Hannes Swoboda, eigentlich Johannes Swoboda (* 10. November 1946 in Bad Deutsch-Altenburg), ist ein österreichischer Europapolitiker (SPÖ). Er war bis 1. Juli 2014 Mitglied des Europäischen Parlaments (MEP) und war seit dem 17. Jänner 2012 Vorsitzender der Fraktion der Progressiven Allianz der Sozialdemokraten im Europäischen Parlament (S&D).[1] Bei den Wahlen zum Europäischen Parlament im Frühjahr 2014 kandidierte Swoboda nicht zur erneuten Wahl.
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften und der Volkswirtschaftslehre von 1964 bis 1972 übte er verschiedene politische Ämter und Funktionen aus: Er war in Wien 1983–1988 Gemeinderat und Landtagsabgeordneter und 1988–1996 amtsführender Stadtrat für Stadtplanung und Stadtentwicklung (siehe Landesregierung und Stadtsenat Zilk II, Zilk III und Häupl I).
Von 1996 bis 2014 war er Mitglied des Europäischen Parlaments und stieg dort zunächst zum stellvertretenden, später zum Fraktionsvorsitzenden der SPE auf. Swoboda war einer der Balkanexperten des EP. Im April 2008 war er Berichterstatter zum Fortschrittsbericht über Kroatien 2007 des EP-Ausschusses für auswärtige Beziehungen, der vom EP mit sehr großer Mehrheit angenommen wurde. Er beteiligte sich an der Initiative „A Soul for Europe“ und war Mitglied ihrer Parlamentarischen Arbeitsgruppe, die die Initiative mit dem Europäischen Parlament vernetzt.
Er ist Mitglied des Bundesparteivorstandes und des Wiener Vorstandes der SPÖ. Hannes Swoboda unterstützt die Initiative für mehr Europa und hat das Manifest der Spinelli-Gruppe unterzeichnet.
Parteiintern war Swoboda 1999/2000 in Streitigkeiten verwickelt. Der damalige SPÖ-Bundeskanzler Viktor Klima hatte den parteifreien Publizisten Hans-Peter Martin zum Spitzenkandidaten der Partei bei den Europawahlen erkoren. Nach der Wahl weigerten sich allerdings die anderen SPÖ-EP-Abgeordneten unter Swobodas Führung, Martin zu ihrem Delegationsleiter zu wählen, und wählten Swoboda in diese Funktion. Martin war seither fraktionsloses MEP. Bei der Europawahl in Österreich 2009 war Swoboda wieder Spitzenkandidat der SPÖ. Die SPÖ verlor aber, nicht zuletzt auf Grund des neuerlichen Antretens Martins und seiner intensiven Unterstützung durch die „Kronen-Zeitung“ und fiel zwei EP-Mandate hinter die Mandatsstärke der ÖVP zurück. Swoboda kandidierte aufgrund seiner Wahl zum Vizepräsidenten der S&D Fraktion nicht mehr als Delegationsleiter der SPE.
Innenpolitisch wurde Swoboda im Jahr 2000 von Jörg Haider kritisiert, weil er nach Meinung von Kommentatoren in einem Brief Verständnis für die in Österreich so genannten Sanktionen der damals 14 anderen EU-Staaten (Verweigerung bilateraler Gespräche und höchstrangiger Kontakte mit der neuen schwarz-blauen Bundesregierung wegen mangelnder Abgrenzung der FPÖ zum Rechtsextremismus) gezeigt habe. (Die SPÖ wurde damals von rechten Kreisen beschuldigt, diese „Sanktionen“ bei den anderen EU-Staaten "bestellt" zu haben. Die Maßnahmen wurden nach kurzem als kontraproduktiv erkannt und aufgehoben.)
Im Jahr 2000 wurde er Vorsitzender der Internationalen Expertenkommission Historische Mitte Berlin und entwickelte ein Nutzungskonzept für das Berliner Stadtschloss. Unter dem von ihm präsentierten Begriff Humboldtforum übergab er am 17. April 2002 den Abschlussbericht[2] an den damaligen Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Kurt Bodewig und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit.[3]
In einem Chat über die EU und die aktuelle Wirtschaftskrise in der Tageszeitung Der Standard antwortete Swoboda im Oktober 2008 auf die Frage nach der Wirksamkeit der Zwei-Billionen-Euro-Finanzgarantie der Regierungen:
Hannes Swoboda ist mit der ehemaligen österreichischen Staatssekretärin und Wiener Finanzstadträtin Brigitte Ederer, ehemaliges Vorstandsmitglied der Siemens AG, verheiratet. In seiner Freizeit geht er den Hobbys Fotografie und Malerei nach. Bei einer Ausstellung im Wiener Kabelwerk zeigte er im Juni 2010 einige Bilder.[5]