Die Eisenzeit ist eine nach dem verwendeten Material zur Werkzeugherstellung benannte Periode der Ur- und Frühgeschichte. In der einfachen Gliederung des Dreiperiodensystems gilt sie nach der Steinzeit und der Bronzezeit als dritte große Periode der Frühgeschichte. In dieser Epoche begann man, Eisen für Werkzeuge und Waffen zu verwenden. Auf die Eisenzeit folgen – je nach Kulturkreis – die Antike, die Frühgeschichte oder das Mittelalter.
Das Einsetzen schriftlicher Überlieferung definiert den Beginn der Frühgeschichte. So zählt der Anfang der Eisenverhüttung und -bearbeitung in manchen Regionen zur Urgeschichte (z. B. Mittel- und Nordeuropa) und in manchen zur Frühgeschichte (Mittelmeerraum, Vorderer Orient, China, Indien). Für Mitteleuropa wird der Begriff Eisenzeit nur auf vorgeschichtliche Perioden angewandt. In Nordwesteuropa wird unterschieden zwischen vorrömischer Eisenzeit (als vorgeschichtliche Periode) und römischer Eisenzeit (als teilweise frühgeschichtlicher Zeitraum, dem in der deutschen Forschung üblichen Begriff Römische Kaiserzeit entsprechend). In Dänemark und Skandinavien folgt darauf noch die germanische Eisenzeit.
Obwohl in Anatolien bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. vereinzelt Eisen bearbeitet wurde,[1][2] beginnt die Eisenzeit als archäologische Periode um 1200 v. Chr. mit dem Untergang des hethitischen Reiches. Die anatolische Eisenzeit wird üblicherweise in drei Phasen unterteilt:
Zusätzlich oder alternativ können nach Region einzelne Zeitabschnitte nach den jeweils herrschenden Mächten benannt werden (v. a. neo-hethitische, assyrische, lydische Zeit).[3][4][5]
In Mesopotamien wird der Zeitraum ab der Isin-II-Zeit (1160–1026 v. Chr.) bis zum Beginn des Hellenismus als Eisenzeit bezeichnet. Sie ist geprägt von mehreren altorientalischen Großreichen.
In der Levante geht mit den Umbrüchen um 1200 v. Chr. (vgl. „Seevölker“) die Bronzezeit in die Eisenzeit über:
Da in der babylonischen und v. a. der persischen Zeit auch für die Levante schriftliche Quellen zur Verfügung stehen und Münzprägung vorhanden ist, handelt es sich hierbei nicht mehr um rein urgeschichtliche Perioden. Die Eisenzeit endet spätestens 332 v. Chr. mit der Eroberung durch Alexander den Großen und dem Beginn des Hellenismus.[6]
Auf Zypern verläuft die Eisenzeit ähnlich wie in Griechenland, von wo zu Ende der Bronzezeit ein großer Einfluss der mykenischen Kultur bestand.
Im Laufe der archaischen Zeit geriet Zypern immer wieder unter den Einfluss seiner Nachbarn. Seit dem 9. Jahrhundert entstehen Siedlungen der Phönizier, später war die Insel Teil der Herrschaftsgebiete von Assyrien (707–612 v. Chr.), Ägypten (570–526/525 v. Chr.) und Persien (ab 526/525 v. Chr.).[7]
In Griechenland beginnt nach dem Ende der spätbronzezeitlichen mykenischen Kultur (ca. 1600–1050 v. Chr.) und einer in vielen Regionen nachgewiesenen submykenischen Phase (ca. 1050/1030–1020/1000 v. Chr.[8]) um die Jahrtausendwende die Eisenzeit. Diese wird nach Kunst-/Keramikstilen unterteilt in:
Die Zeit vom 12. bis 8. Jahrhundert v. Chr. wird aufgrund der vergleichsweise geringeren Zahl der Quellen auch „Dunkle Jahrhunderte“ genannt. Die folgende archaische Zeit (700–490/480 v. Chr.) zählt bereits zur Antike.[9]
Unter dem Einfluss der Urnenfelderkultur entwickeln sich in Italien nach einer Übergangszeit ab dem 10./9. Jahrhundert v. Chr. eisenzeitliche Kulturen (Este-Kultur, Golasecca-Kultur, Villanovakultur u. a.), später vor allem die etruskische Kultur (8.–1. Jahrhundert v. Chr.). Mit der Ausbreitung der Römer geht die Eisenzeit in die Antike über.[10]
Mitteleuropäische Eisenzeit[11] | |
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Hallstattzeit | |
Ha C | 800–620 v. Chr. |
Ha D1–D3 | 620–450 v. Chr. |
Latènezeit | |
LT A | 450–380 v. Chr. |
LT B | 380–250 v. Chr. |
LT C | 250–150 v. Chr. |
LT D | 150–15 v. Chr./ 0 |
Im südwestlichen Mitteleuropa entwickelt sich um 800 v. Chr. aus der Urnenfelderkultur die Hallstattkultur. Die damit beginnende Eisenzeit wird unterteilt in
Das Ende der Eisenzeit und der Übergang zur Römischen Kaiserzeit (als Teil der Antike) wird üblicherweise mit der Eingliederung des jeweiligen Gebietes ins Römische Reich angegeben und unterscheidet sich entsprechend je nach Provinz (z. B. Noricum 15 v. Chr.[12]).
Die Definition der Unterteilung der Eisenzeit in Hallstatt- und Latènezeit erfolgte 1874 durch den schwedischen Prähistoriker Hans Hildebrand.[13] Paul Reinecke unterteilte die Hallstattzeit weiter in die Stufen Ha A–D und die Latènezeit in die Stufen LT A–D.[14]
Einige wichtige archäologische Fundstätten sind:
In Skandinavien und im nördlichen Mitteleuropa geht die Nordische Bronzezeit ohne starken Bruch in die Eisenzeit über. Deren Abschnitte werden je nach Gebiet etwas unterschiedlich benannt und datiert.
Norddeutschland[15]
Dänemark[17]
Finnland[21]
Spätestens mit der Christianisierung geht die Eisenzeit ins Mittelalter über.
Frankreich[22]
Um 800 v. Chr. bestehen in Frankreich drei eisenzeitliche Kulturräume (Atlantischer, Nordalpiner und Südlicher Kreis), die auf entsprechende bronzezeitliche Traditionen zurückgehen. Doch im Laufe der folgenden Jahrhunderte breitet sich der Nordalpine Kreis (Hallstatt-Kultur) auf Kosten der anderen aus, sodass die Periodisierung der Eisenzeit in Frankreich weitgehend jener in Süddeutschland entspricht.
Britische Inseln[23]
Die Zeit zwischen etwa 800 v. Chr. und der Eroberung durch die Römer im 1. Jahrhundert n. Chr. wird Eisenzeit genannt. Sie kann zumindest in Südengland in vier Phasen unterteilt werden:
Danach folgt die Römische Zeit, obwohl nur der Südosten der Britischen Inseln von den Römern erobert wurde und sich außerhalb dieses Bereiches eisenzeitliche Traditionen bis in christliche Zeit fortsetzen.
Iberische Halbinsel[24]
Ab dem 8. Jahrhundert sind auf der Iberischen Halbinsel drei eisenzeitliche Kulturregionen unterscheidbar: die tartessische (8.–6. Jahrhundert v. Chr.), die iberische und die keltiberische. An den Küsten bestand intensiver Kontakt mit den Phöniziern und Griechen. Bis zum Zweiten Punischen Krieg wurde der Südosten von den Karthagern beherrscht und bis zur Zeitenwende schließlich die ganze Halbinsel von den Römern erobert.
Im eurasischen Steppengürtel traten mit Beginn der Eisenzeit die ersten echten Reiternomaden auf. Die erhöhte Mobilität zeigt sich in einer großräumigen Vereinheitlichung der Sachkultur. Angehörige der Oberschicht wurden in reich ausgestatteten Hügelgräbern beigesetzt. Es wird unterschieden in:
Im 5. Jahrhundert n. Chr. vollzieht sich der Übergang zum Frühmittelalter bzw. westlich des Urals zur Völkerwanderungszeit.[25]
Die Eisenzeit entwickelte sich in Asien ähnlich wie in Europa. Metallurgische Kenntnisse im fernen Osten sind frühzeitig nachweisbar, die sich zuerst auf die einfacher zu verarbeitende Bronze bezogen. Der Gebrauch von Eisen im Alltag ist dabei regional sehr verschieden.
Im Gebiet des heutigen Uttar Pradesh finden sich erste Eisenverwendungen im Zeitraum des 18. bis 12. Jahrhundert v. Chr. Ab dem 13. Jahrhundert lässt sich eine verbreite Eisenverhüttung nachweisen und wird als Beginn der indischen Eisenzeit angesetzt. Mit dem Auftreten von Tiegelgussstahl im 3. und verbreitet 2. Jahrhundert v. Chr. endet diese Periode. Historisch ist diese mit der vedischen Zeit verknüpft. Das Ende der Eisenzeit in Indien lässt sich dabei nicht nur anhand des technologischen Umbruchs festmachen, sondern auch an der Genese der Klassischen Periode Indiens - das Verbindungsglied ist dabei das Maurya-Reich (320 bis 185 v. Chr), sowie das nördlich davon liegenden Reich der Indo-Griechen (bis zum Herrschaft des indo-skythischen König Maues ab 120 v. Chr.).
Kenntnisse der Metallurgie in China finden sich im 9. Jahrhundert v. Chr. Der Beginn der chinesischen Eisenzeit wird mit dem Erreichen der Eisenverarbeitung in den Königreichen am Yangtse zum Ende 6. Jahrhundert v. Chr. angesetzt - sie trifft dort historisch auf die Zeit der Frühlings- und Herbstannalen (722 bis 481 v. Chr.) und der folgenden Zeit der Streitenden Reiche (475 v. Chr. und 221 v. Chr.). Das Ende der Eisenzeit in China wird mit dem Beginn der Qin-Dynastie (ab 221 v. Chr) angesetzt, der ersten Dynastie des chinesischen Kaiserreichs, das als geschichtliches Konstrukt bis ins 20. Jahrhundert überdauern sollte.
Über den Handel am Gelben Meer erreichen erste Eisengegenstände die frühen koreanischen Königreiche im 4. Jahrhundert v. Chr, hauptsächlich entlang der Flusstäler auf der koreanischen Halbinsel. Die eigene Eisenherstellung wird im 2. Jahrhundert v. Chr. angesetzt und im 1. Jahrhundert v. Chr. sind Werkzeuge aus Eisen im typischen Gebrauch der Bauern. Das chinesische Kaiserreich zerschlägt im Gojoseon–Han Krieg (109–106 v. Chr.) das koreanische Go-Joseon, das schon seit der Bronzezeit existiert, und es beginnt die Epoche der Proto-Drei-Reiche, die als späte Eisenzeit gelten. Vor allem vom nördlichen Nakdong Flusstal werden in dieser Zeit große Mengen Eisen exportiert. Im Zuge der Reichseinigung bildeten sich die Drei Reiche von Korea heraus - die letzte Kolonie Lelang, wurde 313 n. Chr. von Goguryeo eingenommen, und bezeichnet damit weithin das Ende der Eisenzeit. Ein Staatsbau nach chinesischem Vorbild, der in Lelang schon lange existierte, und der Auftritt des Buddhismus im 4. Jahrhundert beeinflussen nun maßgeblich die Geschichte. Dieser Prozess ist spätestens mit dem vereinigten Silla (ab 600) abgeschlossen.
Über den Handel am Gelben Meer erreichen erste Eisengegenstände die frühen japanischen Königreiche im 3. Jahrhundert v. Chr und treffen dort historisch auf die Yayoi-Zeit. Obwohl Eisen zuerst nur aus China und Korea importiert wurde, hatte es schon früh eine große Bedeutung für die Produktion von Waffen, Schmuck und Gebrauchsgegenständen in dieser Epoche, sodass man sie zur japanischen Eisenzeit zählt. Das Ende der Eisenzeit sieht man zum Ende der nachfolgenden Kofun-Zeit (538 n. Chr.) - die folgenden Perioden werden vom Auftreten des Buddhismus und des sich entwickelnden Beamtenstaates der Asuka-Zeit geprägt.
In Afrika kommt man an Grenzen des europäisch geprägten Dreiperiodensystems, denn in Afrika folgt die Eisenzeit auf die Steizeit, ohne eine dazwischenliegende Kupfer- oder Bronzezeit. Die frühesten Belege für Eisenverhüttung stammen von Taruga in Zentral-Nigeria (Nok-Kultur) und nördlich von N’Djamena im Tschad. Dort hat man mehrere Verhüttungsöfen ausgegraben, deren Datierung ins erste vorchristliche Jahrtausend fällt (800–500 v. Chr.).[26]
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist die Eisenverhüttung eine indigene Erfindung. Frühere Annahmen einer Herkunft aus Meroe konnten durch die Datierungen Tarugas widerlegt werden, denn letztere sind etwas älter als Meroe. Eine Beeinflussung durch Karthago scheint ausgeschlossen, weil die Sahara zu dieser Zeit kaum zu durchqueren war.[27][28]