Hans-Peter Schwarz (* 13. Mai 1934 in Lörrach) ist ein deutscher Politikwissenschaftler und Zeithistoriker. Er war Ordinarius an den Universitäten Hamburg, Köln und Bonn. Vor allem bekannt ist er für seine Beiträge über Konrad Adenauer. 1975 gab er das Handbuch zur deutschen Außenpolitik heraus; es war das erste für die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland.
Schwarz wurde 1934 als Sohn eines Lehrers geboren. Er besuchte das Hebel-Gymnasium Lörrach. Nach dem Abitur 1953 begann er ein Studium an der Universität Basel, außerdem besuchte er Veranstaltungen an der Sorbonne in Paris. Von 1954 bis 1958 studierte er Politische Wissenschaft, Soziologie, Geschichte und Germanistik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. 1958 wurde er bei Arnold Bergstraesser mit der Dissertation Das Werk Ernst Jüngers als Diagnose unserer Zeit promoviert. 1960 legte er sein Staatsexamen ab; von 1962 bis 1963 war er wissenschaftlicher Assistent.
Von 1963 bis 1966 war er Professor für Politische Wissenschaft des Landes Niedersachsen an der Pädagogischen Hochschule Osnabrück. 1966 habilitierte er sich bei Theodor Eschenburg (Bergstraesser verstarb 1964) an der Eberhard Karls Universität Tübingen mit der Arbeit Deutschland im Widerstreit der außenpolitischen Konzeptionen in den Jahren der Besatzungsherrschaft 1945–1949. 1966 wurde er Professor für Politikwissenschaft an der Universität Hamburg und 1974 an der Universität zu Köln, wo er Direktor des Forschungsinstituts für Politische Wissenschaft und Europäische Fragen und von 1980 bis 1981 Dekan der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät war. Zwischenzeitlich war er Gastprofessor am St Antony’s College in Oxford (1970). Von 1975 bis 1976 hielt er sich als Fellow am Woodrow Wilson International Center for Scholars in Washington, D.C. auf.
Ab 1987 war er ordentlicher Professor für Politikwissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Als Nachfolger von Karl Dietrich Bracher leitete er das Seminar für Politische Wissenschaft, 1999 wurde er emeritiert. Zu seinen akademischen Schülern gehören u.a. Ralf Thomas Baus, Bettina Blank, Michael Borchard, Stefan Fröhlich, Xuewu Gu, Hanns Jürgen Küsters, Eckart Lohse, Robert Christian van Ooyen und Peter R. Weilemann.
Schwarz befasste sich mit jüngerer deutscher Geschichte, deutscher Innen-, Außen- und Deutschlandpolitik, Entwicklungen in Europa und der internationalen Ordnung sowie mit politischen Akteuren und Parteien. Sein Schwerpunkt lag dabei auch auf der dynamischen Entwicklung politischer Ideen sowie bei den „Produzenten von Ideen“, also den gestaltenden politischen Akteuren und ihren Kritikern.
Einen zentralen, in zahlreichen Publikationen behandelten Forschungsgegenstand Schwarz' bilden Konrad Adenauer und seine Ära. Seine zweibändige Adenauer-Biographie gilt als Standardwerk.
Der Politikwissenschaftler, Zeithistoriker und Publizist Hans-Peter Schwarz hat sich im Rahmen seine Forschung mit der jüngeren deutschen Geschichte, deutscher Innen-, Außen- und Deutschlandpolitik, Entwicklungen in Europa und in der internationalen Ordnung sowie mit politischen Akteuren und Parteien befasst. Sein besonderes Interesse galt dabei Konrad Adenauer, der für ihn den wichtigsten Protagonisten deutscher Nachkriegsgeschichte darstellt. Dementsprechend befasst sich Schwarz in einem großen Teil seiner Werke mit Adenauers Rolle und Handeln für die Bundesrepublik.
In dem 1962 erschienenen Werk Der konservative Anarchist. Politik und Zeitkritik Ernst Jüngers befasst sich Hans-Peter Schwarz mit dem politischen Zeitkritiker Ernst Jünger.
In seinem Werk Vom Reich zur Bundesrepublik – Deutschland im Widerstreit der außenpolitischen Konzeptionen in den Jahren der Besatzungsherrschaft 1945–1949 (1966) befasst sich Hans-Peter Schwarz mit den strukturellen Anpassungszwängen Nachkriegdeutschlands, den für die Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland relevanten außenpolitischen Konstellationen und den daraus entstehenden Optionen und Zwängen für die Innen- und Außenpolitik.
Die 60er Jahre sind davon gekennzeichnet, so beschreibt Schwarz, dass man in der Außenpolitik keine Alternative zur Bindung an die westeuropäische atlantische Staatwelt sah. Zum einen wurde das wirtschaftliche und politische System nach dem Modell dieser Staatenwelt strukturiert, entsprach also den demokratischen kapitalistischen Vorstellungen. So schien es eine Selbstverständlichkeit zu sein, dass sich Deutschland in ebendiese Staatenwelt eingliedert, obwohl allein die demokratische Fassung eines Systems nicht zwangsläufig die Bindung an vergleichbare Systeme bedeuten muss. Schwarz beschreibt, dass die BRD in den ersten Momenten ihrer Außenpolitik der ideologischen Solidarität mit der Westallianz den Vorrang vor nationalen Bedürfnissen, wie etwa die Einigung von West- und Ostdeutschland, gegeben hat. Folgende Kriterien sind für Schwarz relevant bei der Suche nach Gründen und Ursachen für die Westorientierungen der BR Deutschland.
Zum einen was waren und sind die Motive für die Identifikation von innerer Ordnung westlichen Musters und außenpolitischer Westorientierung? Des Weiteren welche Faktoren bzw. Sachzwänge, wie ideologische, wirtschaftliche und sowjetische Intransigenz, Druck der Westmächte und das Handeln einzelner Persönlichkeiten, haben in den einzelnen Phasen den Ausschlag für Entscheidungen oder außenpolitische Richtungen gegeben? Zum anderen Faktoren, die durch die innenpolitische und zwischenstaatliche Konstellation bedingt waren, wie auch die Frage nach den Hauptberührungspunkten zwischen westdeutschen und westalliierten Interessen.
So fanden die Auseinandersetzungen in Deutschland auf vier Ebenen statt; zwischen Besatzungsmächten, zwischen den gegensätzlichen ideologischen Richtungen im Inneren der BR Deutschland, zwischen den Besatzungsmächten und den Deutschen, sowie unter den Deutschen. Die Tendenz der politischen Akteure nach Westen und damit zwangsläufig zur Blockbildung, sowie zur Teilung Deutschlands war, laut Schwarz, vom westeuropäischen Kohlemangel, der Devisenknappheit, dem Eigengewicht administrativer Tatsachen und von wertorientierten Entscheidungen beeinflusst. Adenauers Worte hierzu waren, dass Deutschland untrennbar zum christlich-abendländischen Kulturkreis zugehörig sei. Des Weiteren darf man folgenden Punkt bei der Betrachtung der Motive in der Außenpolitik nicht außer Acht lassen. Laut Schwarz war die Bundesrepublik Deutschland auf die richtige und vor allem zeitgemäße Abstimmung der Außenpolitik auf die Verschiebungen des Kräftefeldes zwischen den USA und der Sowjetunion angewiesen, denn gerade bei Konflikten wie der Berlinblockade ist die Abstimmung deutscher Außenpolitik auf die amerikanische Handlungsweise von Bedeutung gewesen.
In seinem Essay Anmerkungen zu Adenauer (2004) beschreibt Hans-Peter Schwarz das politische Wirken des ehemaligen Bundeskanzlers und stellt die Kritik an Adenauer, dessen Umstrittenheit und „die Abgründe der Größe“ zusammengefasst und reflektiert in einem Gesamteindruck dar. Schwarz gliedert seinen Essay in sieben Kapitel: „Leben“, „Leistungen“, „Außenpolitik“, „Verrat“, „Modernisierung“, „Nachtseiten“, „Was bleibt?“.
Ein Aspekt der Betrachtung liegt dabei auf der Prägung Adenauers in der wilhelminischen Ära vor 1918 durch den preußischen Zeitgeist und seine Herkunft aus dem katholischen Rheinland. Schwarz karikiert mit folgendem Zitat die gesellschaftliche Denkweise des Kölner Kleinbürgertums, aus dem Adenauer entstammte: „ Jedenfalls hält man Köln für den Nabel der Welt, betrachtet schon die Düsseldorfer als Feinde, erst recht die Berliner(…) und sieht schon kurz hinter dem bergischen Land die asiatische Steppe beginnen.“
Zum anderen setzt sich Schwarz mit den Gründen für Adenauers Hinwendung zu westeuropäischen und atlantischen Strukturen und der damit verbundenen Abwendung von Ostdeutschland und der Sowjetunion auseinander. Die Hinwendung hat sich demnach nicht allein aus den politischen Begebenheiten nach 1945, sondern auch aus der persönlichen Motivation Adenauers ergeben, die er mit der „untrennbare Zugehörigkeit (Deutschlands) zum christlich-abendländischen Kulturkreis“ ausdrückt. Den Kommunismus empfand Adenauer stets als Gefahr, was ein weiterer Aspekt zur Erklärung seiner antisowjetischen und antikommunistischen Politik darstellt. Dass er sich nur bedingt und nicht aktiv um die Wiedervereinigung Deutschlands bemühte, titulierte Schwarz vorsichtig als „umstrittenen Umgang“.
Dazu meint Siegfried Schwarz in einer Rezension,[1] dass der Osten die Wiedervereinigung auf dem Verhandlungswege angeboten habe, und dass Adenauer dies nicht gewollt habe. Hans-Peter Schwarz hätte dies bewerten müssen. Außerdem kritisiert der Rezensent Äußerungen des Autors zu den Kritikern von Adenauer, beispielsweise dem Spiegelbegründer Rudolf Augstein, den Hans-Peter Schwarz als „[einen] Frechdachs(…), [einen] nie ganz erwachsenen Pennäler, Mixtur aus Klassenprimus und Lümmel (…)kräftig verstärkt durch die Rotzigkeit des Soldaten (…)[und] Nationalist(en) pur sang, ressentimenterfüllt, überheblich, anti-französisch“ bezeichnet.
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