Das Evangelium nach Lukas (griechisch: εὐαγγέλιον κατὰ Λουκᾶν), zumeist als Lukasevangelium oder kurz als „Lukas“ bezeichnet, ist das dritte Buch des Neuen Testaments in der christlichen Bibel. Es behandelt das Leben Jesu von dessen Geburt bis zur Himmelfahrt. Seit dem Mittelalter wird Lukas in 24 Kapitel unterteilt.
Während die anderen kanonischen Evangelien in sich abgeschlossene Schriften sind, handelt es sich bei Lukas um den ersten „Band“ des so genannten „lukanischen Doppelwerkes“: Das Evangelium und die Apostelgeschichte bilden formal und inhaltlich eine Einheit.
Da das Lukas-, das Matthäus- und das Markusevangelium viele Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen im Textbestand aufweisen, die man in einer „Zusammenschau“ („Synopse“) darstellen kann, werden diese drei Evangelien als synoptische Evangelien bezeichnet.
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Der Überlieferung nach war Lukas Grieche, wurde im syrischen Antiochia (heutige Türkei) geboren und gehörte dort zu den ersten Heidenchristen, die Paulus im Jahre 40 missionierte. Es heißt, er habe Paulus auf seiner zweiten Missionsreise im Jahre 51 nach Makedonien und Griechenland begleitet und einige Zeit bei der Christengemeinde in Philippi gelebt. Etwas später sei er Paulus nach Jerusalem und Rom gefolgt (im Jahr 62), habe nach Paulus’ Tod aber wieder in Griechenland gelebt. Dort habe er sein Evangelium und sein zweites Werk, die Apostelgeschichte, geschrieben. Im Alter von 84 Jahren sei er in Achaia/Boeotien gestorben.[1]
Als Erster hat wohl Irenäus von Lyon in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts nach dem Autor des heute so genannten Lukasevangeliums geforscht und dabei auch an Lukas, den Freund und Reisebegleiter des Apostels Paulus, gedacht. Als solcher wird Lukas in drei paulinischen Briefen erwähnt:
Manche vermuten auch hinter einer vierten Paulusstelle, 2 Kor 8,18 EU „Mit ihm schicke ich den Bruder, der wegen seines Wirkens für die Gute Nachricht bei allen Gemeinden in hohem Ansehen steht“ den Evangelisten Lukas.
In der Apostelgeschichte weist für Irenaeus eine Passage aus der Reise des Paulus von Troas nach Philippi auf Lukas als Reisebegleiter hin Apg 16,10-11 EU : „Wir fuhren von Troas auf dem kürzesten Weg zur Insel Samothrake, und am zweiten Tag erreichten wir Neapolis“. Der Autor wechselt hier zur Wir-Form, bezieht sich also in die Gesellschaft des Paulus ein.
In Kol 4,14 wird Lukas als Arzt bezeichnet. Da der Autor des Lukasevangeliums vor allem die Heilungsgeschichten von Jesus Christus beschreibt, kann man das Evangelium so lesen, dass es dem Autor nicht um Belehrungen sondern um die Kunst des gesunden Lebens geht. Die Kunst des gesunden Lebens war für antike Ärzte wohl eine der wichtigsten Aufgaben. Jesus wird im Evangelium als Anführer der Kunst des gesunden Lebens dargestellt. Schlussfolgerung: Man erlange das gesunde Leben aus dem Glauben an Jesus Christus.
Eine spätere Darstellung zeigt Lukas als Maler. Die malerische Sprache des Verfassers sollte diese Behauptung bestärken. Als Beleg wurde beispielsweise das Hüpfen des Johannes im Mutterleib angeführt. Ebenso soll das erste Marienbildnis aus der künstlerischen Hand des Hl. Evangelisten Lukas stammen. Wahrscheinlich stammt diese Zuschreibung aus der besonderen Marienbeziehung des Schriftstellers, die auch im Evangelium deutlich wird.
Eine Namensangabe in den Überschriften des Evangeliums findet man erst im 2. Jahrhundert. Allerdings findet man die ältesten Handschriften erst im 2. Jahrhundert. So bringt bereits das älteste umfangreiche Manuskript für das Lukasevangelium, der Papyrus [math]\mathfrak{P}[/math]75 , die Subskription „nach Lukas“. Jenes deutet darauf hin, dass die Überschrift wohl im Rahmen der Kanonisierung zur Unterscheidung der Evangelien vorangestellt wurde. Aus diesem folgt, dass das Evangelium zunächst anonym überliefert wurde. Zwar wendet sich der Autor im Vorwort persönlich an den Leser, eine Vorstellung unternimmt der Autor allerdings nicht. Auch die Anrede „erlauchter Theophilus“ lässt sich nicht etwa mit einer Anrede „Lieber Leser“ gleichsetzen. Theophilus bedeutet so viel wie „der Gott liebt“. Andere Forschungen sehen in Theophilus auch einen römischen Beamten, was vor allem mit der förmlichen Anrede begründet wird.
Falls es zwischen Paulus und dem Autor des Evangeliums eine enge Beziehung gab, so wirkte sich diese kaum theologisch auf das Lukasevangelium aus.[2] Außerdem werden die Darstellung des Pauluswirkens und das Persönlichkeitsbild der Paulusbriefe einerseits und der Apostelgeschichte andererseits oft als stark unterschiedlich eingeschätzt. Darin wird dann ein Argument gegen die Autorschaft eines „Apostelschülers Lukas“ gesehen, und die Namensangabe Lukas als das älteste religiös bedingte Kognomen (= Beiname/ähnlich Ordensname) eingeschätzt.
Eine andere Einschätzung vertreten mehrere Theologen vor allem im angelsächsischen Sprachraum. Sie gehen durchaus davon aus, dass Lukas der Freund des Apostels und der Verfasser des dritten Evangeliums war. Als Argument dafür wird vorgebracht, dass der Titel „Evangelium nach Lukas“ von Anfang an vorhanden war.[3]
In der Wissenschaft werden von verschiedenen Forschern beide Thesen (Lukas als Apostelschüler und Lukas als Kognomen) als mögliche vertreten. Mit absoluter Sicherheit kann man keiner beipflichten.
Unter historisch-kritischen (oder „liberalen“) Neutestamentlern dominiert eine Spätdatierung der Entstehung des Lukas-Evangeliums in der Zeit zwischen etwa 70 und 90 n.Chr., während „konservative“ zu einer mittleren Datierung um 60 n.Chr. tendieren. Eine Frühdatierung auf die Jahrzehnte unmittelbar nach dem Wirken Jesu wird dagegen kaum vertreten.
Eine Datierung „zwischen 70 und 90“ hält Kümmel in seiner verbreiteten NT-Einleitung für wahrscheinlich.[4] Dabei wird die Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 als frühest möglicher Zeitpunkt angenommen, weil – so die Meinung – der Verfasser bereits darauf zurückblicke. Die Festlegung des spätest möglichen Zeitpunktes ist weniger klar. Das Verhältnis von Kirche und Staat erscheint dem Evangelisten unproblematisch. Demnach dürfte ihm die Christenverfolgung unter Domitian (reg. 81–96 n.Chr.) noch nicht bekannt gewesen sein. Lukas blickt wohl schon auf den Tod des Paulus zurück und kennt die Sammlung der Paulusbriefe, die etwa um 100 n. Chr. Verbreitung fand, offenbar nicht.[5] Eine sichere obere Grenze bildet die Didache, die sich in 1,4 auf die lukanische Feldrede (Lk 6,27–30) bezieht.[6] Die Entstehung der Didache wird in einem Zeitraum zwischen ca. 100 und 150 angenommen.
Peter Pilhofer meint, dass Lukas noch am Ende seines Doppelwerkes (Apg 28,30–31 EU ) davon ausgehe, dass ein friedliches Leben der Christen unter Duldung der römischen Behörden möglich sei.[7] Darauf deuten auch die lukanische Erzählversion des Hauptmannes von Kapharnaum (Lk 7,1–10 EU ) sowie die Erzählung vom Centurio Kornelius in der Apostelgeschichte (Apg 10,2–22 EU ) . Eine solche friedliche Koexistenz sei jedoch Pilhofer zufolge erst seit der Herrschaft Trajans (reg. 98–117 n.Chr.) endgültig ausgeschlossen gewesen. „Zu seiner Zeit war das Verhältnis zwischen christlichen Gemeinden und römischen Behörden irreparabel, denn das Christsein als solches war ein mit der Todesstrafe bewehrtes Verbrechen“[7]. Demnach müsste die Wirkungszeit des Lukas am Ende des 1. Jahrhunderts anzusiedeln sein. Aus diesem Grund sowie aus inhaltlichen Beobachtungen datiert Pilhofer die Abfassungszeit des lukanischen Doppelwerkes auf etwa 90.[7]
Mehrere Neutestamentler datieren das Evangelium auf ungefähr 60 n.Chr.; so erläutert in NT-Einleitungen und ähnlichen Überblickswerken von Carson und Moo,[8] Klaus Berger,[9] John A. T. Robinson,[10] Gerhard Hörster,[11] Erich Mauerhofer[12] oder Karl Jaroš[13]. Schon Adolf von Harnack hatte diese Ansicht vertreten.[14] Auch der Historiker Alexander Mittelstädt, der in seiner Dissertation noch einmal explizit der Datierungsfrage nachgeht, plädiert für die These einer früheren Entstehung.[15]
Die zentralen Argumente für diese Position sind die folgenden: Dem Argument, Jesu Endzeitrede (Lk 21,5–36 EU ) zeige, dass der Verfasser auf die Zerstörung Jerusalems bereits zurückblicke, wird entgegengehalten, dass die Ankündigungen in den Evangelien (auch bei Lukas) nicht so detailliert seien, dass diese Nachzeitlichkeit zwangsläufig sei. Vielmehr werde nur eine damals übliche Belagerung und Einnahme einer Stadt geschildert. Mehr noch: Vergleicht man die Endzeitrede mit den Berichten des Josephus Flavius, so zeige sich, dass zentrale Details gerade nicht geschildert seien.
Vor allem fehlt in der Apostelgeschichte jeder Hinweis auf die Ermordung von Jakobus im Jahre 62 sowie von Petrus und Paulus im Zuge der neronischen Christenverfolgung etwa 64–67 n.Chr.; der Tod dieser drei wichtigsten Persönlichkeiten der Urgemeinde wären für das Thema der Apostelgeschichte eigentlich wichtig. Dagegen wird der Märtyrertod des weniger bekannten Stephanus ausführlich geschildert. Hätte Lukas in späterer Zeit ein so offenes Ende, auch in deutlicher Sympathie zur römischen Obrigkeit schreiben können? Wird Lukas primär als erster christlicher Historiograph gesehen, so ist das kaum vorstellbar. Aus solchen Gründen plädiert ein Teil der Theologen für eine Datierung der Apostelgeschichte um 62 n.Chr., und des Lukasevangeliums als erstem Teil des lukanischen Doppelwerkes um 60 n.Chr. Wird dagegen betont, sein Doppelwerk folge allein einer theologischen Struktur (Jesu Weg nach Jerusalem – der Weg des Evangeliums in die ganze Welt), so scheint die Schilderung des Todes des Paulus und anderer nicht wesentlich.
Das Lukasevangelium ist wie alle Schriften des Neuen Testaments in der griechischen Gemeinsprache der Zeit, der Koine verfasst. Dabei fällt auf, dass der Autor teilweise einen sehr ausgefeilten Sprachstil pflegt, der dem klassischen Griechisch nahekommt (so z. B. Lk 1,1-4) und sich an die Septuaginta anlehnt. [16]
Die ältesten handschriftlichen Textzeugen sind die Papyri [math]\mathfrak{P}[/math]75 und [math]\mathfrak{P}[/math]4 . Die Handschrift [math]\mathfrak{P}[/math]75 enthält Lk 3-18;22-24 und damit ca. 80 % des Gesamttextes; seine Entstehung wird etwa auf den Zeitraum zwischen 175 und 225 geschätzt. Ebenfalls aus dem ausgehenden 2. Jhdt. bis Anfang des 3. Jhdts. stammt [math]\mathfrak{P}[/math]4 , der lediglich die Kapitel 1-6 enthält. Die ältesten Handschriften mit dem Gesamttext sind die beiden großen Codices Sinaiticus und Vaticanus aus der ersten Hälfte des 4. Jhdts.
Martin Dibelius hat den Lukasevangelisten als den „ersten christlichen Historiker“ bezeichnet. Die seit langem erkannte Nähe des Lukasevangeliums zu Gepflogenheiten der hellenistischen Historiographie findet ihren literarischen Niederschlag bereits in dem Vorwort:
„Schon viele haben es unternommen, einen Bericht über all das abzufassen, was sich unter uns ereignet und erfüllt hat. 2 Dabei hielten sie sich an die Überlieferung derer, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren. 3 Nun habe auch ich mich entschlossen, allem von Grund auf sorgfältig nachzugehen, um es für dich, hochverehrter Theophilus, der Reihe nach aufzuschreiben. 4 So kannst du dich von der Zuverlässigkeit der Lehre überzeugen, in der du unterwiesen wurdest.“
Das Lukasevangelium ist so insbesondere das erste Evangelium, das die verzögerte Wiederkehr Christi, die sogenannte Parusieverzögerung, berücksichtigt. Mk 1,15 EU – „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.“ – ist gestrichen, Lk 21,8 EU warnt vor denen, die sagen, das Ende sei nahe (vgl. Lk 17,20f EU ). Der zentrale Inhalt der Botschaft Jesu, das Kommen des Reiches Gottes wird zwar beibehalten, aber durch die besondere lukanische Darlegung wird die Erwartung des Gottesreiches von der Terminfrage gelöst; denn es gehe um das Wesen des Gottesreiches vielmehr denn um sein baldiges Kommen (Lk 4,43 EU ; 8,1 EU ; 9,2 EU ; 16,16 EU ; Apg 1,3 EU ; 8,12 EU ; 20,25 EU ; 28,31 EU ).
Dem entspricht der im lukanischen Doppelwerk erkennbare Versuch, den Ablauf der Heilsgeschichte dreifach zu gliedern:
Das Lukasevangelium ist kein Augenzeugenbericht, das ist seit der Zeit der Alten Kirche unumstritten. Dass Lukas Quellen benutzt und auf vorhergehende Berichte zurückgreifen kann, macht er so explizit wie kein anderer der Evangelisten: „Nachdem schon viele es versucht haben, eine Erzählung zu verfassen über all jenes, was unter uns zur Erfüllung gekommen ist ...“ (vgl. Lk 1,1 EU ).
Die Hypothesen zu Lukas' Quellen ergeben sich aus den Theorien zur synoptischen Frage. Diese besteht darin, das Verhältnis der synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas) zueinander zu klären. Diese drei Evangelien teilen einen erheblichen Teil ihres Materials (45 % bei Mt, 76 % bei Markus und 41 % bei Lukas gehören zu dieser dreifachen Überlieferung). Daneben teilen auch Matthäus und Lukas Material, das bei Markus nicht zu finden ist. Alle Evangelisten haben jeweils Sondergut. Die Theorien zur Lösung des Problems seien hier nur mit Blick auf Lukas' mögliche Quellen rekapituliert, siehe die jeweiligen Artikel.
Die Zweiquellentheorie ist die, zumindest im deutschen Sprachraum, gängigste Theorie. Ihr zufolge ist Markus das älteste Evangelium, das Matthäus und Lukas jeweils kannten und benutzten. Die letzteren beiden gebrauchen daneben eine gemeinsame Quelle, die Logienquelle, die allerdings nicht überliefert ist. Lukas gebraucht daneben unbekanntes Traditionsmaterial, aus dem er sein Sondergut schöpft. Größtes Problem dieser Theorie sind die sog. minor agreements, also sehr kleine Übereinstimmungen zwischen Matthäus und Lukas in der Übernahme und Modifikation des Markus-Materials.
Lukas bietet narrative Theologie, das heißt, er betreibt Theologie, indem er erzählt, statt zu spekulieren. Er setzt das christliche Glaubensbekenntnis erzählerisch um und beginnt seine Erzählung vom Geheimnis der Gottessohnschaft mit einer Beschreibung der Geburt Jesu. Gerade in der Kindheitsgeschichte zeigt sich die erzählerische Qualität des Lukas. Seine Quellen sind kunstvoll geordnet, so hat Lukas die Geburtsgeschichte des Johannes mit der von Jesus verzahnt und so angeordnet, dass Johannes ganz auf Jesus ausgerichtet ist und auf ihn hinweist. Daraus geht erzählerisch hervor, dass Jesus Johannes überflügelt.
Johannes predigt das Gericht und ruft zur Umkehr auf, während Jesus die gute Nachricht von der Gnade Gottes verkündet. Hier hat Lukas zwei Doppelbilder „gemalt“. Das eine zeigt die Geburtsankündigungen, das zweite die Geburten. Nach beiden Bildern findet man Meditationen über das Geschehene. Der Ankündigung der Geburten folgt der Besuch Marias bei Elisabeth, die Verzahnung der beiden Erzählungen. Auf die Geburt Jesu folgt das Zeugnis von Simeon und Hanna über Jesus und die Geschichte vom Zwölfjährigen im Tempel. Diese Bilder zeigen das Geheimnis des Kindes, welches im Christentum als Göttlichkeit ebendieses Kindes interpretiert wird.
In der kirchlichen Tradition wurde Lukas auch als Arzt gesehen, weil er die ärztliche Sprache beherrscht hätte. In keinem anderen Evangelium kommen so häufig die Wörter „heilen“ und „gesund machen“ vor wie bei Lukas. Jesus ist für ihn der Mensch, der Heil und Heilung bringt. Heilung bedeutet für Lukas die Herstellung des ganzen Menschen in seiner Würde und Harmonie. Dies wird insbesondere an den Heilungsgeschichten deutlich, die nur Lukas überliefert: die des Wassersüchtigen und die der gekrümmten Frau. Beide Heilungen finden am Sabbat statt, dem Tag, an dem sich Gott eigentlich von der Schöpfung ausruht. Jesus stellt also hier bildlich durch die Heilung die Schöpfung wieder her und vollendet das Werk des Vaters.
Lukas gibt nicht nur das therapeutische Wirken Jesu weiter; ebenso beschreibt er die Gleichnisse Jesu. Ihm verdanken wir verschiedene Überlieferungen, die sich in den anderen Evangelien nicht finden, darunter die Gleichnisse vom barmherzigen Samariter, vom verlorenen Sohn, vom klugen Verwalter, vom Pharisäer und Zöllner. Hier wird vor allem auffällig, wie Lukas Jesus während des Erzählens der Gleichnisse beschreibt und wie Jesus sich in den Gleichnissen selbst porträtiert. In den lukanischen Sondergleichnissen benutzt der Autor einen typischen griechischen Stil, besonders auffällig ist hier der innere Monolog, ein Stilmittel, das auch in der antiken Romanliteratur und in griechischen Komödien zu finden ist. Ebenso betont das Lukasevangelium die Gleichwertigkeit der Frauenwelt, so gibt es neben dem Gleichnis vom verlorenen Schaf auch das Gleichnis von der verlorenen Drachme.
Lukas hat Jesus auch als Betenden beschrieben. Er betet immer wieder vor wichtigen Entscheidungen und zieht sich immer wieder an stille Orte zurück, um zum Vater zu beten. Man nimmt an, dass Lukas hier den Gläubigen den Weg und die Wichtigkeit des Betens nahebringen will. Lukas zeigt verschiedene Varianten des Gebetes, beispielsweise in Jesu Gebet vor der Taufe (Lk 3,21 EU ) , Jesu Gebet nach der Heilung der Aussätzigen (Lk 5,16 EU ) und im Gebet vor der Wahl seiner Jünger (Lk 6,12 EU ) .
Neben Markus (Mk 16,19 EU ) erzählt auch Lukas nicht nur von der Auferstehung, sondern auch von der Himmelfahrt Jesu (Lk 24,50-53 EU ) . Nachdem er vom Himmel herabgestiegen sei, um die Wege der Menschen zu teilen, kehre Jesus nun in Tod und Himmelfahrt wieder in den Himmel zurück, wo er zur Rechten des Vaters sitze und für die Gläubigen eintrete. Lukas vermittelt damit zwei Botschaften: Jesus habe nicht im Tod bleiben können, da er von Gott erfüllt und dessen Sohn sei. Zum anderen wird durch die Himmelfahrt und deren doppelte Beschreibung hier und in der Apostelgeschichte die Kontinuität des Wirkens Jesu zum Ausdruck gebracht: Christus sendet in der Apostelgeschichte vom Himmel aus seinen Geist, der die Jünger antreibt, die Botschaft des Heils zu verkünden und den Menschen den Weg zum Leben zu zeigen.
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Übersichten und weiterführende Darlegungen