Als Hassprediger (zusammengesetzt aus Hass und Prediger, welches vom lat. praedicare „öffentlich ausrufen oder verkünden“[1] abgeleitet ist) werden vor allem Geistliche und seltener Politiker bezeichnet, die zu Feindschaft und Hass aufstacheln oder sogar direkt zu Gewalttaten aufrufen[2][3] und dabei in ihren Reden oder Schriften aufwiegelnde und hetzerische Rhetorik[4] verwenden. Der Ausdruck wurde vom Duden 2006 aufgenommen und kann als politischer Kampfbegriff verwendet und empfunden werden. Er war Gegenstand in verschiedenen juristischen Auseinandersetzungen.
Nachdem der Begriff seit Ende des 19. Jahrhunderts sporadisch in verschiedenen Zusammenhängen Verwendung fand, etwa in der Folge des sogenannten Kulturkampfes[5] und durch den Philosophen Karl Christian Friedrich Krause, der Krieg- und Hassprediger als „Heerde der Ansteckungen“[6] sah, wurde er im späten 20. Jahrhundert auch im Kontext fanatischer Vertreter des politischen Islam beispielsweise in einem Leserbrief 1979 bezüglich Ayatollah Khomeini[7] benutzt.
Seitdem steigerte sich die Häufigkeit der Verwendung im Jahre 2004, insbesondere im Zusammenhang mit der Diskussion um das Zuwanderungsgesetz, der Debatte um Ausweisungsmöglichkeiten im Rahmen des Aufenthaltsgesetz für Ausländer insbesondere des islamistischen Umfelds, denen als sogenannte Gefährder Angriffe auf die freiheitliche demokratische Grundordnung Deutschlands vorgeworfen werden, und den medienwirksamen Fällen der Imame Metin Kaplan aus Köln und dem Prediger der Mevlana-Moschee in Berlin in der sogenannten „Hassprediger-Affäre“.[3][2][8]
Der Kabarettist Dieter Nuhr ist im Mai 2015 in einem Gerichtsverfahren unterlegen, mit dem er erreichen wollte, von Erhat Toka nicht als Hassprediger bezeichnet zu werden.[9]
Der Begriff wurde ebenso in Bezug auf Vertreter einiger christlicher Konfessionen benutzt. Im Spiegel erfolgte die erste Begriffsverwendung in Bezug auf Vertreter christlicher Konfessionen im Jahr 1994 in einem Artikel über fundamentalistische Christen in den Vereinigten Staaten. Dort wurde der Abtreibungsgegner und Prediger John Burt von Matthias Matussek als „Prediger des Hasses“ bezeichnet.[10] Vom gleichen Magazin wurde 2011 Terry Jones als Hassprediger bezeichnet, der durch seinen Aufruf zu Koranverbrennungen erhebliche Kontroversen auslöste.[11] Spiegel Online bezeichnete im Oktober 2012 Autoren der katholisch-traditionalistischen und rechtsextremen Website kreuz.net als Hassprediger.[12] Im März 2014 wurde Fred Phelps, der Gründer der Westboro Baptist Church, in der taz so genannt.[13]
Die Verwendung des Begriffs war in Deutschland Gegenstand verschiedener Rechtsstreitigkeiten zwischen dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner und dem Kölner Kabarettisten Jürgen Becker sowie dem Kölner Bundestagsabgeordneten Volker Beck (Bündnis 90/Die Grünen). Meisner hatte gegen die Anwendung des Begriffs auf ihn geklagt. Becker akzeptierte eine einstweilige Verfügung des Landgerichts Köln, die ihm die Verwendung des Begriffs untersagte, während der Streit mit Beck in einer außergerichtlichen Einigung der beiden Parteien endete.[14]
Der Duden hat das Wort erstmals im Jahre 2006 in die 24. Ausgabe des Bandes „Die deutsche Rechtschreibung“ aufgenommen[15] und definierte den Hassprediger als jemanden, „der in seiner Funktion als Prediger zu Hass und Gewalt aufruft“.[16] Seitdem wird der Begriff häufig in der politischen und medialen Auseinandersetzung mit Geistlichen oder Anführern verschiedener Religionsgemeinschaften verwendet, oftmals im Zusammenhang mit dem Vorwurf des religiösen Fundamentalismus insbesondere des Islamismus.[17]