Kleiner Wiesenknopf | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sanguisorba minor | ||||||||||||
Scop. |
Der Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor) – auch Pimpinelle oder Pimpernell – ist eine Pflanzenart aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae).
Der Kleine Wiesenknopf ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 20 bis 100 cm erreicht. Der Stängel ist aufrecht mit rosettig angeordneten Laubblättern. Die Blätter haben drei bis zwölf Paare eiförmiger bis elliptischer Fiederblätter. Die Blättchen sind 0,5 bis 2 cm lang und tragen jederseits drei bis neun Zähne.
Die Blüten stehen in kugeligen Köpfchen von 1 bis 3 cm Durchmesser und besitzen einen grünen (bis rötlichen) Kelch. An den Köpfchen stehen oben die weiblichen Blüten mit roten pinselförmigen Narben, darunter zwittrige Blüten und zuunterst die zuletzt reifenden männlichen Blüten mit lang gestielten, hängenden Staubbeuteln.
Der Fruchtbecher (Cupula) ist netzrunzelig oder mit grob gezähnten Netzleisten.
Die Art hat die Chromosomenzahl 2n = 28[1].
Der Kleine Wiesenknopf ist eine ausdauernde, oft wintergrüne Halbrosettenpflanze. Er ist ein Rohbodenpionier mit VA-Mykorrhiza.
Die Pflanze ist windblütig, was bei den Rosengewächsen eine Ausnahme darstellt. Die vorweiblichen Blüten gehören dem „Langstaubfädigen Typ“ an. Die Anordnung und die Reihenfolge der Reifung fördert die Fremdbestäubung der Blüten. Bienen sammeln den Pollen, so dass auch Insektenbestäubung vorliegt. Blütezeit ist von Mai bis August.
Die Früchte sind kleine Nüsse, die vom Blütenbecher fest umschlossen sind, der so als Flug- und Schwimmapparat für die Früchte dient. Die Ausbreitung der Früchte erfolgt als Ballonflieger und als Regenschwemmlinge; evtl. ist auch mit Wasserhaft- und Zufallsverbreitung zu rechnen. Fruchtreife ist von Juli bis Oktober. Die Früchte sind Wintersteher.
Vegetative Vermehrung erfolgt durch unterirdische Ausläufer (Rhizome).
Der Kleine Wiesenknopf ist als submediterranes Florenelement[1] schwerpunktmäßig in Südeuropa sowie Teilen Mitteleuropas heimisch. Das Gesamtverbreitungsgebiet reicht im Norden bis Skandinavien, im Süden schließt es Nordafrika ein und im Osten Südwestasien bis nach Afghanistan. Besiedelt werden Höhenstufen vom Tiefland bis in mittlere Gebirgslagen (in den Alpen bis 1220 m Höhe). Nach Dörr und Lippert kommt er aber z.B. am Nagelskopf bei Steeg (Tirol) bei 1400 m Meereshöhe vor[2].
Die Art wächst auf sonnigen, oft lückigen Mager- und Halbtrockenrasen, bevorzugt trockenen, meist kalkhaltigen, lockeren Lehmboden, ist etwas wärmeliebend und ein Magerkeitszeiger. Sie ist eine Festuco-Brometea-Klassencharakterart und kommt meist in Mesobromion-Gesellschaften vor.[1]
Der Kleine Wiesenknopf wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum[3] unter dem Namen Poterium sanguisorba erstveröffentlicht und ist die Typus-Art der Gattung Poterium.[4] Giovanni Antonio Scopoli stellte ihn 1771 in die Gattung Sanguisorba und benannte ihn Sanguisorba minor Scop., weil Gattungsname und Epithet nach dem Internationalen Code der Nomenklatur für Algen, Pilze und Pflanzen nicht identisch sein dürfen. Nach molekularphylogenetischen Erkenntnissen wird die Gattung Poterium von Sanguisorba getrennt und mit Bencomia Webb & Berthel., Marcetella Svent., Dendropoterium Svent. und Sarcopoterium Spach zusammengefasst.[5]
Es werden zwei Unterarten unterschieden:
Sanguisorba verrucosa (Link ex G. Don) Ces. (Syn. Sanguisorba minor subsp. verrucosa (Link ex G. Don) Holmboe) wird heute meist als eigene Art angesehen. [7][8]
Die Blätter und Blüten haben einen leicht gurkenähnlichen Geschmack, beide können in kalten Getränken und auch in Salaten Verwendung finden. Auch sind sie zum Würzen von Marinaden, Saucen sowie Geflügel- und Fischgerichten zu benutzen.
Der Kleine Wiesenknopf ist als Pimpinelle ein Bestandteil der Frankfurter Grünen Soße sowie der Kasseler und mittelhessischen Rezeptur. Er gehört zu den Kräutern einer klassischen Bauerngartenbepflanzung und dient auch heute noch als Zierpflanze.
Auch die Verwendung als Viehfutter ist üblich, zumal der Kleine Wiesenknopf häufig im Heu zu finden ist.
Der Kleine Wiesenknopf ist auch unter den Namen Blutstillerin, Blutströpfchen, Braunelle, Drachenblut, Falsche Bibernelle, Herrgottsworte, Körbelskraut, Költeltskraut, Rote Bibernelle, Sperberkraut, Wiesenbibernelle, Wurmkraut, Becherblume, Kleine Bibernelle, Welsche Bibernelle, Gartenbibernelle, Kleines Blutkraut, Megenkraut, Nagelkraut, Pimpinelle oder Pimpernelle bekannt.
Vor allem die Bezeichnungen „Bibernelle“, „Pimpinelle“ oder „Pimpernelle“ werden im Markt- und im Lebensmittelhandel häufig gebraucht, können aber zu Verwechslung mit „gleichnamigen“ Doldenblütlern der Gattung Bibernellen (Pimpinella) führen.