Die Lange Anna ist eine 47 Meter hohe freistehende Felsnadel (Brandungspfeiler) im äußersten Nordwesten der deutschen Nordseeinsel Helgoland. Sie ist etwa 25.000 Tonnen schwer, aus rotem Buntsandstein und hat eine Grundfläche von 180 m². Weniger prominent ist die mit dem Oberland von Helgoland verbundene Kurze Anna rund 50 Meter weiter östlich, die sich erst am 31. Januar 1976 durch den Abbruch eines großen Felsstückes bildete.[1]
Die Lange Anna ist ein beliebtes Ausflugsziel für Touristen und ein Wahrzeichen für Helgoland. Der Felsen ist nicht frei zugänglich, kann aber gut von oben vom benachbarten Klippenende des Oberlandes aus betrachtet werden. Am Felsen brüten mehrere Seevogel-Arten: vor allem Trottellumme, Dreizehenmöwe und seit einigen Jahren auch Basstölpel.
Bis zum 16. Mai 1860 [2] war der Felsen als Bestandteil eines Brandungstores noch durch eine natürliche Felsbrücke mit der eigentlichen Hauptinsel verbunden, bis diese bogenähnliche Verbindung einstürzte. 1976 entstand durch Teilabbruch des Oberlandes ein weiterer kleiner einzelstehender Felsen vor der Langen Anna, und der Klippenrandweg wurde dort aufgrund weiterer Einsturzgefahr am Nordhorn entsprechend zurückversetzt.
Von 1903 bis 1927 wurde eine 1,3 Kilometer lange Schutzmauer errichtet, um die Brandung vom Felssockel fernzuhalten und damit die weitere marine Erosion (Abrasion) an der Westküste Helgolands aufzuhalten. Die Lange Anna erhielt ihre Schutzmauer im Rahmen des Projekts Hummerschere.
Erklettert wurde der Felsen nur einmal: im Oktober 1965. Die Helgoländer Felsen sind sehr brüchig, deshalb ist das Klettern nicht erlaubt. [3]
1969 erhielt die Felsformation den Status eines Naturdenkmals.
1979 wurde eine Brandungshohlkehle am Fuße der Langen Anna zugemauert, um einen Einsturz zu verhindern.
Der weitere Verfall durch Frostschäden ist mit technischen Mitteln kaum aufzuhalten. Das Gestein wird inzwischen von tiefen Spalten und Rissen durchzogen. Die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung der Langen Anna wären enorm und könnten nicht die schleichende Verwitterung aufhalten. Daher werden keine weiteren Bemühungen unternommen, die Lange Anna ist ihrem Schicksal überlassen. Aufgrund der hohen Anfälligkeit einer Schicht in 16 Meter Höhe, die aus Katersandlagen besteht und jetzt schon den dünnsten Teil der Langen Anna darstellt, sehen Hamburger Gutachter eine akute Abbruchgefahr der oberen zwei Drittel.
Der eigentliche Name des Felsens lautet auf Helgoländer Friesisch Nathurn Stak: „Nordhorn-Brandungspfeiler“.[4] Für den Felsen wurden und werden unterschiedliche Namen verwendet, wie die Bilder-Galerie unten deutlich macht. Zunächst wurden Abbildungen in Anlehnung an den Helgoländischen Namen mit „Nordspitze“ oder „Nordcap“ unterschrieben. In einem deutschnationalen Reiseführer von 1901 wird der Felsen „Schildwache“ genannt.[5] In zahlreichen Reiseführern wurde auch der Name „Hengst“ verwendet, den aber ein anderer Felsen trug, der schon 1856 ebenfalls an der Nordspitze, aber an anderer Stelle einstürzte und gänzlich verschwand. Die Bezeichnung "Mönch" beruht in der Regel auf einer Verwechslung mit dem ähnlichen Felsen "Mönch", der bis zur Sprengung 1947 an der Südspitze stand. Diese Bezeichnung kann aber wie auch der "Hengst" als Gattungsbegriff gemeint sein. In Ergänzung zu dem älteren und ursprünglich bekannteren Felsen "Mönch" findet sich auch der Name "Nonne" für die Lange Anna.
In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg entstand der Name „Lange Anna“, über dessen Herkunft es nur Spekulationen gibt, wobei seit der letzten Jahrtausendwende auf die schönen Kellnerinnen verwiesen wird. „Lange Anna“ kommt aber aus dem deutschen Volkshumor vor dem Ersten Weltkrieg ähnlich wie Dicke Berta - so wurde im Ersten Weltkrieg eine Kanone und vor dem Ersten Weltkrieg ein Leuchtturm in Cuxhaven genannt, dort gab es auch eine Schlanke Anna aus der gleichen Zeit. "Lange Anna" kann beispielsweise Else Lasker-Schüler in ihrem Drama Die Wupper von 1909 einen Transvestiten aus der Arbeiterklasse nennen.[6] Die Höhe des Felsens wird mit diesem Scherznamen spöttisch-respektvoll betrachtet. Der benachbarte höchste Punkt der Insel verdankt einem ähnlichen Humor seinen Namen. Die NSDAP-Helgoland, in der vom Festland stammende Biologen und Lehrer führend waren, versuchte 1934 mit dem Titel ihrer Zeitung "Nathurn" eine Nähe zu den Helgoländern herzustellen.[7] In der Sprache der Einheimischen, auf Helgoländisch, heißt die Lange Anna auch heute noch Nathurn. Seitdem der Witz des Namens nicht mehr verstanden wird, ist zur Erklärung des Namens die Geschichte von der langen Kellnerin Anna im Umlauf.