Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Thüringen |
Landkreis: | Eichsfeld |
Höhe: | 255 m ü. NHN |
Fläche: | 62,26 km² |
Einwohner: | 16.772 (31. Dez. 2015)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 269 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 37308 |
Vorwahl: | 03606 |
Kfz-Kennzeichen: | EIC, HIG, WBS |
Gemeindeschlüssel: | 16 0 61 045 |
Stadtgliederung: | 4 Ortsteile |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Aegidienstraße 20 37308 Heilbad Heiligenstadt |
Webpräsenz: | |
Bürgermeister: | Thomas Spielmann (BI Menschen für Heiligenstadt) |
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Heilbad Heiligenstadt ist die Kreisstadt des Landkreises Eichsfeld in Thüringen (Deutschland) und ein anerkanntes Sole-Heilbad.
Heiligenstadt liegt im Obereichsfeld, etwa 14 km (Luftlinie) östlich des Dreiländerecks von Hessen−Niedersachsen−Thüringen im Westen des Landkreises Eichsfeld. Die Stadt wird in Ost-West-Richtung von der Leine durchflossen, in die in Innenstadtnähe die von Südosten kommende Geislede mündet.
Südlich von Heiligenstadt erhebt sich im bis 467,2 m hohen Heiligenstädter Stadtwald, der zum Nordteil des Naturparks Eichsfeld-Hainich-Werratal gehört, der Iberg (453,2 m ü. NN ). Im Stadtwald liegt auf der Elisabethhöhe eine frühmittelalterliche, drei Hektar große Wallanlage, die wahrscheinlich als Fluchtburg für den Königshof diente. Ein Wall mit vier Metern Höhenunterschied ist noch vorhanden.[2]
Je nach Berechnungsmethode befindet sich auch ein Mittelpunkt Deutschlands auf dem Gebiet der Stadt bei Flinsberg.
Heiligenstadt hat 4 Ortsteile:
In der DDR-Zeit entstanden neue Plattenbausiedlungen, so auf den Liethen am nördlichen und auf der Rinne am südöstlichen Stadtrand, sie zählen noch zur Kernstadt.
Der Name Heiligenstadt wird erstmals mit dem um 960 errichteten St. Martinsstift in Verbindung gebracht. Der Ort wurde als Heilige Stätte angesehen, weil dort nach glaubwürdiger örtlicher Tradition der Ort zunächst den Namen „Zuenchen“ (zum Hænchen = zum Hain, Hagen) trägt, also eine vorchristliche Kultstätte war, was die frühen Christen in aller Regel bewog, durch eigene Glaubensdenkmäler und Kirchen die Orte zu „entdämonisieren“ und sich anzueignen. Im Jahre 973 scheint die Umbenennung in „Stätte der Heiligen“ erfolgt zu sein, weil dort die Reliquien der Heiligen Sergius und Bacchus aufbewahrt wurden. Später kamen noch die Reliquien der Heiligen Aureus und Justinus hinzu. Der Name der Heiligen Stätte (Heiligenstadt) wurde dann auch auf die angrenzende Siedlung und spätere Stadt übertragen.[3]
In fränkischer Zeit hatte der Ort eine Bedeutung als Herrenhof. Das Gebiet um Heiligenstadt wurde sehr früh an den Erzbischof von Mainz übereignet. Die Königspfalz wird urkundlich 973 und 990 mit Kaiser Otto II. und Otto III. sowie 1153 und 1169 mit Friedrich I., Barbarossa in Zusammenhang gebracht.[4] Die erste urkundliche Erwähnung von Heiligenstadt erfolgte am 23. November 973.[5] Im Jahre 1227 verlieh der Mainzer Erzbischof Siegfried II. Heiligenstadt das Stadtrecht. 1335 wurde die „Willkür“ erlassen, das 160 Artikel umfassende Stadtrecht.[6]
Die Statthalterschaft über das Eichsfeld wurde von der Burg Rusteberg aus ausgeübt, bis sie 1540 vom Rusteberg nach Heiligenstadt rückübertragen wurde.[7] Im Bauernkrieg wollte ein Haufen aufständischer Bauern den Heiligenstädter Rat zum Beitritt in den revolutionären Bund auffordern, wurde aber nicht in die Stadt eingelassen. Lediglich Thomas Müntzer und Heinrich Pfeiffer konnten vor dem Rat ihre Forderungen vorbringen und erreichten, dass keine römisch-katholischen Priester mehr die Messe halten, sondern künftig protestantische Pfarrer das Wort Gottes predigen sollten. Nach dem Scheitern des Bauernkrieges wurden diese Zugeständnisse rückgängig gemacht.[8] Die katholische Kirche gewann, gestützt auf die Erzbischöflich-Mainzer Besitzungen im Eichsfeld, ihren religiösen und politischen Einfluss zurück. Ausschlaggebend für die Wiedergewinnung der Bevölkerung für den katholischen Glauben war die Seelsorge der Jesuiten, die 1574 nach Heiligenstadt kamen und u. a. ein Kolleg gründeten.[9] Im Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648 wurde die Stadt mehrfach verwüstet.
Heiligenstadt war 1700 von Hexenverfolgung betroffen. Das Mädchen Anna Margaretha Sieborgk geriet in einen Hexenprozess, da sie ein Hexengebet gewusst haben soll, und sollte an einen geistlichen Ort gebracht werden, damit die anderen Kinder keinen Schaden nehmen.[10]
1736 erfolgte der Neubau des Mainzer Schlosses.
Als 1802 im Zuge der Säkularisation die Landesherrschaft der Mainzer Erzbischöfe über das Eichsfeld endete, wurde Heiligenstadt, das auch im Kurrheinischen Reichskreis lag, als Teil des Mediatfürstentums Eichsfeld preußisch. Danach gehörte die Stadt 1807 bis 1813 zum Königreich Westphalen und war Sitz der Präfektur des Harz-Departements. Infolge des Wiener Kongresses wurde die Stadt 1815 erneut preußisch und gehörte als Kreisstadt des Landkreises Heiligenstadt zum Regierungsbezirk Erfurt der preußischen Provinz Sachsen.
1929 wurde das Kneippbad errichtet. Bis 1933 fand der Nationalsozialismus im fast geschlossen katholischen Milieu Heiligenstadts kaum Anhänger. Selbst nach der „Machtergreifung“ erhielt die NSDAP bei der Reichstagswahl am 5. März 1933 nur 19 % der Stimmen (gegenüber 66 % für das Zentrum),[11] eines ihrer schlechtesten Ergebnisse reichsweit. Am 9. November 1938 wurde die Synagoge geschändet. Eine Gedenktafel an dem bis 2011 als Wohnhaus genutzten Gebäude erinnerte daran. Am 7. September 2011 wurde die ehemalige Synagoge abgerissen, um einem Einkaufszentrum Platz zu machen.[12]
Am 5. April 1945 erfolgte ein US-amerikanischer Jagdbomberangriff mit fünf zivilen Todesopfern und Gebäudeschäden. Am 9. April wurde Heiligenstadt kampflos übergeben.[13] In der Stadt lagen 3000 deutsche Verwundete in acht Lazaretten.[14] Der jetzige Ortsteil Günterode wurde ebenfalls am 9. April 1945 besetzt. Vorausgegangen war Artillerie-Beschuss mit Schäden an Wohnhäusern und Kirche.
Den Beschlüssen der Konferenz von Jalta gemäß zogen die US-Truppen am 1./2. Juli 1945 aus Heiligenstadt ab; an ihrer Stelle rückte die Rote Armee ein. Heiligenstadt wurde Teil der Sowjetischen Besatzungszone.[15]
Im nach wie vor stark katholisch geprägten Milieu Heiligenstadts fand zu DDR-Zeiten die SED zunächst kaum Anhänger.[16] In der Absicht, Heiligenstadt wie das Eichsfeld insgesamt zu „proletarisieren“, sah der Eichsfeldplan den Zuzug von Menschen aus anderen Teilen der DDR im Zuge der Industrialisierung vor.[17] Der VEB Nortak Tabakfabriken Nordhausen errichtete und unterhielt das Betriebs-Ferienlager „Alte Burg“ für die Kinder seiner Betriebsangehörigen.
Im Oktober 1989 begannen in Heiligenstadt Demonstrationen im Rahmen der Friedlichen Revolution in der DDR. 1994 wurde Heiligenstadt zur Kreisstadt des Landkreises Eichsfeld (hervorgegangen aus der Fusion der Kreise Heiligenstadt und Worbis).
Auch wenn bereits 1929 der Titel Kneippbad verliehen wurde und 1950 die Umbenennung zu „Heilbad Heiligenstadt“ erfolgte, hieß die Stadt während der DDR-Zeit verwaltungsamtlich nur Heiligenstadt. Die für ein solches Heilbad übliche Voranstellung des Titels Bad vor dem offiziellen Ortsnamen unterblieb. Noch 1990 lautete die Bezeichnung im offiziellen Stempel der Stadtverwaltung auf „Rat der Stadt Heiligenstadt“.
Dadurch aber, dass die offizielle postalische Bezeichnung der Stadt Heilbad Heiligenstadt lautete [18] oder auch z. B. Postkartenverlage oder die Kreissparkasse den Titel Heilbad nutzten, verfügte die Stadt in der Zeit von 1950 bis 1990 über die Besonderheit von drei verschiedenen Städtenamen: Heiligenstadt ohne jeden Zusatz, mit vorangestelltem Heilbad oder mit nachfolgendem (Eichsf.).
1990 begann die Stadtverwaltung und voran ihr Bürgermeister damit, den Kurbetrieb auszubauen. Der Bad-Status gewann an Bedeutung. Zudem kamen durch die Wiedervereinigung nun auch mehrere Orte mit dem Namen Heiligenstadt in den Blick, die Verwechslungen ermöglichten. Ein Unterscheidungsmerkmal wurde benötigt.
Zunächst wurde der Stadt der offizielle Status eines Kurortes mangels vorhandener Einrichtungen versagt. Gegen diesen Bescheid legte die Stadt Widerspruch ein. Sie nutzte die Zeit der Bearbeitung und den relativ rechtlosen Raum kurz nach der Wiedervereinigung und schuf Tatsachen. So wurden Bäderabteilungen und Ähnliches gebaut und vor allem der Titel Heilbad offiziell in den Ortsnamen integriert. Als eineinhalb Jahre später eine Ortsbegehung stattfand, wurde ein Ort präsentiert, der Heilbad Heiligenstadt hieß und ein Kurort war. Die Zulassung wurde erteilt.
Entwicklung der Einwohnerzahl (31. Dezember):
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Das Eichsfeld und damit auch Heiligenstadt ist römisch-katholisch geprägt. Hieraus resultiert auch die traditionelle Palmsonntagsprozession (Sonntag vor Ostern) mit lebensgroßen Passionsfiguren durch die Heiligenstädter Altstadt, die stets viele Gläubige aus der Umgebung und bundesweit anzieht.[19] Neben den katholischen Kirchen gibt es in Heiligenstadt zahlreiche Kapellen und katholische Einrichtungen. 1862 wurde in Heiligenstadt der deutsche Zweig der Ordensgemeinschaft der Schwestern der hl. Maria Magdalena Postel gegründet, auch als Heiligenstädter Schulschwestern bekannt.
Die älteste Jüdische Gemeinde Heiligenstadt lässt sich nach den ältesten erhaltenen Urkunden auf die Zeit um 1212 datieren. Nach mittelalterlicher Verfolgung und Pogromen in der Stadt entstand Mitte des 19. Jahrhunderts eine neue Gemeinde von etwa 80 jüdischen zugewanderten Bürgern. Sie erwarb 1870 in der Stubenstraße ein Gebäude für den Umbau zur neuen Synagoge, diese wurde am 10. September 1873 eingeweiht. 1882 war die Israelitische Gemeinde auf 107 Mitglieder angewachsen und hatte noch eine eigene Schule einrichten dürfen. In zeitgenössischen Heiligenstädter Bürgerverzeichnissen lassen sich die jüdischen Familiennamen Oppenheim, Loewenthal, Katz und Grunsfeld über längere Zeit nachweisen, bei Berufsangaben werden sie meist als selbständige Kaufleute verzeichnet. Auch die blühende jüdische Gemeinschaft Heiligenstadts ging durch die rassistische Verfolgung in den 1930er Jahren zu Grunde, hierbei wurden die Verhältnisse nach der Welle der Novemberpogrome 1938 unerträglich, die Gemeinde war dann bis 1940 auf 14 Personen geschrumpft und galt seit September 1942 als völlig ausgelöscht.[20]
Die Evangelische Kirchgemeinde „St. Martin“ in Heiligenstadt blickt bereits auf eine zweihundertjährige Geschichte zurück, sie wurde mit einem Gottesdienst am 1. Januar 1804 in der ehemaligen Stiftskirche begründet. Heute ist die Heiligenstädter Evangelische Kirchgemeinde auf etwa 1600 Mitglieder angewachsen und bildet somit die zweitgrößte Religionsgemeinschaft der Stadt. Die Gemeinde gehört zum Evangelischen Kirchenkreis Mühlhausen/Thüringen.[21]
Als neuere christliche Denomination existiert seit dem 6. Juli 1986 auch eine freikirchliche Pfingstgemeinde in Heilbad Heiligenstadt. Zunächst als „Freie-Elim-Gemeinde“ gegründet, wurde seit 2002 mit dem Erwerb des Gemeindezentrums „Alte Bibliothek“ an der Ecke Ägidienstraße/Windische Gasse der Name auf „Christengemeinde Elim“, wie es sie in vielen Orten Deutschlands gibt, geändert. Gläubige und Zugehörige aus verschiedenen Orten des Landkreises Eichsfeld kommen regelmäßig zu Gottesdiensten, Bibelgesprächsabenden und sozialem Engagement zusammen. Obwohl als Ortsgemeinde souverän, zählt die Gemeinde zur Region Thüringen des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden.
Stimmenanteile und Sitzverteilung nach der Kommunalwahl vom 25. Mai 2014 und Ergebnisse der drei vorausgegangenen Kommunalwahlen:
Parteien und Wählergemeinschaften | % 2014 |
Sitze 2014 |
% 2009 |
Sitze 2009 |
% 2004 |
Sitze 2004 |
% 1999 |
Sitze 1999 | |
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CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 41,2 | 10 | 42,7 | 10 | 64,0 | 17 | 57,6 | 15 |
Menschen | Menschen für Heiligenstadt | 27,3 | 6 | 22,5 | 5 | – | – | – | – |
SPD/Grüne | Sozialdemokratische Partei Deutschlands/Bündnis 90/Die Grünen | – | – | 15,6 | 4 | – | – | – | – |
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 9,6 | 2 | – | – | 12,8 | 3 | 20,9 | 5 |
GRÜNE | Bündnis 90/Die Grünen | 3,3 | 1 | – | – | 3,4 | – | 1,5 | – |
Die Linke (PDS) | Die Linke (bis 2005 Partei des Demokratischen Sozialismus) | 11,0 | 3 | 11,8 | 3 | 15,8 | 4 | 13,3 | 4 |
FDP | Freie Demokratische Partei | 4,4 | 1 | 7,4 | 2 | 4,1 | – | 3,6 | – |
NPD | Nationaldemokratische Partei Deutschlands | 3,2 | 1 | – | – | – | – | – | – |
MC | Motorsportclub | – | – | – | – | – | – | 1,6 | – |
FWG | Freie Wählergemeinschaft | – | – | – | – | – | – | 1,5 | – |
Gesamt | 100 | 24 | 100 | 24 | 100 | 24 | 100 | 24 | |
Wahlbeteiligung | 53,9 % | 59,7 % | 48,8 % | 60,3 % |
Quelle: Homepage des Thüringer Landeswahlleiters
Am 24. August 2010 hat die Stadt außerdem ein Jugendparlament einberufen. Dieses besteht aus Jugendlichen im Alter von 14 bis 21 Jahren. Sie fungieren als Vertreter verschiedenster Institutionen, beispielsweise der städtischen Jugendfeuerwehr, dem Karnevalsverein, den Regelschulen und Gymnasien, dem Jugendrotkreuz und den Pfarrgemeinden. Das Parlament tagt jedes Quartal mindestens einmal, auf der Tagesordnung stehen jugendbetreffende Themen. Weiterhin sind Vertreter des Parlaments in verschiedenen Gremien der Stadt tätig.
Die Stichwahl im Rahmen der Kommunalwahlen in Thüringen 2012 gewann am 6. Mai 2012 der Kandidat der Bürgerinitiative Menschen für Heiligenstadt, Thomas Spielmann. Erstmals seit 1946 stellt damit nicht mehr die CDU den Bürgermeister. Spielmann trat sein Amt am 1. Juli 2012 an.
Blasonierung: „In Blau ein reitender silberner Bischof mit rotem Schild und roter Fahne, beides belegt mit einem sechsspeichigen silbernen Rad, in der linken oberen Ecke schwebend ein Stück silbernes Zinnenmauerwerk.“
Der Mainzer Erzbischof Siegfried II. verlieh 1227 das Stadtrecht und das Stadtsiegel an den Ort Heiligenstadt. Das Siegel und das Wappen der Stadt zeigen diesen Bischof als Reiter auf blauem Grund. Der rechte Arm führt eine rote Fahne, auf der das Mainzer Rad zu sehen ist. Das gleiche Symbol schmückt den Schild am linken Arm. In der rechten oberen Ecke weist eine zinnenbewehrte Mauer mit Turm sinnbildlich auf das neu verliehene Stadtrecht hin.
Siegel und Wappen unterscheiden sich nur darin, dass das Siegel noch eine Umschrift Sigillum Burgensium Heiligenstat trägt.
Städtepartnerschaften bestehen mit Heiden im Münsterland und der Hafenstadt Husum in Nordfriesland. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass der gebürtige Husumer Theodor Storm Kreisrichter in Heiligenstadt war. Rheda-Wiedenbrück war zeitweilig Partnerstadt von Heiligenstadt, ebenso Hennef (Sieg).
Auf der Landesstraße 2022 (Holzweg genannt), die über die Westausläufer des Ibergs verläuft, wird seit 1994 alljährlich am letzten Wochenende im Juni das Ibergrennen veranstaltet, ein Lauf des Deutschen Bergpokals und der Deutschen Bergmeisterschaft für Touren- und seit 1998 Sportwagen. 1998 wurde der Streckenbelag erneuert und die Leitplanken verstärkt. Seitdem nehmen auch Rennsportfahrzeuge teil. 2000 wurde die Streckenlänge von 1,96 auf 2,05 km verlängert, bei unverändert 200 m Höhenunterschied. Der Parcours zählt damit zu den kürzesten Bergrennstrecken in Deutschland, ist aber fahrerisch nicht anspruchslos.
Das Fahrerlager befindet sich traditionell in den Straßen im zentrumsnahen Bereich von Heiligenstadt, was dieses Rennen zu einem besonderen macht. Eine Tankstelle ist unmittelbar ans Fahrerlager angeschlossen. Ein Supermarkt, der auch am Sonntag öffnet, bildet das Zentrum des Fahrerlagers.
Die ersten Rennen wurden hier bereits 1925 gefahren, damals jedoch noch auf Motorrädern.
Seit 1982 findet im Zweijahresrhythmus jeweils im September das Heiligenstädter Kolloquium „Technische Systeme für die Lebenswissenschaften“ statt. Diese wissenschaftliche Konferenz wird vom Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V., einer außeruniversitären Forschungseinrichtung des Freistaates Thüringen und An-Institut der Technischen Universität Ilmenau, ausgerichtet. Im Rahmen dieser Tagung treffen sich regelmäßig rund 200 Wissenschaftler aus Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten und der Industrie aus der Bundesrepublik Deutschland und benachbarten europäischen Staaten. Der Schwerpunkt liegt auf der Präsentation von interdisziplinären, vorwiegend anwendungsorientierten Forschungsthemen. Die Tagung wird von einer Geräteausstellung begleitet. Zahlreiche namhafte Referenten haben bereits auf dieser Tagung vorgetragen, so z. B. im Jahr 2014 der Nobelpreisträger Erwin Neher.
Heiligenstadt liegt in unmittelbarer Nähe zur A 38 (Göttingen-Leipzig), sowie an der Deutschen Märchenstraße. Weitere Verkehrsmöglichkeiten bestehen über die L 3080 (früher B 80) gen Witzenhausen im Westen und Leinefelde im Osten.
Heiligenstadt besitzt einen Bahnhof an der Halle-Kasseler Eisenbahn. Es bestehen in dichtem Takt direkte Nahverkehrsverbindungen, u. a. nach Göttingen, Erfurt, Kassel, Halle (Saale) und Bitterfeld. Ein zeitweises InterCity-Angebot an Wochenenden (Frankfurt am Main–Leipzig) wurde mittlerweile wieder eingestellt.
Heiligenstadt selbst wird mit einem Stadtbussystem erschlossen, betrieben von den Eichsfeldwerken. Der Stadtbus ist, ebenso wie der Regionalbus, durch einen modernen Busbahnhof in Bahnhofsnähe mit der Eisenbahn vernetzt.
In der Nähe des Ortsteils Günterode, ca. drei Kilometer nördlich des Stadtzentrums, befindet sich der Flugplatz Göttingen-Heilbad Heiligenstadt. Er wurde 2005 mit einer 750 m langen Asphaltbahn ausgestattet, die auch größeren Privatflugzeugen eine Landung ermöglicht. Der nächste Passagierflughafen ist der Flughafen Erfurt.
Durch das Stadtgebiet führen auch der Leine-Heide-Radweg und der Pilgerweg Loccum–Volkenroda.
Die heimische Wirtschaft wird bestimmt durch das produzierende Gewerbe, aber auch von Druckereien und Logistik-Dienstleistern. Die wichtigsten Unternehmen sind sicher die Firmen Magna International Stanztechnik GmbH, Kaufland Fleischwaren sowie SIM Automation, eine Firma für Fabrikautomation.
Seit Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte die Produktion von Kleinmetall- und Hartkurzwaren die Industrie der Stadt. Daraus entstand 1973 das Kombinat Solidor Heiligenstadt, das in seinem Heiligenstädter Stammbetrieb in den 1980er Jahren bis zu 2200 Mitarbeiter beschäftigte. Nach 1990 wurde das Kombinat privatisiert und in einzelne Betriebe aufgelöst. Die Tradition der Kleinmetallverarbeitung wird heute von der Solidor Heuer GmbH fortgeführt.
Die Stadtverwaltung legt viel Kraft in die Entwicklung des Kurbetriebes. Ein weiteres Kurhotel mit 130 Zimmern (Best Western Hotel am Vitalpark) wurde im August 2008 eröffnet. Eigentümer ist die Klinikgesellschaft Heilbad Heiligenstadt mbH, ein städtisches Unternehmen. Als Betreibergesellschaft fungiert die Hotelgesellschaft KGHH Heilbad Heiligenstadt mbH, die eine Tochtergesellschaft der Klinikgesellschaft ist.
In Heiligenstadt gibt es Lokalredaktionen der Tageszeitungen Thüringer Allgemeine (TA) und der Thüringischen Landeszeitung (TLZ). Beide gehören der Zeitungsgruppe Thüringen (WAZ-Konzern) an.
Zudem befindet sich in der Stadt ein Regionalstudio von MDR1 Radio Thüringen, das aus dem Eichsfeld, dem Unstrut-Hainich-Kreis und dem Kreis Nordhausen berichtet.
Das Amtsgericht ist eines von vier Thüringer Amtsgerichten im Landgerichtsbezirk Mühlhausen.[25]
In Heiligenstadt befindet sich der Sitz des Landratsamtes Eichsfeld.
Ein Kino hat Heiligenstadt seit 2005 nicht mehr, wohl aber ein Kulturhaus (Träger Landkreis Eichsfeld), in dem regelmäßig Konzerte u. ä. stattfinden. Erwähnenswert sind im Sommer ebenfalls die Konzerte im Barockgarten (privat veranstaltet) und im Kurpark (veranstaltet von der Klinikgesellschaft).
Das Eichsfeld Klinikum (Haus St. Vincenz Heiligenstadt) bildet mit 373 Planbetten und weiteren Häusern in Worbis (Haus St. Elisabeth) und Reifenstein (Haus Reifenstein) das Zentrum der stationären Versorgung im Eichsfeldkreis.
Die Kurparkklinik, eine Rehabilitationsklinik für Orthopädie und Innere Medizin, hat die Klinikgesellschaft als Träger.
Der Vitalpark, offiziell ein Kurhaus, jedoch mit Spaßbad-Charakter, wurde nach der deutschen Wiedervereinigung gebaut und befindet sich ebenfalls im Besitz der Klinikgesellschaft.
Die Grund- und Regelschulen sind staatlich, genauso wie das von 1926–1929 erbaute Johann-Georg-Lingemann-Gymnasium. Einige Kindergärten sowie das Gymnasium Bergschule St. Elisabeth befinden sich in kirchlicher Trägerschaft. Die Gesellschafter sind der Orden der Schwestern der Heiligen Maria Magdalena Postel, die katholischen Pfarrgemeinden der Stadt Heiligenstadt und das Bistum Erfurt.
In Heiligenstadt ist das Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V.(iba) ansässig. Das Institut wurde 1992 als außeruniversitäre Forschungseinrichtung des Freistaates Thüringen gegründet. Die dort durchgeführte anwendungsorientierte Untersuchung und Veränderung von Grenzflächen zwischen organisch/biologischen und anorganisch/technischen Komponenten zielt auf funktionsoptimierte technische Systeme für die Biowissenschaften ab.