Die letzten Tage der Menschheit ist eine „Tragödie in 5 Akten mit Vorspiel und Epilog“ von Karl Kraus. Sie ist in den Jahren 1915–1922 als Reaktion auf den Ersten Weltkrieg entstanden. In mehr als zweihundert nur lose zusammenhängenden Szenen, die auf authentischen zeitgenössischen Quellen beruhen, wird die Unmenschlichkeit und Absurdität des Krieges dargestellt. Das Stück ist einem „Marstheater“ zugedacht und ist bisher noch nie komplett aufgeführt worden.
Entstehungsgeschichte
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schwieg Karl Kraus zunächst in der Öffentlichkeit, seine Zeitschrift Die Fackel erschien auch nach der üblichen Sommerpause nicht. Erst am 19. November 1914 hielt er in seiner 80. Vorlesung die „Anrede“ In dieser großen Zeit, die auch in der Nr. 404 von Die Fackel am 5. Dezember 1914 erschien. Darin wandte er sich entschieden gegen den Krieg.
Vielleicht bedingt durch seine Versöhnung mit Sidonie Nádherná von Borutín im Sommer 1915 äußerte sich Kraus’ Kriegsgegnerschaft auch in verstärkter Produktivität. Zwischen dem 5. und 22. Juli stellte er den Band Untergang der Welt durch schwarze Magie aus Artikeln der Fackel zusammen. Ab dem 26. Juli arbeitete er an seinem Weltkriegsdrama, das ab Oktober den Titel Die letzten Tage der Menschheit trug. Einzelne Szenen veröffentlichte er in Nummern der Kriegs-Fackel, viele andere Texte der Fackel sind Vorstufen zu Szenen im Drama, Fackel und Drama sind zu großen Teilen zeitgleich entstanden. Wesentliche Teile entstanden bis Sommer 1917, vor allem während Kraus’ Aufenthalten in der Schweiz.
Über ein Drittel des endgültigen Textes ist aus Zitaten montiert: aus Zeitungen, militärischen Tagesbefehlen, Gerichtsurteilen u.a. Kraus schrieb darüber im Vorwort: Die unwahrscheinlichsten Taten, die hier gemeldet werden, sind wirklich geschehen; ich habe gemalt, was sie nur taten. Die unwahrscheinlichsten Gespräche, die hier geführt werden, sind wörtlich gesprochen worden; die grellsten Erfindungen sind Zitate. Die erste Fassung des Dramas ist noch wesentlich geprägt von Kraus’ konservativer Haltung, die er bis in die zweite Hälfte des Weltkriegs beibehielt. Er war ein Verehrer des Thronfolgers Franz Ferdinand gewesen, schätzte die Habsburger und das österreichische Militär hoch. In dieser Phase machte er vor allem die liberale Presse, besonders die Neue Freie Presse, hauptverantwortlich für den Krieg. Erst ab etwa 1917 löste er sich von dieser Sicht und näherte sich an die Sozialdemokratie an. Neben der Presse machte er jetzt auch die Habsburger, verantwortungslose Politiker und Militärs für den Krieg verantwortlich. Besonders scharf griff er Wilhelm II. an, dem er – gestützt auf Erinnerungen seiner Zeitgenossen an ihn – Inkompetenz, Größenwahn und Sadismus vorwarf.
Erscheinen konnte das Werk erst nach Aufhebung der Zensur. Noch im Dezember 1918 erschien der Epilog als Sonderheft der Fackel, weitere Teile (mit jeweils zwei Akten) folgten im April, August und (wahrscheinlich) September 1919. Diese sogenannte Aktausgabe erreichte mit Nachdrucken eine Auflage von 6.000 Exemplaren.
Bedingt durch seine stark veränderte Einstellung zu den Habsburgern und dem Militär sowie auch durch erst nach Kriegsende zugängliche Informationen veränderte Kraus in den nächsten Monaten die Letzten Tage wesentlich. Rund 50 Szenen kamen neu hinzu, während nur eine gestrichen wurde. Die Szenenabfolge wurde völlig verändert. Die Dialoge zwischen dem Optimisten und dem Nörgler wurden wesentlich ausgebaut, ebenso die deutschlandkritischen Bereiche. Die Verehrer der Reichspost wurden eingefügt, um neben der liberalen Neuen Freien Presse nun auch die christlich-soziale Reichspost bloßzustellen.
Die sogenannte Buchausgabe erschien am 26. Mai 1922 in einer Auflage von 5.000 Stück, eine zweite, gleich hohe Auflage folgte im Dezember. Die dritte Auflage 1926 von 7.000 Stück blieb bis zum Tode Kraus’ lieferbar. Das Frontispiz der ersten Buchausgabe zeigt das offizielle Foto der Hinrichtung des italienischen Irredentisten und ehemaligen Reichsratsabgeordneten Cesare Battisti durch den Wiener Scharfrichter Josef Lang 1916 in Trient.[1][2]
Das Werk
Das Drama hat keine fortlaufende Handlung, sondern besteht aus 220 unterschiedlich langen Szenen, die eine Vielzahl realer und fiktiver Figuren – von den Kaisern Franz Joseph und Wilhelm II. bis zum „einfachen Soldaten, der namenlos ist“ – in den verschiedensten Situationen des Kriegsalltags zeigen.
Nur wenige Szenen führen den Leser in die Nähe der Kampfhandlungen oder gar direkt an die Front. Die wahren Gräuel des Krieges sieht Kraus im Verhalten jener Menschen, die in ihrer Oberflächlichkeit Ernst und Schrecken des Krieges weder wahrnehmen wollen – noch können – sondern sich fernab vom Schauplatz bereichern und den Krieg mit Phrasen beschönigen: Journalisten, Händler, hohe Militärs, die sich fern vom Schlachtfeld im Ruhm ihres militärischen Ranges suhlen.
Kraus entlarvt die Phrasen und Worthülsen („Der Krieg sei ausgebrochen“ – scheinbar, wie eine unabwendbare Naturkatastrophe), und weist auf die Profiteure hin. In nuce findet es sich im Satz des Nörglers, Kraus' Alter Ego in dem Werk: Jawohl, es handelt sich in diesem Krieg!
Die Technik von Kraus’ Satire besteht großteils darin, dass er teils wörtlich, teils nur dem Tonfall nach Zitiertes in den Dialogen der Szenen so montiert, dass gedankenlose Rücksichtslosigkeit, Dummheit und Verlogenheit offenbar werden: Zum Beispiel im feinen Ton, den wir selbst gegenüber den Feinden anschlagen, die doch die größte Pakasch sind auf Gottes Erdboden (I, 11).
Besonders markante Zeitgenossen – etwa Wilhelm II. oder den „Herrn der Hyänen“ (Moriz Benedikt) – baute Kraus nahezu originalgetreu in sein Drama ein. Der Kriegsberichterstatterin Alice Schalek setzte er im Drama ein Schandmal; seitdem erinnert man sich ihrer als der Schalek („Ich möchte nämlich wissen, was haben Sie gefühlt, als Sie den Riesenkoloss mit so viel Menschen im Leib ins nasse, stumme Grab hinabgebohrt haben“, II 31).
Die Figuren des Nörglers und des Optimisten treten im Stück immer wieder als satirische Kommentatoren auf und verwenden in der „Tradition des Comicpärchens“ (Hilde Haider-Pregler) Elemente aus der Unterhaltungskultur: Optimist (rundlich, klein), Nörgler (hager, groß).[3] Sie wurden von Peter Lühr/Leonard Steckel, Karl Paryla/Hans Holt, Helmuth Lohner/Peter Weck oder Thomas Maurer/Florian Scheuba und in Personalunion auch von Helmut Qualtinger gespielt. Noch kabarettistischer begegnen sich im Stück die Figuren von "Abonnent" und "Patriot", fanatischen Zeitungslesern, die in ihren Dialogen dem Sketch und der Doppelconference im Kabarett gleichen.
Das Drama endet in einer apokalyptischen Szene, nämlich in der Auslöschung der Menschheit durch den Kosmos. Anti-Helden sind nicht dabei einzelne Figuren, sondern die ganze Menschheit, die sich als des Lebens auf der Erde unwürdig erwies, indem sie die Gesamtheit dieser Grausamkeiten zuließ.
„Ich habe es nicht gewollt“ – der letzte Satz Gottes im Drama – ist auch eine klare Anspielung auf eine derartige Äußerung Wilhelms des Zweiten.
Zum Problem der Realsatire
Ein Grundthema dieser Kraus’schen Satire entsteht aus einem neuartigen Problem des Kommentars. Wie lässt sich ein politisches Ereignis wie der Erste Weltkrieg, der sich in seiner ganzen Absurdität nur mehr als Realsatire fassen lässt, überhaupt noch satirisch kommentieren bzw. durch geistvolle Kritik korrigieren? Lässt sich mit der bloßen Dokumentation, dem reinen Zitat das Problem der Realsatire lösen? (Eine Frage, die sich später auch Kurt Tucholsky gestellt hat[4]) Besteht die Bedrohlichkeit der Realsatire nicht gerade darin, dass sie geschehen kann, dass sie niemanden – außer den Satiriker – wirklich stört? Und wie grell-sarkastisch muss dessen Satire dann beschaffen sein, um sich gegenüber der Realsatire Gehör zu verschaffen?[5] Realsatire meint also die Absurdität des tagespolitischen Geschehens; in den realpolitische Gegebenheiten nachbildenden Szenen insbesondere der ersten drei Akte sind diese Indizien des Absurden aufgeführt. Dazu zählen:
- der durch ein als „Bagatelle“ charakterisiertes Ereignis ausgelöste Weltkrieg (I.5)[6]
- die kriegsfördernde Rolle der Rhetorik der Presse im Sinne der „Blutschuld der Phrase“ (II.10; IV.20) bzw. der Propaganda (V.38-41), aber auch im Sinne des Gerüchtes (V.23)
- das disproportionale Bündnis zwischen Österreich-Ungarn und Deutschland, dem es insbesondere in sprachlicher wie mentalitätspsychologischer Hinsicht an Gemeinsamkeit und Basis fehlt (II.1, 2; V.9, 27)[7]
- die vom Krieg zu rettenden und zu fördernden Kulturwerte bzw. die Deutung des Krieges als eines Ereignisses moralischer Läuterung (I.29)
- das deutsche bzw. österreichische Selbstverständnis, „Kulturnationen“ zu sein, welches angesichts einer als barbarisch begriffenen Mentalität zur Farce verkommen muss (I.6, 29 ; II.13; III.3-5; IV.29, 37)
- die verlogene Ideologie des „Verteidigungskrieges“ (I.5; II.26; III.34)
- die Lächerlichkeit führender Monarchen wie Kaiser Franz Joseph I. (IV.31) oder Wilhelm II. (I.23; IV.37) und Politiker wie Paul von Hindenburg (IV.25)
- der Weltkrieg insgesamt, da Kraus bzw. der Nörgler diesen als heimlichen Religionskrieg zwischen dem „judaisierten Christentum“ und dem „asiatischen Geist“ begreift (I.29) und gar eine „Ähnlichkeit des neu-deutschen und des alt-hebräischen Eroberungsdranges“ behauptet (III.14)[8]
Diese Ebene der ursprünglichen Farce ergänzt der Kriegsverlauf durch weitere, keinesfalls weniger absurd-lächerliche Fakten:
- die im Begriff „tragischer Karneval“ gefasste Absurdität teils jüdischer (Alexander Roda Roda, II.15), teils weiblicher (Alice Schalek, I.21, 26; II.7, 19, 30, 31; III.2, 33; IV.10; V.16, 48) Kriegsberichterstatter
- der Verlust multikultureller Sprachkultur, welcher im absurden Prozess der Eindeutschung ausländischer Begriffe zum Ausdruck kommt (I.8; II.17)
- die Kultur der Drückeberger, welche Kraus zu den eigentlichen Kriegsgewinnern zählt (I.11; III.25-26)
- die Gleichschaltung verschiedenster Bereiche des sozialen Lebens wie etwa Wissenschaft (I.22), Kunst (I.14), Kirche (II.6; III.15-18) und Gesundheitswesen (IV.7-8)
- die groteske Fehleinschätzung der Entente-Mächte und deren vermeintlich moralischer Krise durch die Bündnispartner (I.11; IV.26)
- die Barbarisierung der Menschen im Zuge fortschreitenden Kriegsgeschehens (I.6);
- die Kriegslyrik Felix Dörmanns, Ludwig Ganghofers (I.23), Hans Müllers (II.10; III.9), Alfred Kerrs (III.20), Ottokar Kernstocks (III.32) oder Richard Dehmels (III.35), die peinlicherweise in der Heimat und nicht im Kriegsgebiet entstanden ist (III.9)
- die Kriegsbegeisterung der Kinder (III.40; IV.22)
- die verlogenen, weil im Grunde vom Desinteresse der Heimat geprägten Empfänge der heimkehrenden Kriegsinvaliden (V.51-52)
- die absurde Tatsache, dass die feindlichen Mächte England und Frankreich mit den von Reichsdeutschen gestellten Waffen kämpfen (II.10)[9]
Aufführungsgeschichte
Karl Kraus selbst hatte das Stück zunächst für unspielbar erklärt. Im Vorwort zur Buchausgabe schrieb er: Die Aufführung des Dramas, dessen Umfang nach irdischem Zeitmaß etwa zehn Abende umfassen würde, ist einem Marstheater zugedacht. Theatergänger dieser Welt vermöchten ihm nicht standzuhalten. Es gab einige Aufführungen des Epilogs, die erste, an der Kraus selbst mitwirkte, am 4. Februar 1923 in Wien. Er hat eine Bühnenfassung erarbeitet, ohne Vorspiel und Epilog, ohne die meisten Nörgler-Szenen und mit nur einem Drittel der restlichen Szenen. Daraus hat er bis 1930 häufig in seinen Vorlesungen vorgelesen. Als jedoch bekannte Regisseure wie Max Reinhardt oder Erwin Piscator die Letzten Tage inszenieren wollten, lehnte er ab, wahrscheinlich aus Angst, sie würden aus dem Stück ein Unterhaltungsspektakel machen. In der Nacht vom 15. auf den 16. Jänner 1930 kam es zur einzigen deutschen Aufführung des Epilogs in Berlin am Theater am Schiffbauerdamm durch Heinrich Fischer, unter anderen mit Paul Morgan und Theo Lingen, Musik von Hanns Eisler.
Lesungen und Hörspielfassungen
- Im Exil hat es einige Vortragsabende gegeben, darunter in New York und eine von Leopold Lindtberg veranstaltete Lesung am Zürcher Schauspielhaus 1945.
- 1947 Hörspielversion des Hessischen Rundfunks (Radio Frankfurt), Bearbeitung: Stephan Hermlin, Regie: Theodor Steiner, Musik: Wolfgang Rudolf, Sprecher: Ursula Langrock, Wolfgang Büttner, Stephan Hermlin, Siegfried Lowitz u.v.a.
- 1957 Matinee am Deutschen Theater in Ostberlin im April 1957 mit Mathilde Danegger, Amy Frank, Erika Pelikowsky, Hortense Raky, Lilly Schmuck, Gerhard Friedrich, Herwart Grosse, Wolfgang Heinz, Paul Richard Henker, Heinz Hinze, Adolf Peter Hoffmann, Wolfgang Langhoff, Georg Lhotzky, Fritz Links, Karl Paryla, Georg Peter-Pilz, Emil Stöhr, Peter Sturm, Hans Wehrl, Rudolf Wessely; Klavier: Peter Fischer
- 1974, zum 100. Geburtstag Kraus’, hat der ORF die Letzten Tage vollständig als vielteiliges Hörspiel mit 160 Schauspielern produziert, darunter Karl Paryla, Hans Holt, Axel Corti, Leopold Rudolf, Jane Tilden, Peter Weck, Heinz Moog, Fred Liewehr, Ernst Waldbrunn, Werner Hinz, Maxi Böhm, Heinz Reincke, Fritz Muliar, Vilma Degischer, Alma Seidler, Ewald Balser, Klausjürgen Wussow, Kurt Sowinetz, Achim Benning, Sebastian Fischer, Otto Tausig, Carlo Böhm, Felix Dvorak, Franz Stoss, Harry Fuß, Marion Degler, Martha Wallner, Kurt Heintel, Egon von Jordan, Kurt Sobotka, Herwig Seeböck, Heinz Holecek, Klaus Behrendt, Maria Englstorfer, Rudolf Jusits, Helli Servi, Else Rambausek, Gerhard Steffen, Richard Eybner, Bruno Thost, Rudolf Wessely, Peter Weihs, Erich Padalewski, Alfred Böhm, Alfred Reiterer, Herbert Propst, Christian Futterknecht, Herbert Prikopa, Oskar Willner, Philipp von Zeska, Tom Krinzinger u.a. (Regie: Hans Krendlesberger).
- Eine Aufführung für eine Person gab es von Erich Schaffner.
- Leseabende von Helmut Qualtinger in Hamburg und Wien
- 1981 Tournee-Lesung mit Hans Hollmann, Susi Nicoletti, Peter Matić, Nikolaus Paryla
- 1999 Jörg Hube im Bürgerhaus Unterschleißheim (heute: Ballhausforum)
- 2000 Szenische Lesung des gesamten Stückes in 6 Tagen in Schloss Elmau, Mitwirkende u. a. Corinna Kirchhoff, Michael Heltau, Rainer Bock, Bearbeitung und Regie Viola Milberg und Rainer Stephan
- 12. Jänner bis 4. Mai 2014: Pygmalion Theater Wien, Lesung des gesamten Werkes ohne Striche in sechzehn Abenden durch Martin Ploderer
- 2014: Lesung von Erwin Steinhauer am Wiener Theater in der Josefstadt und an anderen Orten, darunter Reichenau an der Rax
- 2014: Lesung von Franz Schuh und Maria Hofstätter in Gmunden
- 27. Oktober bis 2. November 2014: Konzertdirektion Landgraf Szenische Lesung mit Hans Hollmann, zur Erinnerung an den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914
Zur Bekanntheit des Stückes im deutschen Sprachraum haben die Schallplattenaufnahmen von Helmut Qualtinger (1962–1972) wesentlich beigetragen.
Szenische Aufführungen
Da die Rechteverwalter Kraus’ Diktum von der Unaufführbarkeit wörtlich nahmen, kam es lange zu keiner szenischen Aufführung, die Aufführung des gesamten Dramas steht überhaupt aus.
- 1923 fand am 4. Februar an der “Neuen Wiener Bühne” in Wien die Uraufführung des Epilogs "Die letzte Nacht" statt. Karl Kraus selbst spielte den ‚Herrn der Hyänen‘ und die ‚Stimme von oben‘. Ein Gastspiel dieser Produktion in Prag wurde von der 'Deutschen Zeitung Bohemia' verhindert.
- 1930 fand auf der Versuchsbühne des Theaters am Schiffbauerdamm in Berlin eine Aufführung des Epilogs "Die Letzte Nacht", und zwar am 15. Jänner 1930, nachts um 12 Uhr, d.h. in der Nacht vom 15. auf den 16. Jänner als eine Veranstaltung von Heinrich Fischers „Versuchsbühne“ statt. Regie führte Leo Reuss, den Herr der Hyänen spielte Wolfgang Heinz; Agnes Straub sprach die „Stimme von oben“. Die Musik komponierte Hanns Eisler op. 36,2. Karl Kraus schrieb zu dieser Musik: „Das Äußerste an Infamie war wohl die Behandlung oder Nichtbehandlung des musikalischen Kunstwerks, das Hanns Eisler dem Text angegliedert hatte, (...) und der allein zuliebe schon alle Problematik eines Bühnendaseins der ‚Letzten Nacht‘ hinzunehmen war.“ (Die Fackel Nr.834-837 (1930) S.59)
- 1942 Eine szenische Auswahl bot eine Veranstaltung österreichischer Emigranten am 2. Mai 1942 in New York.
- 1945 fand am Wiener Volkstheater eine Matinée zum Gedächtnis an Karl Kraus mit der Erstaufführung der vier letzten, apokalyptischen Szenen „Die letzte Nacht“, dem Epilog zu „Die letzten Tage der Menschheit“ statt, die auch zu einem regulären Theaterabend unter dem Titel „Das menschliche Antlitz“ wurde (Regie: Günther Haenel, mit Dorothea Neff, Karl Skraup, Robert Lindner, Hanns Obonya und Oskar Wegrostek. Bühnenbild: Gustav Manker). Auf dem Programmzettel stand Kraus’ Zitat: „Nein, der Seele bleibt keine Narbe zurück. Der Menschheit wird die Kugel bei einem Ohr hinein und beim anderen herausgegangen sein.“[10]
- 1964 Wiener Festwochen im Theater an der Wien, unter der Regie von Leopold Lindtberg nach einer Bühnenfassung von Heinrich Fischer, mit Peter Lühr, Leonard Steckel, Hubert von Meyerinck, Robert Freitag, Ernst Stankovski, Otto Bolesch, Dorothea Neff, Robert Dietl, Kurt Jaggberg, Guido Wieland, Bruno Hübner, Otto Schenk, Edd Stavjanik, Günther Bauer (auch fürs TV von Walter Davy verfilmt).
- 1974 in Basel in einer Fassung für zwei Abende (Regie: Hans Hollmann)
- 1980 bei den Wiener Festwochen im Wiener Konzerthaus in der siebeneinhalbstündigen Basler Fassung für zwei Abende, Regie: Hans Hollmann, mit Helmut Lohner, Peter Weck, Paulus Manker, Götz Kauffmann, Emmy Werner, Helmut Berger, Alexander Goebel, Eva Kerbler, Michael Wallner, Judith Melles, Alexander Grill, Johanna Mertinz, Evelyne Hall, Bernhard Letizky, Heinz Herki, Hubert Kronlachner, Ronald Seboth, Sabine Kopera, Siggi Pawellek u.a., auch TV (ORF).
- 1983 in Edinburgh
- 1988 in Amsterdam und Lyon
- 1990 in der Fiat-Halle Lingotto in Turin (Regie: Luca Ronconi) mit sechzig Schauspielern, siebzig Technikern, ein vierstündiger Theaterabend für mehr als sieben Millionen Mark Produktionskosten, ermöglicht mit Unterstützung der Agnellis.
- 1995 am Schauspiel Frankfurt (Regie: Peter Eschberg)
- 1997 in Warschau im Teatr Powszechny, Regie: Piotr Cieślak, Bühnenfassung: Jacek St. Buras und Piotr Cieślak, u.a. mit Kazimierz Kaczor, Franciszek Pieczka, Stanisław Tym[11]
- 1999 am Deutschen Nationaltheater Weimar (Regie: Susanne Lietzow)
- 1999–2005 Aufführung von Johann Kresnik im ehemaligen U-Boot-Bunker „Valentin“ in Bremen-Farge
- 2000 unter der Regie von Hans Gratzer in einer Bühnenfassung von Christopher Widauer bei den Festspielen Reichenau an der Rax
- 2008 am Stadttheater Bruneck (Regie: Claus Tröger)
- 2014 am Staatsschauspiel Dresden (Regie: Wolfgang Engel)
- 2014 am Wiener Volkstheater (Regie: Schulte-Michels)
- 2014 Koproduktion der Salzburger Festspiele und des Wiener Burgtheaters (Regie: Georg Schmiedleitner), mit Gregor Bloéb, Sven Dolinski, Dörte Lyssewski, Peter Matić, Petra Morzé, Elisabeth Orth, Christoph Krutzler, Alexandra Henkel, Stefanie Dvorak, Tommy Hojsa u.a.
- 2014 am Pfalztheater Kaiserslautern (Inszenierung: Dominik von Gunten)
Filmadaptionen
Ausgaben (Auswahl)
- Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog. „Die Fackel“, Wien 1919. 639 + 48 Seiten. Mit 7 Abb. (= „Aktausgabe“)
- Verlag „Die Fackel“, Wien/Leipzig 1922. XXIV + 792 Seiten. Mit 2 Abb. (= „Buchausgabe“)
- Bühnenfassung für einen Abend von Heinrich Fischer und Leopold Lindtberg. Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs GmbH, Berlin-Dahlem 1964. 180 Seiten.
- Bühnenfassung [1930]. Hrsg. von Eckart Früh. Suhrkamp, Frankfurt 1992. 250 Seiten.
- Die letzten Tage der Menschheit: Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog, Suhrkamp Verlag, Auflage 11. August 2008, ISBN 978-3-518-37820-5
- der vollständige Text steht hier zum Kopieren bereit
- Die letzten Tage der Menschheit. Der Erste Weltkrieg in Bildern. Mit Texten von Karl Kraus. Hrsg. von Anton Holzer. Primus Verlag, Darmstadt 2013, ISBN 978-3-86312-004-7
- Die letzten Tage der Menschheit. Tragödie in fünf Akten mit Vorspiel und Epilog. Herausgegeben und mit einem Nachwort von Franz Schuh. Verlag Jung und Jung, Salzburg 2014, ISBN 978-3-99027-006-6
CD-Aufnahmen
- Die letzten Tage der Menschheit in einer Hörspielbearbeitung von Stephan Hermlin. Musik: Wolfgang Rudolf. Sprecher: Ursula Langrock, Wolfgang Büttner, Stephan Hermlin, Siegfried Lowitz u.a. Regie: Theodor Steiner. Prod.: Radio Frankfurt (heute Hessischer Rundfunk), 1947. Als CD-Ausgabe mit einem Geleitwort von Friedrich Pfäfflin 2001 im HörVerlag erschienen. (3 CDs: 206 Min.) ISBN 3-89584-991-X
- Die Letzten Tage der Menschheit. Sprecher: Helmut Qualtinger. Verlag Otto Preiser, 1987. (5 CDs) ISBN 3-902028-08-4
- Die letzten Tage der Menschheit. Hörspiel des Österreichischen Rundfunks 1974 in 45 Teilen. Vollständige szenische Umsetzung mit 160 Schauspielern. Regie: Hans Krendlesberger. Sprecher u. a.: Axel Corti, Karl Paryla, Hans Holt, Alfred Böhm, Otto Tausig, Jane Tilden, Heinz Holecek, Maxi Böhm, Kurt Heintel, Ernst Waldbrunn. 1996 veröffentlicht als ORF-CD Nr. 577 (23 CDs). Wieder aufgelegt im Jahr 2007.
- Die letzten Tage der Menschheit. Sprecher: Martin Haidinger, Musik: Barbara Klebel-Vock (Violine), Christina Renghofer (Klavier), 2010, ORF-CD Nr. 753 (2 CDs).
- Die letzten Tage der Menschheit. Sprecher: Erwin Steinhauer, Musik: Georg Graf (Saxophon, Klarinette, Flöte, Trompete), Pamelia Kurstin (Theremin, Cello), Joe Pinkl (Tuba, Posaune, Klavier, Melodica), Peter Rosmanith (Perkussion, Hang), Mandelbaum Verlag , 2014 (2 CDs).
- Die letzten Tage der Menschheit. Vollständige Fassung ohne Striche, CD-Box mit 18 CDs. Sprecher: Martin Ploderer , MONO-Verlag . Bestellmöglichkeit ISBN 978-3-903020-07-8.
Adaptionen
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ulrich Weinzierl: Die grausamen Henker des Ersten Weltkriegs. Die Welt, 12. November 2008
- ↑ Theodor W. Adorno: Dissonanzen: Musik in der verwalteten Welt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1991, S.138
- ↑ Hilde Haider: Theater im 20. Jahrhundert, Theater vom Ende des 1. Weltkriegs bis zum Ende des 2. Weltkriegs. (PDF; 314 kB) Universität Wien (Theaterwissenschaft) Skriptum zur Hauptvorlesung Winter 2001/2002.
- ↑ Leo A. Lensing: „Photographischer Alpdruck“ oder politische Fotomontage?: Karl Kraus, Kurt Tucholsky und die satirischen Möglichkeiten der Fotografie, in: Zeitschrift für deutsche Philologie 107 (1988), S. 556-571.
- ↑ Burkhard Meyer-Sickendiek: Was ist literarischer Sarkasmus? Ein Beitrag zur deutsch-jüdischen Moderne. Fink Verlag, Paderborn/München 2009, S. 321-264.
- ↑ Ekkehart Krippendorff: Kriegsursachen und Antipolitik: Karl Kraus’ Die letzten Tage der Menschheit, in: Ders.: Politische Interpretationen, Frankfurt am Main 1990, S. 141-177.
- ↑ Hermann Schlösser: „Ahwoswoswaßiwossöwulln“: Deutsche als komische Figuren bei Kraus und Hofmannsthal, in: Komik in der österreichischen Literatur, hg.v. Wendelin Schmidt-Dengler, Berlin 1996, S. 198-211.
- ↑ Vgl. dazu: Sigurd Paul Scheichl: Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, in: Dramen des 20. Jahrhunderts, Stuttgart 1996, S. 224-241.
- ↑ Zur Übersicht vgl.: Burkhard Meyer-Sickendiek: Was ist literarischer Sarkasmus? a. a. O., S. 350ff.
- ↑ Paulus Manker: "Der Theatermann Gustav Manker. Spurensuche." Amalthea, Wien 2010 ISBN 978-3-85002-738-0
- ↑ Teatr Powszechny im. Zygmunta Hübnera - sezon 1996/1997, abgerufen am 12. Januar 2012