger Überschwemmungen wurde der Ort damals auf Anordnung von Herzog Albrecht I. verlegt. Die entsprechende Urkunde vom 10. November 1379 lässt allerdings nicht klar erkennen, ob die Umsiedlung „auf das Feld, da er nun liegt und fürbaß bleiben soll“ von einem Ufer zum anderen oder am selben Ufer in einen höher gelegenen Teil vorgenommen wurde. 1494 erhielt Plattling eine eigene Gemeindeordnung.
Im Landshuter Erbfolgekrieg plünderten am 18. und 19. Juni 1504 pfälzische Truppen Plattling, während des Dreißigjährigen Krieges brannte es dreimal nieder, und am 23. April 1742 verbrannten im Österreichischen Erbfolgekrieg ungarische Husaren die Isarbrücke. Am 17. Juli und am 1. Oktober 1742 kam es hier zu Scharmützeln zwischen österreichisch-ungarischen und bayerischen Truppen.
Plattling gehörte zum Rentamt Straubing und zum Landgericht Natternberg des Kurfürstentums Bayern. Plattling besaß ein Marktgericht mit magistratischen Eigenrechten. Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde. Zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Plattling etwa 1.800 Einwohner, und es fanden neun Waren- und Viehmärkte statt.
Der Eisenbahnbau machte von 1857 bis 1880 Plattling zu einem bedeutenden Eisenbahnknotenpunkt. 1888 erfolgte die Stadterhebung. Die günstige Verkehrslage führte zu mehreren Industrieansiedlungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen sich Zweige der Textilbranche in Plattling nieder. 1960 entstand das Werk Plattling der Südzucker AG und im Oktober 1982 die Niederlassung der MD Papierfabriken Heinrich Nicolaus GmbH.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 20. Februar 1945, wurde in Plattling ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg errichtet.[2] Es befand sich in der einstigen Knabenschule – mitten in der Innenstadt zwischen Rathaus und Stadtpfarrkirche St. Magdalena. Anfangs waren 500 Häftlinge aus Flossenbürg darin untergebracht. Über die Hälfte davon waren Juden, die meisten davon polnischer Herkunft. Des Weiteren wurden 50 Ungarn, 80 Tschechen, 20 Russen, einige Deutsche, Franzosen und Männer anderer Nationalitäten festgehalten und zur schweren Zwangsarbeit beim Ausbau eines Übungsflugplatzes herangezogen. Die Versorgungslage und der Zustand der Häftlinge war desaströs, die Sterbeziffer äußerst hoch. Die damals rund 7.000 Bürger Plattlings konnten das tägliche Morden und Schinden der Häftlinge nicht übersehen, zumal diese Häftlinge in ihren gestreiften Lumpen täglich zweimal durch die Stadt geführt wurden. Tatsächlich sind auch Proteste von Plattlinger Frauen im Rathaus und freundliche Essensgaben bekannt.
Am 24. oder 25. April wurde das Außenlager – bis auf 60 Kranke – Richtung Eggenfelden evakuiert, in Surberg bei Traunstein befreiten US-Truppen ca. 120 Gefangene, etwa 70 sollen während des Todesmarsches erschossen worden sein. Genaue Zahlen gibt es nicht. Die Überlebenden des Außenkommandos Plattling wurden am 1. Mai von amerikanischen Soldaten befreit.
Nach der Befreiung diente das Lager zur Internierung von Nazis und später für die Sammlung von 3000 Soldaten der Wlassow-Armee. Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München I führten zu keinem Ergebnis, sie wurden 1976 eingestellt.[3]
Pielweichs wurde am 1. Juli 1971[4], Pankofen am 1. Mai 1978[5] eingemeindet.
Sitzverteilung im Stadtrat nach der Kommunalwahl am 16. März 2014 (und zum Vergleich 2002 und 2008):
CSU | SPD | FW | JL | Gesamt | |
2014 | 13 | 5 | 4 | 2 | 24 |
2008 | 12 | 5 | 5 | 2 | 24 |
2002 | 15 | 5 | 4 | 1 | 25 |
Zum ersten Bürgermeister wurde bei der Kommunalwahl am 16. März 2014 Erich Schmid (CSU) mit 70,25 % wiedergewählt.
Die Wappenbeschreibung lautet: „Unter Schildhaupt mit den bayerischen Rauten in Silber auf schwarzem Dreiberg drei blaue natürliche Lilien an grünen Stängeln.“
Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Wappenverleihung durch den bayerischen Herzog Albrecht im Jahre 1506 wurden die Elemente des Plattlinger Stadtwappens 2006 neu gestaltet.
Am östlichen Isarufer, mitten im heutigen Friedhof, steht die Kirche St. Jakob. Sie wurde im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut. Vor der Verlegung des Ortes 1379 war sie Gemeindekirche. Im Inneren der Kirche befindet sich ein Taufbecken aus dem 15. Jahrhundert. Auf einem der steinernen Bodenquader ist in Altarnähe ein Abdruck zu sehen, der der Sage nach von einem türkischen Reiter stammt, der bei den osmanischen Feldzügen im Mittelalter bis nach Plattling gekommen sein soll.[7]
Siehe auch: Liste der Baudenkmäler in Plattling
Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen von 1914 bis 1918 am Ludwigplatz wurde von dem Architekten und Bildhauer Christian Metzger aus Regensburg geschaffen.[8]
Am Preysingplatz befindet sich das Preysing-Denkmal zu Ehren von Conrad von Preysing, der lange Zeit in Plattling lebte und wirkte.
In der Nähe des Bahnhofs befindet sich der so genannte „Läusestein“, ein Denkmal für die Entlausungsstelle, die an diesem Ort nach dem Ersten Weltkrieg eingerichtet wurde.[9]
Auf dem Vorplatz des Plattlinger Friedhofs St. Jakob erinnert seit 1987 ein Gedenkstein an die KZ-Opfer des Außenlagers Plattling-Michaelsbuch sowie an die jüdischen Einwohner, die Opfer der Shoa wurden.[10]
Alle 2 Jahre (wie 2008) findet im Sommer ein mittelalterlicher Markt, der Nibelungenmarkt statt, der traditionell mit einem Auszug von über 400 mittelalterlich kostümierten Frauen und Männern beginnt. Da der Markt den ganzen Stadtplatz einnimmt, muss dieser während des Marktes für den Durchgangsverkehr gesperrt werden.
Alle 4 Jahre (wie 2006) werden zusätzlich zum Nibelungenmarkt die Nibelungenfestspiele aufgeführt, die die im Nibelungenlied dargestellte Begegnung von Bischof Pilgrim mit Kriemhild als Bühnenstück in Szene setzen. Seit 2008 wird beim Nibelungenmarkt als Ausgleich zu den Nibelungenfestspielen der Drachenstich des Siegfried szenisch dargestellt. Hierzu wurde 2008 der ausrangierte Drache des Further Drachenstichs nach Plattling gebracht. Die letzten Festspiele fanden vom 23.–26. Juli 2010 statt.[11]
Jedes Jahr veranstaltet Plattling außerdem den so genannten „Künstlersommer“. In diesem Rahmen finden verschiedene Ausstellungen, Konzerte, musische Abende oder Kabarettprogramme regionaler Künstler statt. Ort hierfür ist meist das Bürgerspital, aber auch die Musikschule, Kirchen oder örtliche Säle.
In Plattling befindet sich außerdem eine stehende Flusswelle „Plattlinger Walze“, die durch ein Wehr verursacht wird, das eine höher gelegene Brücke schützen soll. Diese Welle ist bei Freestyle-Paddlern, auch von weit außerhalb Bayerns, beliebt. Daher wird die Freestyle-Weltmeisterschaft 2011 an der Plattlinger Walze ausgetragen. 2010 fand zudem das Weltcupfinale dort statt.
Plattling ist durch die beiden Autobahnanschlussstellen Plattling- Nord und Plattling- West (beide A 92) erschlossen. Seit Jahren laufen Planungen für eine neue Anschlussstelle Plattling- Mitte.
Durch Plattling führen:
Siehe auch: Bahnhof Plattling
Neben diesem Knotenpunkt gibt es im Ortsteil Pankofen einen weiteren Haltepunkt auf dem Stadtgebiet. Dieser war ehemals ebenso ein Bahnhof.
In Plattling wurde 1961 die größte Rübenzuckerfabrik Deutschlands errichtet (Südzucker). Seit 1982 beziehungsweise 2008 sind zwei große Papierfabriken der Myllykoski Corporation („MD Plattling“ und „Plattling Papier“) am Ort angesiedelt.[13][14]
In Plattling gegründet wurde 1985 die mittlerweile bundesweit vertretene Schnellrestaurantkette Yorma’s mit über 1.000 Mitarbeitern und starker Expansion seit 2001.
Der größte Arbeitgeber im Landkreis Deggendorf mit circa 1.350 Mitarbeitern ist Kermi, der Heizkörper, Wärmesysteme und Sanitärprodukte entwickelt, produziert und verkauft.[15]
Weitere bekannte ansässige Unternehmen:
Die Stadt Plattling bietet folgende Bildungseinrichtungen: