Der Begriff Langwellenrundfunk bezeichnet den Rund- bzw. Hörfunk im Langwellenband. Hierfür ist der Frequenzbereich zwischen 148,5 kHz und 283,5 kHz vorgesehen. Er dient heute überwiegend zur terrestrischen Ausstrahlung von nationalen Hörfunkprogrammen über die Landesgrenzen hinaus, daneben auch wie der Kurzwellenrundfunk zur Verbreitung fremdsprachiger Programme für Hörer in anderen Ländern. Aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wird, abgesehen vom französischsprachigen Europe 1, kein Hörfunkprogramm im Langwellenband mehr ausgestrahlt. Zum Jahreswechsel 2014/2015 wurden letzte Sender abgeschaltet.
Ein Vorteil der Langwelle ist die große Reichweite der Bodenwelle (bis über 1000 km), sodass mit einem einzigen Sender große Flächen mit einem stabilen Signal versorgt werden können. Hierbei werden oft sehr leistungsstarke Sender eingesetzt (bis zu 2000 kW). Raumwellenausbreitung hat eine geringere Bedeutung als bei höheren Frequenzen, sodass Störungen durch Nahbereichsfading (Überlagerung von Boden- und Raumwelle in der Nacht) kaum auftreten. Nachteilig ist die geringe Zahl der zur Verfügung stehenden Kanäle (15).
Im Langwellenbereich sind der natürliche (durch Gewitter usw.) und künstliche Störpegel (siehe EMV-Belastung) sehr hoch. Das zwingt zu hohen Sendeleistungen. Zusätzlich erfordert die große Wellenlänge sehr große Antennenanlagen (siehe Senderbeschreibungen unten). Entsprechend sind die Betriebskosten eines Langwellensenders sehr hoch.
Der Langwellenbereich wird nur von Rundfunksendern in Europa, den GUS-Staaten, der Mongolei, dem Nahen Osten und Nordafrika – auch als Zone 1 bezeichnet – benutzt. Auf dem amerikanischen Kontinent sowie in Südostasien, Australien und Ozeanien steht das Langwellenband nicht für Rundfunksendungen zur Verfügung und wird von LowFER benutzt.
Die Langwellenfrequenzen für Rundfunk sind in einem 9-kHz-Raster (↑ siehe Kanalraster) vergeben. Wegen der geringen Anzahl der zur Verfügung stehenden Übertragungskanäle für Rundfunk im Langwellenbereich (15 Kanäle) wird jede Frequenz von mehreren Sendern belegt. Wegen der großen Reichweite der bei Nacht auftretenden Raumwelle (diurnal phase shift) müssen nach im Genfer Wellenplan festgelegten Regeln viele leistungsstarke Stationen ihre Sendeleistung drosseln und/oder mit einer Richtstrahlantenne arbeiten, um gegenseitige Störungen zu verringern. Manche Stationen müssen während der Nachtstunden ihren Betrieb einstellen. Trotzdem ist es möglich, dass auf einer Frequenz während der Nachtstunden mehrere Sender zu hören sind – wie im Mittelwellenbereich. Mit einer richtungsempfindlichen Empfangsantenne, wie einer Ferrit- oder Rahmenantenne, kann man durch Drehen der Antenne Abhilfe schaffen, sofern beide Sender nicht in einer Richtung liegen.
In einigen Ländern Europas bestehen leistungsstarke Sender, wie zum Beispiel am Senderstandort Felsberg-Berus. Die Antenne strahlt mit 2000 kW auf 183 kHz das Programm der privaten Rundfunkgesellschaft Europe 1 aus. Öffentlich-rechtliche Sender wie France Inter und die BBC sind sehr leicht auf der Frequenz 162 kHz bzw. 198 kHz zu empfangen.
Weitere private Rundfunkanbieter wie RTL und Radio Monte Carlo bedienen sich auch der Langwelle zur großflächigen Ausstrahlung ihrer Programme.
Sender im Langwellenbereich sind nur in Europa, Nordafrika, den Nachfolgestaaten der UdSSR und der Mongolei aktiv. Früher gab es auch Langwellensender in Kleinasien und auf der arabischen Halbinsel.
Frequenz | Sendername | Land | Ort | Art der Sendeantenne | Sendeleistung | Bemerkungen |
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153 kHz | Antena Satelor | Rumänien | Braşov | T-Antenne an zwei abgespannten Sendemasten von 250 Metern Höhe | 200 kW | |
NRK P1 | Norwegen | Ingøy | Rundstrahlantenne, obengespeister 362 Meter hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast | 100 kW | ||
162 kHz | France Inter | Frankreich | Allouis | zwei obengespeiste 350 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmasten | 2000 kW | nachts mit halber Leistung |
Ulaanbaatar Radio | Mongolei | Ulaanbaatar | 500 kW | 164 kHz | ||
171 kHz | Radio Mediteranée Internationale (Médi 1) |
Marokko | Nador | Richtantenne, drei 380 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmasten | 2000 kW | |
183 kHz | Europe 1 | Deutschland | Felsberg-Berus | Richtantenne, vier gegen Erde isolierte abgespannte Stahlfachwerkmasten, von 270 m, 276 m, 280 m und 282 m Höhe, Reserveantenne zwei gegen Erde isolierte 234 Meter hohe Stahlfachwerkmaste | 2000 kW | französisches Programm, stärkster Rundfunksender in Deutschland, Abstrahlung aber hauptsächlich nach Südwest. |
189 kHz | Rás 1/Rás 2 | Island | Gufuskálar | Rundstrahlantenne, 412 Meter hoher, gegen Erde isolierter, abgespannter Sendemast | 300 kW | |
Sveriges Radio | Schweden | Motala | T-Antenne an zwei Sendemasten von 120 Metern Höhe | nur noch selten und mit sehr geringer Leistung aktiv | ||
198 kHz | BBC Radio 4 | Großbritannien | Droitwich | T-Antenne an zwei abgespannten gegen Erde isolierten Sendemasten von 213 Meter Höhe | 500 kW | nachts BBC World Service |
BBC Radio 4 | Großbritannien | Burghead | Rundstrahlantenne, abgespannter Sendemast | 50 kW | ||
BBC Radio 4 | Großbritannien | Westerglen | Rundstrahlantenne, abgespannter Sendemast von 152 Metern Höhe | 50 kW | ||
207 kHz | RTM A | Marokko | Azilal | 400 kW | ||
Rás 1/Rás 2 | Island | Eiðar | Rundstrahlantenne, 220 Meter hoher, gegen Erde isolierter Stahlfachwerkmast | 100 kW | ||
216 kHz | Radio Monte Carlo/Trans World Radio | Frankreich | Roumoules | Richtantenne, drei 300 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmasten, 330 Meter hoher Sendemast als Reserveantenne | 1400/900 kW | Terrain der Sendeanlage ist exterritorial |
225 kHz | Polskie Radio 1 | Polen | Solec Kujawski | Richtantenne, zwei abgespannte obengespeiste Sendemasten mit 330 m und 289 m Höhe | 1000 kW | früher Senderstandort Konstantynów |
Ulaanbaatar Radio | Mongolei | Altai | 75 kW | 227 kHz | ||
234 kHz | RTL | Luxemburg | Beidweiler | Richtantenne, drei 290 Meter hohe abgespannte geerdete Stahlfachwerkmasten mit Vertikalreusen | 1.500 kW | Reservesenderstandort Junglinster; französisches Programm |
Voice of Armenia | Armenien | Gavar | 500 kW | |||
243 kHz | Danmarks Radio | Dänemark | Kalundborg | Alexanderson-Antenne Richtung 153/333 Grad, zwei 118 m hohen geerdeten Stahlturm-Strahler mit Topkapacitanz-Drähten verbunden | 50 kW | nur wenige Stunden am Tag in Betrieb |
252 kHz | Chaîne 3 | Algerien | Tipaza | Rundstrahlantenne, abgespannter 355 Meter hoher Stahlfachwerkmast | 1.500 kW | französisches Programm; nachts mit halber Leistung |
RTÉ Radio 1 | Irland | Summerhill | Rundstrahlantenne, abgespannter gegen Erde isolierter Stahlfachwerkmast von 248 Metern Höhe | 300 kW | früher Sender von Atlantic 252, nachts mit 100 kW Leistung; Abschaltung ursprünglich geplant für den 27. Oktober 2014 und 19. Januar 2015. Verschoben auf 2017. Ab 2016 Reduktion der Sendezeit.[1] | |
270 kHz | Český Rozhlas 1 (Radiožurnál) | Tschechien | Topolná | Richtstrahlantenne (Strahlungsmaximum in Ost-West-Richtung), Reusenantennen an 2 geerdeten abgespannten Stahlfachwerkmasten von 270 Metern Höhe | 50 kW (bis Anfang 2014 650 kW) | |
279 kHz | Radio Ashgabat 1 | Turkmenistan | Aşgabat | 150 kW |
In den letzten Jahrzehnten zeigt sich international eine Tendenz zur allmählichen Abschaltung von Langwellensendern (↑ siehe auch Analogabschaltung). Dieser Tendenz folgend, wurde die Ausstrahlung der Programme des Deutschlandfunks auf 153 kHz (Sender Donebach) und 207 kHz (Sender Aholming) sowie von Deutschlandradio Kultur auf 177 kHz (Sender Zehlendorf) zum 31. Dezember 2014 eingestellt.[2]
An dieser Stelle folgt eine Auflistung ehemals bedeutsamer Langwellensender, wie sie häufig noch auf der Skala älterer Radioempfänger aufgedruckt sind:
Frequenz | Sendername | Land | Ort | Art der Sendeantenne | Sendeleistung | Bemerkungen |
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153 kHz | Deutschlandfunk | Deutschland | Donebach | Richtantenne, 2 obengespeiste 363 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmasten | 500 kW | zum 31. Dezember 2014 abgeschaltet[2] |
Radio Majak | Turkmenistan | Aşgabat | 650 kW | |||
Radio Junost | Russland | Taldom | 300/150 kW | |||
162 kHz | TRT Radyo-4 | Türkei | Ağrı | 2 abgespannte Stahlfachwerkmasten, Höhe: 250 Meter | 1000 kW | |
Radio Bashkortostan | Russland | Ufa | 150 kW | |||
Radio Taschkent 1 | Usbekistan | Taschkent | 150 kW | |||
Radio Taimyr/Radio Rossii | Russland | Norilsk | 150 kW | |||
171 kHz | Radio Rossii | Russland | Bolschakowo | 150/75 kW | ||
Radio Tschetschnja Swobodnaja | Russland | Krasnodar-Tbilisskaja | 1200 kW | |||
Radio Belarus | Weißrussland | Minsk | 1000 kW | |||
Radio Sacha/Radio Rossii | Russland | Jakutsk | 150 kW | 2014 stillgelegt | ||
Radio Tomsk/Radio Rossii | Russland | Ojasch | 250 kW | Ende 2013 stillgelegt | ||
177 kHz | Deutschlandradio Kultur | Deutschland | Zehlendorf | Rundstrahlantenne, Reusenantenne an 359,7 Meter hohem abgespannten geerdeten Stahlfachwerkmast. | 500 kW | zum 31. Dezember 2014 abgeschaltet[2] |
180 kHz | TRT Radyo-2 | Türkei | Polatlı | abgespannter Stahlfachwerkmast, Höhe: 250 Meter | 1.200 kW | |
Radio Kamtschatka/Radio Rossii | Russland | Petropawlowsk-Kamtschatski | 150 kW | |||
Radio Kasachstan 1 | Kasachstan | Almaty | 500 kW | |||
Radio Majak | Kasachstan | Aqtöbe | ||||
189 kHz | RAI Radio Uno | Italien | Caltanissetta | Rundstrahlantenne, abgespannter Stahl-Fachwerkmast, Höhe 282 Meter | 10 kW | Betrieb im August 2004 eingestellt |
Sakartvelos Radio | Georgien | Tiflis | abgespannter Stahlfachwerkmast | 100 kW | mittlerweile demontiert | |
198 kHz | Radio Bis | Polen | Raszyn | Rundstrahlantenne, 335 Meter hoher, gegen Erde isolierter Sendemast | 200 kW | |
TRT Radyo-1 | Türkei | Etimesgut | 120 kW | |||
Radio Majak | Russland | Moskau-Kurovskaja | 150 kW | |||
Radio Majak | Russland | Sankt Petersburg - Olgino | Rundstrahlantenne, 205 Meter hoher Sendemast | 150 kW | ||
Radio Majak | Russland | Ufa, Irkutsk | 150 kW | |||
207 kHz | Deutschlandfunk | Deutschland | Aholming | Richtantenne, 2 obengespeiste 265 Meter hohe abgespannte Stahlfachwerkmasten | 500 kW | zum 31. Dezember 2014 abgeschaltet[2] |
Radio Amman | Jordanien | Al Karanah | 600 kW | |||
Ukrainske Radio 1 | Ukraine | Browary | 2 gegen Erde isolierte 259,6 Meter hohe, abgespannte Stahlfachwerkmasten, deren Unterteil mit einer Reusenantenne ausgestattet ist | 500 kW | ||
Radio Majak | Russland | Tynda | 150 kW | |||
216 kHz | Radio Aserbaijan 1 | Aserbaidschan | Baku | 500 kW | ||
Norsk rikskringkasting | Norwegen | Kløfta | T-Antenne an zwei je 230 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmasten | 200 kW | im Januar 1995 stillgelegt | |
225 kHz | TRT-GAP | Türkei | Van | abgespannter Stahlfachwerkmast, Höhe: 250 Meter | 600 kW | |
Radio Rossii | Russland | Surgut | 500 kW | |||
234 kHz | Moskau 1 | Moldawien | Grigoriopol | 1000 kW | ||
Moskau 1 | Russland | Krasny Bor | Reusenantenne an 271,5 Meter hohen abgespannten Stahlfachwerkmast | 2000 kW | ||
243 kHz | TRT Radyo-4 | Türkei | Erzurum | abgespannter Stahlfachwerkmast, Höhe: 185 Meter | 200 kW | |
Radio Kasachstan 1 | Kasachstan | Qaraghandy | 1.200 kW | |||
Radio Kasachstan 2 | Kasachstan | Almaty | 1.200 kW | |||
252 kHz | Yleisradio | Finnland | Lahti | T-Antenne an zwei abgespannten Sendemasten von 150 Metern Höhe | 200 kW | seit 1993 Rundfunkmuseum |
Radio Liberty | Armenien | Jerewan | 150 kW | |||
261 kHz | Radioropa Info | Deutschland | Burg | Rundstrahlantenne, Reusenantenne an geerdeten Stahlfachwerkmast von 324 Metern Höhe, gegen Erde isolierter Rohrmast von 210 Metern Höhe | 50 kW | |
Radio Rossii | Russland | Taldom | Rundstrahlantenne, Kreisgruppenantenne, abgespannter Zentralmast von 275 Metern Höhe, umgeben von 5 auf einem Kreis um diesen gelegenen abgespannten Sendemasten | 250 kW | ||
Radio Horizont | Bulgarien | Vakarel | zigarrenförmiger 215 Meter hoher Sendemast (Blaw-Knox-Sendeturm) | 75 kW | zum 31. Dezember 2014 abgeschaltet | |
270 kHz | Moskau 1 | Russland | Chabarowsk | 150 kW | ||
Radio Rossii | Russland | Orenburg | 50 kW | |||
279 kHz | Radio Mayak | Russland | Jekaterinburg | Rundstrahlantenne, obengespeister 256 Meter hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast | 50 kW | |
Radio Belarus 1 | Weißrussland | Sasnowy | 500 kW | abgeschaltet am 31. März 2016[3] |