Orthodoxie (griechisch ὀρθός orthós ‚richtig‘, ‚geradlinig‘ und δόξα dóxa ‚Meinung‘, ‚Glaube‘, also „Rechtgläubigkeit“) bezeichnet allgemein eine Interpretation einer Lehre, die sich stark an die ursprüngliche Interpretation hält. Anhänger einer Orthodoxie sehen darin eine notwendige Selbstbehauptung des Denkens gegen Beliebigkeit und Willkür; die jeweiligen Kritiker wenden ein, dass eine orthodoxe Interpretation sich flexiblen Weiterentwicklungen und Anpassungen an veränderte religiöse, politische und kulturelle Verhältnisse verweigert.
Im Christentum ist „Orthodoxie“ ursprünglich der Begriff für das Festhalten an der trinitätstheologischen Entscheidung des 1. Konzils von Nicaea (325) („homooúsios tô patrí“ „mit dem Vater wesenseins“) in Abgrenzung von den Arianern. Sodann wird damit das Bekenntnis zum christologischen Dogma des Konzils von Chalkedon (451) bezeichnet. Erst in nachreformatorischer Zeit ist damit das Beharren auf bestimmten traditionellen Lehrmeinungen, Ideologien oder Handlungsweisen gemeint, im Gegensatz zu Erneuerungsbewegungen (Heterodoxie):
Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man unter Orthodoxie zwei große Gruppen von Kirchen:
Das orthodoxe Judentum besteht aus den beiden Hauptrichtungen des modern- oder neuorthodoxen Judentums und des ultraorthodoxen Judentums. Dieses wird auch normatives Judentum genannt.[1] Der Begriff orthodoxes Judentum wurde wohl ursprünglich im liberalen Judentum in Assoziation zur christlichen Orthodoxie zur Abgrenzung von jenen Juden verwendet, die trotz der gesellschaftlichen Veränderungen der Aufklärung ihre jüdische Tradition nicht änderten. Man hat schon im 19. Jahrhundert darauf hingewiesen, dass der Begriff Orthopraxes Judentum (v. griech. orthos, richtig, und praxis, Tun, Handeln) treffender ist[1].
Das orthodoxe Judentum hielt fest an den tradierten Wurzeln der gesamten Tora (Hebräisch für 'Lehre') aus schriftlicher Lehre (Sefer Tora) und mündlicher Lehre (Talmud). Und es entwickelte diese Grundlagen in den nachfolgenden Werken des rabbinischen Judentums bis heute in einem eigenen Weg weiter, der sich seit dem 19. Jahrhundert als Reaktion auf das Reformjudentum ausbildete. Die ganze Tora gilt im orthodoxen Judentum als autoritatives Wort Gottes, das aber in der Zeit in seiner Auslegung entwickelt und zunehmend entfaltet wird. Die Autorität der Tora ist prägend für das orthodoxe jüdische Leben, welches als ein ganzheitlicher Gottesdienst verstanden wird und von Kindererziehung, Torastudium, Lobpreisungen Gottes, Gebet, Absonderung von der nichtjüdischen Welt und ritueller Reinhaltung der Person und der Familie ausgefüllt wird. Von allen Strömungen des Judentums ist das orthodoxe Judentum die am wenigsten homogene[1].
Die Bezeichnung wird mehrheitlich für Muslime sunnitischer Richtung verwendet, die mit den vier islamischen Rechtsschulen (Madhhab) der Hanafiten, Hanbaliten, Malikiten und Schafiiten de jure und de facto die große Mehrheit der Gläubigen stellen. Sie wird auch als Abgrenzung zu Minderheitsrichtungen im Islam verwendet, also beispielsweise gegen den, die Aleviten, die Ahmadiyya, die Schiiten.
Weitere Bedeutungen umfassen: