Die Heidebahn ist eine überwiegend nicht elektrifizierte und eingleisige Eisenbahnstrecke mit regionaler Bedeutung. Sie verbindet Buchholz in der Nordheide mit der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover. Die Nordsüdverbindung ist zusammen mit der in Ostwestrichtung verlaufenden Bahnstrecke Uelzen–Langwedel und der weiter im Osten verlaufenden Bahnstrecke Hannover–Hamburg einer der drei wichtigsten Schienenwege durch die Lüneburger Heide.
Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte sich Walsrode im Hinblick auf die expandierenden Pulverfabriken im benachbarten Bomlitz um Anschluss an eine Eisenbahnstrecke. Als 1866 die Überlegungen für den Bau der sogenannten Amerikalinie Bremen–Uelzen–Berlin begannen, setzte sich die Stadt Walsrode erfolglos für einen Anschluss an diese Strecke ein. Erst am 27. Februar 1885 wurde in Berlin der Bau einer Eisenbahn Hannover–Walsrode–Visselhövede beschlossen. 1890 wurde diese Strecke bis Walsrode in Betrieb genommen. Am 16. Juni des Jahres wurde zunächst der Güterverkehr auf dem Bahnhof Walsrode eröffnet, und am 25. August 1890 erfolgte unter großen Feierlichkeiten die Eröffnung der neuen Strecke Hannover–Visselhövede. Später wurde der Abschnitt von Walsrode nach Visselhövede über Rotenburg (Wümme), Zeven und Bremervörde nach Bremerhaven verlängert. Dieser Abschnitt Bremervörde–Walsrode war als Fernverbindung gedacht und war weitgehend geradlinig trassiert. Jedoch konnte er sich nie als Durchgangsstrecke etablieren.
Schon bei Baubeginn der Strecke Hannover–Visselhövede strebten auch Fallingbostel und Soltau Anschluss an diese Strecke an. Die Zweigstrecke Walsrode–Fallingbostel–Soltau wurde am 1. Oktober 1896 in Betrieb genommen. Am 1. Juni 1896 erreichte der erste Personenzug Fallingbostel. Der Bau des Abschnitts Soltau–Buchholz begann 1898. Die Trassierung erfolgte im Maschinenschachtverfahren, wobei Arbeiter schmalspurbetriebende Dampflokomotiven mit Loren befüllten. Das teuerste Bauwerk dieses Streckenabschnittes war mit seinerzeit 27.000 Mark ein Viadukt über das Dumpetal – die Eröffnungsfahrt erfolgte am 30. September 1901.
Diese Abschnitte haben deutlichen Nebenbahncharakter.
Damit war die heutige Heidebahn fertig, es wurden danach aber noch acht abzweigende Strecken ergänzt.
Im Zweiten Weltkrieg war die Heidebahn eine wichtige Transportstrecke, um Gefangenenlager, den Truppenübungsplatz Bergen sowie hier ansässige Rüstungsindustrie, wie die Eibia zu bedienen. So fanden die Gefangenentransporte zu den Stalag XI B und Stalag XI D über die Strecke statt. Die Gefangenen wurden vom Bahnhof Fallingbostel zu den Lagern getrieben. Am Bahnhof Bad Fallingbostel erinnert eine Gedenktafel an diese Ereignisse.
Die Nebenstrecken in der Heide konnten sich nicht auf Dauer halten. Von 1961 bis 1975 wurden die OHE-Strecken um Soltau im Personenverkehr aufgegeben, 1964 die Verden–Walsroder Eisenbahn. 1980 wurde die Strecke nach Visselhövede auf den Werks- und Personenverkehr nach Bomlitz verkürzt, der bis 1991 bedient wurde. Der Personenverkehr auf der Allertalbahn Verden–Schwarmstedt–Celle wurde 1966 eingestellt, die Strecke 1995 stillgelegt.
Die Heidebahn selber stand in den 1980er und frühen 1990er Jahren immer wieder zur Diskussion, besonders gefährdet war der Abschnitt Buchholz–Soltau.
Zur Expo 2000 hat Hannover eine S-Bahn erhalten. In dieses Netz wurde auch der Abschnitt der Heidebahn bis Bennemühlen eingebunden. Die Zahl der Halte wurde von drei auf zehn erhöht. Dabei wurde der Bahnhof in Bennemühlen als vorläufiger Endpunkt ausgewählt, wo bis Dezember 2012 meist zu den Zügen Richtung Soltau umgestiegen werden musste. An der Grenze der Region Hannover liegend hat diese Station nur ein geringes eigenes Verkehrsaufkommen. In den ersten Betriebsjahren konnte die neue S-Bahnlinie die Zahl der Fahrgäste von 2.600 im Jahr 2000 auf 7.200 im Jahr 2002 steigern.[1]
Zwischen Buchholz und Walsrode stehen noch Formsignale, die Strecke ist auf diesem Abschnitt noch mit mechanischen Stellwerken ausgerüstet. Seit Oktober 2011 ist der Bahnhof Hodenhagen umfangreich umgebaut, seitdem wird Hodenhagen per ESTW-Technik von Walsrode aus ferngesteuert.
Die Heidebahn wird für eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 120 km/h ausgebaut. Der Ausbau der Heidebahn ist in drei Abschnitten vorgesehen
Die Fertigstellung des ersten Bauabschnitts zwischen Bennemühlen und Walsrode war ursprünglich für 2007 vorgesehen. Erst im Dezember 2007 sind die für den Ausbau nötigen Verträge von der Bahn und dem Land Niedersachsen (vertreten durch die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG)) unterschrieben worden. Im Zuge des Ausbaus wurden im Sommer 2010 die Haltepunkte Hademstorf und Eickeloh stillgelegt. Zum Winterfahrplan 2011 fuhren die ersten Regionalbahnen mit 120 km/h auf dem ersten Bauabschnitt (wodurch sich die Reisezeit um zehn Minuten verkürzt). Diese Verkürzung erfolgt durch Schließung und technische Aufrüstung von Bahnübergängen und die Ausstattung mit einer digitalen Zugbahnfunkverbindung.[2]
Der dritte Bauabschnitt (Soltau–Buchholz) musste vor dem zweiten Bauabschnitt (Walsrode–Soltau) erfolgen, um die zeitlichen Restriktionen für die Nutzung von EU-Mitteln einzuhalten. Die Entwurfsplanung für den dritten Bauabschnitt wurde noch im Jahr 2008 fertiggestellt, damit Ende 2009 mit dem Ausbau begonnen werden konnte. Bis Ende 2011 wurde der 46 Kilometer lange Streckenabschnitt ertüchtigt, um die Geschwindigkeit der Züge von 80 km/h auf 120 km/h zu erhöhen. Die Reisezeit wurde damit um elf Minuten verkürzt.[3] Nach Abschluss sämtlicher Baumaßnahmen (2017) wird die Schließung der Bahnhöfe Wintermoor, Büsenbachtal und Suerhop geprüft. Nach den aktuellen Passagierzahlen (2009) von 150 (Suerhop), 90 (Büsenbachtal) und 80 (Wintermoor) wird die Mindestanzahl von 200 Passagieren pro Tag nicht erreicht.[4] Der Haltepunkt Hemsen wird im Zuge der Bauarbeiten bereits seit dem 6. November 2010 nicht mehr bedient.
Der zweite Bauabschnitt wird seit Frühsommer 2015 umgesetzt. Sämtliche Baumaßnahmen sollen bis 2017 fertig sein.[5] Durch den Ausbau des noch fehlenden Abschnittes können zukünftig die 15-minütigen Aufenthalte in Soltau entfallen (2015: 24 Minuten). Außerdem kann die Reisezeit zwischen Hannover und Buchholz auch bei einem durchgehenden Stundentakt reduziert werden. Durch die Verlegung der Zugkreuzung von Dorfmark nach Soltau kann in Soltau ein optimaler Taktknoten zu den Zügen der Strecke Bremen–Uelzen realisiert werden, die sich dort ebenfalls zur vollen Stunde kreuzen.
Fahrzeit von Buchholz nach Hannover:
Gesamtinvestitionen: Über 100 Millionen Euro[6]
Planungen, die Heidebahn südlich von Walsrode als Teil der Y-Trasse zur Schnellfahrstrecke auszubauen, sind nicht mehr aktuell. Stattdessen sind kleinere Ausbaumaßnahmen an anderen bestehenden Strecken der Umgebung vorgesehen.[7]
Die Heidebahn hat Bedeutung für den Pendlerverkehr nach Hannover und Hamburg sowie für den Tagestourismus. Die RB 38 verkehrt von Montag bis Freitag im Stundentakt auf der gesamten Strecke zwischen Hannover und Buchholz (Nordheide). Am Wochenende wird hingegen nur zwischen Hannover und Soltau (Han) im Stundentakt gefahren.
Auf ihrem südlichen Abschnitt zwischen Langenhagen und Bennemühlen ist die Heidebahn elektrifiziert und als Linie S 4 Teil der S-Bahn Hannover. Bis Bissendorf ist sie zweigleisig ausgebaut.
Das nördliche Ende zwischen Buchholz in der Nordheide und Handeloh ist Teil des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV). Auf der Strecke zwischen Handeloh und Soltau gilt der HVV-Tarif eingeschränkt nur für Zeitkarten. Die Strecke ist auf den ausgebauten Abschnitten für eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h und auf dem unausgebauten für 80 km/h zugelassen.
Da die Verbindungen Hamburg–Uelzen–Hannover und Hamburg–Rotenburg (Wümme)–Verden (Aller)–Hannover mindestens sieben Minuten schneller sind, hat die Heidebahn keine nennenswerte Bedeutung für den Durchgangsverkehr; die Fahrt Hamburg–Soltau–Hannover dauert zwischen 2:30 h und 3:02 h (Winterfahrplan 2011/2012). Es werden – wie auf den Alternativrouten im Nahverkehr – keine durchgehenden Verbindungen mehr angeboten, so dass in Buchholz (Nordheide) und – bis Dezember 2012 – fallweise auch in Bennemühlen umgestiegen werden muss.
Da die eingleisige Strecke bisher nur abschnittsweise ausgebaut ist und die Kreuzungstellen im Nordabschnitt unpassend liegen enthält der Jahresfahrplan 2016 noch einen 15 minütigen Aufenthalt in Soltau bzw. Schneverdingen.
Regelmäßige Güterzüge gibt es nur auf dem südlichen Teil der Strecke bis Walsrode.
Die Osthannoversche Eisenbahnen AG (OHE) hat die Ausschreibung für die Heidebahn gewonnen und übernahm zum Fahrplanwechsel im Dezember 2011 für acht Jahre den Betrieb.[8] Zu diesem Zweck gründete sie zum 18. April 2011 eine neue Tochtergesellschaft, die Heidekreuzbahn GmbH, die wenig später in erixx GmbH umbenannt wurde.
Die Strecke wird von der erixx GmbH mit Triebwagen des Typs LINT 41[9] je nach Wochentag und Uhrzeit in Einzel-, Doppel- oder Dreifachtraktion befahren. Auf dem Abschnitt Hannover–Bennemühlen verkehren S-Bahn-Triebwagen der Typen 424 und 425.2.
Güterverkehr wird von der Deutschen Bahn mit Loks der Baureihe 261 und 265 und von den Osthannoverschen Eisenbahnen durchgeführt.
Bis zum 10. Dezember 2011 setzte DB Regio Triebwagen der Baureihe 628.4 ein, bis 10. Dezember 2005 kamen mit der Baureihe 218 bespannte 5-Wagen-Züge und Triebwagen der Baureihe 634 zum Einsatz. Der letzte Schienenbus fuhr 1989.