Patricia Lee "Patti" Smith (* 30. Dezember 1946 in Chicago, Illinois, USA) ist eine US-amerikanische Lyrikerin, Punk- und Rockmusikerin, Singer-Songwriterin, Fotografin und Malerin. Sie gilt als „Godmother of Punk“.[1][2]
Patti Smith stammt aus einem ärmeren Elternhaus, beendete mit 16 Jahren ihre Schulausbildung und begann danach in einer Fabrik zu arbeiten. Im Alter von 18 Jahren brachte sie eine Tochter zur Welt, die sie zur Adoption freigab.[3] Sie zog nach New York City, lernte dort im Sommer 1967 den Künstler und später als Fotografen berühmt gewordenen Robert Mapplethorpe kennen und lebte mehrere Jahre mit ihm zusammen. Von ihm stammen zahlreiche Fotografien, die teilweise für ihre späteren Plattencover verwendet wurden. 1969 begann sie, ihre von der Beat Generation beeinflusste Poesie in Zeitschriften wie Rock und Creem zu veröffentlichen. Reisen führten sie nach Frankreich, wo sie u. a. die Grabstätten ihrer Idole Jim Morrison und Arthur Rimbaud besuchte.[4] Ihre Freundschaft mit Lenny Kaye, Sam Shepard, Todd Rundgren und Tom Verlaine (damals bei der Punk-Gruppe Television) ermutigte sie 1974 zu ihrer ersten Single, Hey Joe, in der Patti Smith die damals gerade aktuelle Entführung von Patty Hearst, der Enkelin des Zeitungsmagnaten William Randolph Hearst, verarbeitete. Nach eigenen Aussagen war für sie das Singen vor allem eine Möglichkeit, ihre Gedichte vorzutragen, sie sei "zufällig" in der Musik gelandet.[5] Sie selber sieht sich in erster Linie als Lyrikerin und schreibt täglich diszipliniert.
1975 erschien Horses, die erste LP der späteren Patti Smith Group mit Lenny Kaye, Ivan Kral, Richard Sohl und Jay Dee Daugherty. Die Band wurde Vorläufer und Vorbild der englischen und amerikanischen Punk- und New-Wave-Bewegung. Patti Smith etablierte sich zudem als Ikone der neuen Frauenbewegung. Die frei assoziierende Lyrik, die Patti Smith halb atemlos, halb synkopisch über nur scheinbar primitive Rockakkorde legte, gab ihren Songs und auch den von ihr gewählten Coverversionen (Gloria (Them), My Generation (The Who)) einen aufbegehrenden und nervösen Reiz.
1976 folgte das Album Radio Ethiopia. 1977 brach sich Smith bei einem schweren Unfall auf der Bühne zwei Rückenwirbel und musste einige Zeit aussetzen. Im Jahr darauf veröffentlichte sie mit Easter ihr einziges Album, das auch kommerziell ein Erfolg wurde. Die daraus ausgekoppelte Single Because The Night stammt aus einer Zusammenarbeit mit Bruce Springsteen und erreichte in Großbritannien Platz 5.[6] 1979 erschien mit Wave ihre für lange Zeit letzte LP.
In den 1980er-Jahren lebte sie mit ihrem Mann, dem Gitarristen Fred „Sonic“ Smith (MC5) und ihren zwei weiteren Kindern zurückgezogen in Detroit und arbeitete auch als Buchhändlerin. Ein Comeback-Anlauf mit dem Album Dream of Life (1988) wurde durch den Tod Richard Sohls (1990) und ihres Mannes (1994) gebremst. Sie kehrte danach nach eigenen Angaben auf die Bühne zurück, "um Geld zu verdienen". Nach 1996 und dem Album Gone Again lieferte Patti Smith regelmäßig neue Werke ab. Auf ihrer im April 2004 erschienenen CD Trampin’ ist die Horses-Besetzung mit Lenny Kaye und Jay Dee Daugherty zu hören. Im April 2007 erschien ihr Album Twelve mit zwölf Neuaufnahmen von Rockklassikern wie Smells Like Teen Spirit der Band Nirvana und Gimme Shelter der Rolling Stones.
Auf der Berlinale 2008 wurde der Doku-Spielfilm Dream of Life (2007) über Patti Smiths Leben uraufgeführt, mit dem sie sich mehr als zehn Jahre beschäftigt hatte.
Patti Smith begegnete Papst Franziskus im April 2013 am Rande einer Generalaudienz auf dem Petersplatz. Damit löste sie ein Versprechen ein, das sie bei der Wahl des Papstes gegeben hat.[7]
Für den im November 2014 erschienenen Film Die Tribute von Panem – Catching Fire nahm Smith den eigens verfassten Song Capitol Letter auf.[8]
Der Schweizer Maler Franz Gertsch widmete Patti Smith einen fünfteiligen Bilderzyklus von großformatigen, fotorealistischen Porträts. Gertsch lernte Smith indirekt auf einer Vernissage seines Kölner Galeristen kennen. Hier fotografierte er sie so lange, bis sie wütend das Papier, von dem sie ein Gedicht ablas, zusammenknüllte und es ihm entgegenwarf. Die Versöhnung erfolgte durch eine spätere Einladung in sein Atelier. Dort meinte sie, dass es schon immer ihr Traum gewesen sei, einmal die Muse für einen Maler sein zu können.[9]
Jahr | Titel | Chartplatzierungen[11] | Anmerkungen | ||||
---|---|---|---|---|---|---|---|
DE | AT | CH | UK | US | |||
1975 | Horses | — | — | — | 157 | 47 | Erstveröffentlichung: 13. Dezember 1975 |
1976 | Radio Ethiopia | — | — | — | — | 122 | Erstveröffentlichung: Oktober 1976 |
1978 | Easter | 43 (3 Wo.) |
— | — | 16 (14 Wo.) |
20 | Erstveröffentlichung: 3. März 1978 |
1979 | Wave | 18 (18 Wo.) |
19 (12 Wo.) |
— | 41 (6 Wo.) |
18 | Erstveröffentlichung: 17. Mai 1979 |
1988 | Dream of Life | 30 (9 Wo.) |
26 (2 Wo.) |
9 (6 Wo.) |
70 (1 Wo.) |
65 (15 Wo.) |
Erstveröffentlichung: Juni 1988 |
1996 | Gone Again | 28 (11 Wo.) |
21 (12 Wo.) |
29 (7 Wo.) |
44 (2 Wo.) |
55 (5 Wo.) |
Erstveröffentlichung: 18. Juni 1996 |
1997 | Peace and Noise | 99 (1 Wo.) |
— | — | — | 152 (1 Wo.) |
Erstveröffentlichung: 30. September 1997 |
2000 | Gung Ho | 67 (4 Wo.) |
— | 94 (1 Wo.) |
— | 179 (1 Wo.) |
Erstveröffentlichung: 21. März 2000 |
2004 | Trampin’ | 36 (4 Wo.) |
49 (4 Wo.) |
48 (4 Wo.) |
70 (1 Wo.) |
123 (1 Wo.) |
Erstveröffentlichung: 27. April 2004 |
2007 | Twelve | 17 (7 Wo.) |
32 (5 Wo.) |
23 (9 Wo.) |
63 (1 Wo.) |
60 (3 Wo.) |
Erstveröffentlichung: 17. April 2007 |
2012 | Banga | 19 (8 Wo.) |
23 (5 Wo.) |
12 (9 Wo.) |
47 (2 Wo.) |
57 (2 Wo.) |
Erstveröffentlichung:1. Juni 2012 |