Kate Millett, voller Name Katherine Murray Millett, (* 14. September 1934 in St. Paul, Minnesota) ist eine amerikanische Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin, Bildhauerin und Feministin. Ihr wissenschaftliches Werk Sexual Politics (1970; deutsch: Sexus und Herrschaft, 1971) ist einer der Klassiker des Feminismus.
Kate Millett studierte an der Universität von Minnesota, erhielt ihren Master am St Hilda’s College der Universität Oxford und unterrichte anschließend Englische Literatur an der University of North Carolina at Greensboro. 1961 ging sie nach Tokio, wo sie an der Waseda University Englisch lehrte und zugleich Bildhauerei studierte. In dieser Zeit heiratete sie den japanischen Bildhauer Fumio Yoshimura (1926–2002); das Paar ließ sich 1985 scheiden. 1965 kehrte Kate Millett nach New York zurück mit einem Lehrauftrag für Englisch und Philosophie am Barnard College. 1970 wurde sie in Englischer und Vergleichender Literatur mit der Dissertation Sexual Politics an der Columbia University mit Auszeichnung promoviert. Sie lehrte außerdem am Bryn Mawr College, an der Sacramento State University und der University of California in Berkeley.[1]
In ihrer Dissertation mit dem Untertitel Die Tyrannei des Mannes in unserer Gesellschaft unternimmt sie eine Aufarbeitung der Wurzeln des Patriarchats. Sie verbindet eine literarische Analyse, darunter von Autoren wie D.H. Lawrence, Henry Miller, Norman Mailer, mit einer soziologischen und anthropologischen, unter anderen beschäftigt sie sich mit Sigmund Freuds Theorien über das Wesen der Frau. Sie formuliert eine „Theorie der Sexualpolitik“, welche dem gängigen Politikverständnis eine Politik der ersten Person gegenüberstellt. Das Buch wurde ein Bestseller und zu einem Manifest der neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre.
Ihr zweibändiges Werk Flying (1974) ist autobiographisch und handelt unter anderem von ihrer Ehe mit dem japanischen Bildhauer Fumio Yoshimura und von den Qualen, die sie litt, nachdem sie offenbart hatte, dass sie lesbisch ist. Sie schrieb drei weitere autobiografische Romane, darunter Sita (1977), in dem sie von einer Liebesbeziehung mit einer Frau erzählt, die gescheitert war.
Nach dem Aufstieg von Ayatollah Ruhollah Khomeini ging sie 1979 in den Iran, um für Frauenrechte zu kämpfen, wurde aber ausgewiesen. Über die politische Unterdrückung im Iran schrieb sie das Buch Going to Iran (1982).
Millett wurde ab 1973 zweimal in den Vereinigten Staaten und im Jahr 1980 einmal in Irland gegen ihren Willen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen;[2][3] in Irland wurde sie zur Einnahme von Psychopharmaka gezwungen.[4] Ihre Erfahrungen in diesem Zusammenhang schildert sie in The Loony Bin Trip (deutsch: Der Klapsmühlentrip). Der „Kampf, seine Autonomie gegen die Autorität der Psychiatrie und, im weiteren Sinne, gegen die autoritäre Gesellschaft im Allgemeinen zu behaupten“ sei laut dem Rezensenten Thomas Steinbuch Hauptthema des Buches.[5]
Ende der 1990er Jahre geriet Millett zunehmend in Vergessenheit. Sie lebte von den Erträgen ihrer „Women's Art Colony Farm“ im Bundesstaat New York, die sie 1971 gegründet hatte. Eine ihrer akademischen Qualifikation entsprechende Stelle konnte sie nicht mehr finden. In der englischen Tageszeitung The Guardian beschrieb sie 1998 ihre Frustration und Angst vor Altersarmut. In der Folgezeit wurde Sexual Politics neu aufgelegt, Millett erhielt Lehraufträge und ihre Kunst wurde wieder ausgestellt.[6]
Kate Milletts Installationen, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien wurden zwischen 1963 und 2009 in internationalen Solo Ausstellungen präsentiert, zum Beispiel 1997 in der Retrospektive Kate Millett, Sculptor: The First 38 Years im Center for Contemporary Art in Northampton.[7] In dem von ihr 1978 gegründeten Millett Center for the Arts auf ihrer Farm in Poughkeepsie fördert sie Künstlerinnen aus aller Welt.