Naegleria fowleri | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Naegleria fowleri | ||||||||||||
Carter, 1970 |
Naegleria fowleri ist ein amöbenähnlicher Flagellat (Geißeltier), der als fakultativer (nicht auf einen Wirt angewiesener) Parasit den Menschen befallen kann.
Als Trophozoit hat er Ähnlichkeit mit Amöben, da er sich mit Pseudopodien (Scheinfüßchen) fortbewegt. Fällt jedoch der Elektrolytwert der Umgebung, so bildet die Zelle Geißeln aus, mit denen sie aus dem ungünstigen Milieu fliehen kann. Der Trophozoit hat eine Größe von bis zu 30 Mikrometer, seine Cysten nur bis 15 Mikrometer.
Naegleria fowleri bildet Kolonien aus, in denen mehrere Hundert Trophozoiten zusammen leben. Sie ernähren sich hauptsächlich von Bakterien und Detritus (abgestorbenen Pflanzen). Wenn Trophozoiten beim Schwimmen oder anderen Tätigkeiten in die Nase gelangen, dringen sie entlang des Riechnervs ins Gehirn vor.
Naegleria fowleri ist auf der ganzen Welt verbreitet, mit Schwerpunkten in Australien und den USA. Da N. fowleri auf Feuchtigkeit angewiesen ist, kommt er vor allem im feuchten Erdreich und in stehenden Gewässern vor. Er kann sich optimal in warmen Gewässern ausbreiten und bildet dort kleinere Kolonien. Sein Vorkommen ist daher meist auf Schwimmbäder, Badeseen und Industrieabwässer beschränkt.
Seit 1963 wurden in den USA knapp 140 Menschen infiziert und starben in wenigen Tagen. Nur drei Menschen überlebten eine Infektion bisher.[1] 2011 wurde von zwei Todesfällen nach Nasenspülungen mit Leitungswasser berichtet.[2] 2012 starben in Pakistans größter Stadt Karachi innerhalb von sechs Monaten neun Männer und ein vierjähriges Kind an einer Infektion mit Naegleria fowleri; der Infektionsweg ist nicht geklärt, z. B. hatte nur einer der Betroffenen vorher in einem Gewässer gebadet.[3] 2015 wurde der Fall einer 21-jährigen Frau vom Northern Inyo Hospital, Bishop, Kalifornien, gemeldet.[4] Am 19. Juni 2016 starb eine 18-jährige Frau in Charlotte (North Carolina) in den USA nach einer Bootskenterung im Rahmen einer Rafting-Tour im Whitewater River (Keowee River) an den Folgen der Infektion.[5]
Naegleria fowleri erzeugt die eitrige Hirnhautentzündung PAME (Primäre Amöben-Meningoenzephalitis), vorwiegend bei Kindern und jungen Erwachsenen. PAME wird auch als Naegleriasis beziehungsweise Schwimmbadamöbose bezeichnet. Drei bis sieben, spätestens 14 Tage nach einer Infektion kann PAME plötzlich ausbrechen. Nach massivem Auftreten von Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und Nackensteifheit kommt es zu einer pyogenen Meningoenzephalitis, gefolgt von Koma und dem Tod innerhalb einer Woche. Es sind nur wenige Fälle bekannt, bei denen eine frühzeitige Behandlung zum Überleben geführt hat. In Endemiegebieten sind bei vielen Jugendlichen spezifische Antikörpertiter nachweisbar, weswegen viele Naegleria-Infektionen wahrscheinlich symptomlos verlaufen.
Eine Vorbeugung kann durch Desinfektion von Schwimmbädern, Meidung von Abwässern und Flachwässern vor allem in wärmeren Gebieten erfolgen. Auch Nasenklammern beim Schwimmen können einer Infektion vorbeugen.[6] Es gibt keine gesetzlichen Regelungen (wie Meldepflicht) für diese Krankheit. Die Diagnose kann durch Nachweis schnell beweglicher Amöben im Liquor erfolgen.