Das Haus Lippe ist ein Hochadelsgeschlecht von europäischer Bedeutung, dessen Anfänge bis ins 12. Jahrhundert reichen. Das seit 1413 nachweislich reichständische Territorium Lippe, das ab 1512 zum Niederrheinisch-Westfälischen Reichskreis zählte wurde 1528 zur Grafschaft Lippe erhöht und 1789 zum Reichsfürstentum erhoben. Die Fürsten zur Lippe gehörten als regierende Monarchen des Fürstentums Lippe bis 1918 zu den Bundesfürsten im Deutschen Kaiserreich.
Erstmals werden im Jahr 1123 die Brüder Bernhard und Hermann zur Lippia genannt. Ihr Stammsitz lag in der Gegend des heutigen Lippstadt. Hermanns Sohn, Bernhard II., regierte die Herrschaft Lippe von 1167 bis 1194. Ihm folgte sein Sohn Hermann II. 1529 wurde das Haus Lippe zur Reichsgrafschaft erhoben. 1621 teilte es sich in die Linien Lippe-Brake (1709 erloschen), Lippe-Alverdissen bzw. ab 1643 Schaumburg-Lippe und Lippe-Detmold. Lippe-Detmold teilte sich wiederum in Lippe-Biesterfeld (nach einem Jagdschloss in Lügde-Biesterfeld, NRW), Lippe-Weißenfeld und Lippe-Falkenflucht.
Zum deutschen Adelshaus Lippe gehörten folgende Personen:
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Bernhard I. | 1123–1158 | |
Hermann I. | 1158–1167 | |
Bernhard II. | 1168–1196 | |
Hermann II. | 1196–1229 | |
Bernhard III. | 1230–1265 | |
Hermann III. | 1265–1273 | |
Bernhard IV. | 1265–1275 | |
Simon I. | 1273–1344 | |
Simon II. | ||
Otto | 1344–1360 in Lemgo | |
Bernhard V. | 1344–1364 in Rheda | |
Simon III. | 1360–1410 | |
Bernhard VI. | 1410–1415 | |
Simon IV. | 1415–1429 | |
Bernhard VII. | 1429–1511 | |
Simon V. | 1511–1536 | (ab 1528 Graf) |
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Simon V. | 1511–1536 | (seit 1528 Graf) |
Bernhard VIII. | 1536–1563 | |
Simon VI. | 1563–1613 | |
Erbteilung auf Lippe-Detmold (Simon VII), Lippe-Brake (Otto) und Lippe-Schauenburg (Philipp) |
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Simon VII. | 1613–1627 | |
weitere Erbteilung in Lippe-Detmold und Lippe-Biesterfeld | ||
Simon Ludwig | 1627–1636 | |
Simon Philipp | 1636–1650 | |
Johann Bernhard | 1650–1652 | |
Hermann Adolf | 1652–1665 | |
Simon Heinrich | 1665–1697 | |
Friedrich Adolf | 1697–1718 | |
Simon Heinrich Adolf | 1718–1734 | |
Simon August | 1734–1782 | |
Leopold I. | 1782–1802 | (seit 1789 Fürst) |
Siehe Fürsten zur Lippe-Detmold
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Jobst Hermann | 1625–1678 | |
Rudolf Ferdinand | 1678–1736 | |
Erbteilung in Lippe-Biesterfeld (Friedrich Karl August) und Lippe-Weißenfeld (Ferdinand Ludwig) | ||
Friedrich Karl August | 1736–1781 | |
Karl Ernst Casimir | 1781–1810 | |
Wilhelm Ernst | 1810–1840 | |
Julius | 1840–1884 | |
Ernst zur Lippe-Biesterfeld | 1884–1904, ab 1897 Grafregent von Lippe-Detmold |
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Otto (Lippe-Brake) | 1621–1657 | Begründer der Linie Lippe-Brake nach der Erbteilung aufgrund des Testaments von Graf Simon VI. (Lippe) |
Kasimir (Lippe-Brake) | 1657–1692 | |
Rudolph (Lippe-Brake) | 1692–1707 | |
Ludwig-Ferdinand (Lippe-Brake) | 1707–1709 | Letzter männlicher Nachkomme. Die Linie Lippe-Brake erlosch mit seinem Tod 1709. |
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Ferdinand Ludwig | 1736–1781 | Sitz auf Schloss Saßleben, Niederlausitz (ab 1815 zu Brandenburg gehörig) |
Friedrich Ludwig | 1781-1791 | |
Ferdinand | 1791–1846 | ab 1797 Herr der Herrschaft Baruth (Oberlausitz) |
Gustav | 1846–1882 | |
Ferdinand | 1882–1900 | |
Georg | 1900–1915 | |
Erich (seit 1916 Prinz) | 1915–1928 | verkauft 1879 Saßleben |
Clemens (Vetter 2. Grades von Erich, seit 1918 Prinz) | * 1860 † 1920 | 1901 Einheirat auf Schloss Proschwitz |
Karl Franz Ferdinand (älterer Sohn von Clemens) | * 1903 † 1939 | auf Baruth usw. |
Franz Clemens Ulrich (1929–1995) | * 1929 † 1995 | Letzter Herr auf Baruth mit Rackel und Buchwalde |
Christian (jüngerer Sohn von Clemens) | * 1907 † 1996 | Herr auf Teichnitz, Lubachau, Gersdorf und Schloss Proschwitz, Mitherr auf Sornitz |
Name | Herrschaft | Bemerkungen |
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Leopold I. zur Lippe-Detmold | (1782/1789)–1802 | (seit 1789 Fürst) |
Pauline zur Lippe-Detmold geb. von Anhalt-Bernburg | 1802–1820 | (als Regentin i.V. ihres Sohnes Leopold II.) |
Leopold II. zur Lippe-Detmold | (1802/1820)–1851 | |
Leopold III. zur Lippe-Detmold | 1851–1875 | |
Woldemar zur Lippe-Detmold | 1875–1895 | starb kinderlos |
Alexander zur Lippe-Detmold | 1895–1905 | |
Adolf zu Schaumburg-Lippe | 1895–1897 | (Regentschaft für den geistesgestörten Alexander) |
Ernst zur Lippe-Biesterfeld | 1897–1904 | (Regentschaft für den geistesgestörten Alexander) |
Leopold IV. zur Lippe | 1904–1918 | (bis 1905 als Regent für Alexander, danach als Fürst Leopold IV.) |
Name | „Amtszeit“ | Bemerkungen |
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Leopold Fürst zur Lippe-Biesterfeld | 1918–1949 | |
Armin Prinz zur Lippe | 1949–2015 | |
Stephan Prinz zur Lippe | seit 2015 | derzeitiges Oberhaupt des Hauses Lippe |
Das Stammwappen der Edelherren zur Lippe zeigt seit etwa 1222 eine golden besamte rote fünfblättrige Rose auf silbernem Grund. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken kommt dieselbe Figur als Helmzier vor, entweder direkt mit den Blättern am Helm aufsitzend oder kurz gestielt. Diese Helmzier wurde seit ca. 1240 bis ca. 1450 unverändert geführt, dann trat unter Simon, Herrn zur Lippe, 1455 ein silberner, später roter, auch silbern-roter Flug hinzu.
Der Umstand, dass das (sprechende) Stammwappen der Rosenberger wie dasjenige der Edelherren zur Lippe gestaltet ist, lässt auf keine tatsächliche Verwandtschaft schließen.[2]
Der ursprüngliche Stammsitz befand sich bei Lippstadt, kann aber heute nicht mehr lokalisiert werden. Nach 1190 kam die Herrschaft Rheda an Bernhard II., Edelherr zur Lippe. Sein Nachfolger Hermann II. verlegte den Hauptsitz von Lippstadt auf das Schloss Rheda, das er zu einer der größten Burgen Norddeutschlands ausbaute. 1364 ging Rheda jedoch nach einer Fehde an die Grafschaft Tecklenburg verloren.
Schloss Detmold ist seit vor 1200 bis heute im Besitz der Familie. 1190 und 1194 wurde südlich davon die Falkenburg errichtet, zur selben Zeit auch das Schloss Brake in Lemgo. 1323 wurde Schloss Varenholz erworben und damit der Herrschaftsbereich im Norden bis an die Weser ausgedehnt. 1350 wurde ein hälfiger Anteil an der Burg Schwalenberg erworben und 1405 die Burg Sternberg, zunächst als Pfandbesitz. Bernhard V. († vor 1365) erbaute die Burg Horn. 1405 gelangte Schloss Alverdissen an das Haus Lippe; 1613 wurde es als Paragium an Graf Philipp I. zur Lippe-Alverdissen verliehen, der 1640 von seiner Schwester, Gräfin Elisabeth von Holstein-Schaumburg, einen Teil der Grafschaft Schaumburg erbte und damit als regierender Graf Philipp I. das Haus Schaumburg-Lippe begründete. 1812 gelangte Schloss Alverdissen an das Haus Lippe zurück. Schloss Schieder kam 1553 im Zuge der Reformation an die Grafen zur Lippe-Brake, 1773 an das Haus Schaumburg-Lippe und 1789 an das Fürstenhaus Lippe-Detmold, dem es bis 1918 als Sommersitz diente. 1657 ließ Graf Hermann Adolf das Jagdschloss Lopshorn erbauen. Der barocke Lippehof in Lemgo wurde im 18. Jahrhundert errichtet. Die Favorite in Detmold war ein Geschenk des Grafen Friedrich Adolph (1667–1718) an seine Gemahlin, Gräfin Amalie zu Solms-Hohensolms, und wurde 1718 fertiggestellt; in den 1840er Jahren wurde sie zum Neuen Palais umgebaut.
Jobst Hermann (1625-1678), jüngster Sohn des Detmolder Grafen Simon VII. wurde von seinen regierenden Halbbrüdern mit dem Paragium Schwalenberg abgefunden und baute sich ab 1678 die Meierei in Biesterfeld zum Herrensitz aus. Die von ihm begründete jüngere (nicht regierende) Linie spaltete sich unter seinen Enkeln in die Zweige Lippe-Biesterfeld (der 1772 Biesterfeld verließ, nachdem 1770 durch Erbschaft das Gut Oberkassel bei Bonn mit dem Lippeschen Landhaus in seinen Besitz gekommen war) und Lippe-Biesterfeld-Weißenfeld, der durch Heirat in Sachsen zu Besitz gelangte (siehe unten). Nach dem Aussterben der regierenden Detmolder Linie 1895 kam 1897 Graf Ernst zur Lippe-Biesterfeld zur Regentschaft im Fürstentum Lippe. Am 12. November 1918 musste Ernsts Sohn, Fürst Leopold IV., auf den Thron verzichten. Im Domanialvertrag von 1919 wurde die Aufteilung der fürstlichen Besitztümer geregelt und dem Fürsten das Detmolder Residenzschloss, das Jagdschloss Lopshorn einschließlich Gestüt und die Oberförsterei Berlebeck unter bestimmten Auflagen zugesprochen. Heutiger Besitzer ist sein Enkel Stephan Prinz zur Lippe (* 1959).
Ferdinand Graf zur Lippe-Weißenfeld (1772–1846) wurde durch Erbschaft seitens der Grafen Gersdorff ab 1797 Herr der Herrschaft Baruth (Oberlausitz) mit Rackel und Buchwalde. Sein zweiter Sohn Hugo (1809–1868) übernahm das Schloss Saßleben. Ferdinands Halbbruder Christian (1777–1859) erbte über seine Mutter bzw. seine Gemahlin, die beide der Familie Hohenthal entstammten, 1815 das ostsächsische Gut Teichnitz und erwarb 1829 das Gut Lubachau; später kamen noch Gersdorf und Sornitz an die Familie. Sein Enkel Clemens (1860–1920) heiratete 1910 auf Schloss Proschwitz ein. Der letzte regierende lippische Fürst erhob den älteren Zweig der Grafen zur Lippe-Weißenfeld 1916 und den jüngeren noch unmittelbar vor seiner Abdankung 1918 zu Prinzen. Sämtliche sächsischen Güter der Linie Lippe-Weißenfeld wurden durch die kommunistische Bodenreform von 1945 enteignet. Clemens' Enkel Georg Prinz zur Lippe-Weißenfeld (* 1957) betreibt als Wiedereinrichter heute das bekannte Weingut Prinz zur Lippe auf Schloss Proschwitz.