Als Diafilm, Diapositivfilm (von altgriechisch δία dia „durch“) oder Umkehrfilm bezeichnet man einen fotografischen Film, der nach seiner Entwicklung Grauwerte oder Farben in einer natürlichen Ansicht zeigt.
Nach der Entwicklung und dem Zerschneiden des Films entstehen einzelne Diapositive, die oft zur Projektion genutzt werden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand der Diafilm massenhafte Verbreitung. Er stellte damals für Fotoamateure eine Möglichkeit dar, auf günstige Weise Farbbilder herzustellen. Trotz der Möglichkeit, Farbfotos von Negativen – und in der heutigen Zeit Fotos von digitalen Daten – fertigen zu können, hat sich der Diafilm immer behaupten können. Seine Stärke ist der – gegenüber dem Papierabzug – hohe Kontrastumfang.
Die bevorzugte Präsentationsform von Dias ist die Projektion. Diese Eigenart ist so typisch, dass sie in Form der „Diashow“ bei der Computerpräsentation benutzt wird. Von Dias sind auch Papierabzüge möglich, jedoch weist das für die Projektion optimierte Farbdia einen hohen Kontrastumfang auf, der oft nur sehr eingeschränkt auf Papier wiedergegeben werden kann.
Im Jahr 2001 hatten Diafilme an den 187 Millionen verkauften Filmen in Deutschland einen Anteil von 7 %.[1] Die Nachfrage war in den Jahren zuvor jedoch bereits rückläufig.[1][2]
Das Diapositiv war auch im Kino zu Hause. Lange Jahrzehnte war das Idealformat gebräuchlich auf dem Kinodiaformat 85 mm × 85 mm. Projiziert wurde mit dem gleichen Licht wie für das Laufbild, es gab also Stehbildwerfer mit Kalklicht, Reinkohlen- und Beck-Kohlen-Bogenlampen.
Schwarz-Weiß-Umkehrfilme haben eine aus zwei verschiedenen Emulsionen gemischte Bildschicht. Der eine Ansatz ist hochempfindlich, meistens panchromatisch sensibilisiert, der andere unsensibilisiert und geringempfindlich. Bei der Aufnahme der Bilder bleibt das geringempfindliche Silbersalz um etwa das Zehnfache unterbelichtet. Nach Entwicklung eines Negatives aus dem empfindlicheren Silbersalz wird dieses gebleicht, d. h. in eine lösliche Verbindung übergeführt, und anschließend aus der Bildschicht herausgelöst. Das verbleibende Salz erfährt darauf völlige Durchbelichtung, Schwärzung in einem Entwicklerbad und die weitere übliche Behandlung. Die Ergänzung des Negatives ist jetzt ein feinkörniges Positiv.
Farbumkehrfilme sind heute als Mehrschichtfilme aufgebaut, die nach einem chromogenen Verfahren verarbeitet werden. Die Farbstoffe entstehen während der Verarbeitung über Farbkuppler in den lichtempfindlichen Schichten. Farbdiafilme werden heute im standardisierten E-6-Prozess entwickelt.
Einen anderen Filmaufbau hatte der Kodak Kodachrome-Diafilm: Die Farbkuppler befanden sich hier nicht in den lichtempfindlichen Schichten. Vielmehr wurden die drei Emulsionsschichten im Laufe der Verarbeitung im K-14-Prozess einzeln einer Umkehrentwicklung unterzogen, wobei sich entsprechende Farbkuppler für die jeweilige Grundfarbe in je einer eigenen Entwicklerlösung befinden. Dieses Verfahren, das in den Grundzügen seit der Einführung 1935 unverändert im Einsatz blieb, ermöglicht besonders dünne lichtempfindliche Schichten, was zu größerer Schärfe führt – jahrzehntelang waren Kodachrome-Diafilme schärfer als andere Diafilme. Kodachrome-Diafilme konnten aufgrund des komplizierten K-14-Verfahrens de facto nur bei Kodak entwickelt werden. Kodak bot diesen Service bis Ende 2010 an.
In den vergangenen Jahren haben andere Filme aufgeholt. Derzeit (Stand 2015) gelten der Fujichrome Provia 100F (normale Farbabstimmung, extrem neutrale Graubalance) und der Fujichrome Velvia 50/100/100F (farbverstärkt, für die Natur- und Landschaftsfotografie) als die schärfsten und auch feinkörnigsten Diafilme der Welt. Bemerkenswert ist die Feinkörnigkeit, Schärfe und Farbsättigung des Fujichrome Provia 400x (abgekündigt), der anhand dieser Parameter mit den 100ASA-Emulsionen der späten 1990er Jahre gleichzieht.
Der prinzipielle Aufbau von Umkehrfilmen und Negativfilmen ist gleich. Dadurch ist grundsätzlich auch die Umkehrentwicklung eines Negativfilms bzw. Negativentwicklung eines Diafilms möglich (Crossentwicklung). Die erreichbaren Ergebnisse sind aber eher als „experimentell“ zu bezeichnen. So kann man etwa für spezielle Anwendungen und Effekte einen Dia-Umkehrfilm auch mit dem C-41-Prozess entwickeln, der eigentlich für Farbnegativfilme gedacht ist. Das Ergebnis sind kontrastreiche Negative mit übermäßig gesättigten Farben. Die Negativentwicklung von Schwarzweiß-Umkehrfilmen dürfte jedoch keine brauchbaren Ergebnisse liefern, da diese Filme wie auch die Farbumkehrfilme zumeist eine aus kolloidalem Silber bestehende Lichthofschutzschicht besitzen, die nur im Bleichbad eines Colorprozesses entfernt wird.
Die meisten Schwarzweißfilme sind Negativfilme, nicht Diafilme. Ausnahmen waren die Schwarzweiß-Umkehrfilme Agfa Scala, Fomapan R und der schon lange nicht mehr produzierte Agfa DD (Dia-Direct). Prinzipiell kann man zwar jeden beliebigen Schwarzweiß-Negativfilm durch Umkehrentwicklung zum Diafilm machen (Crossentwicklung: im SCALA-Prozess, Umkehrentwicklung nach Wehner), gute Ergebnisse erreicht man jedoch nur mit Filmen, die eine farblose Unterlage aufweisen (z.B. Agfa Copex Rapid, ADOX CMS 20 II, Agfa Scala). Schwarzweißfilme für Negative haben aber einen grau eingefärbten Schichtträger (Grey base), der die Entstehung von Lichthöfen verhindert. Mittlerweile gibt es Verfahren zum Herstellen von Schwarzweiß-Dias, die geeigneten Filmen bis zu 800 Linienpaaren je mm Auflösung entlocken können, mithin weit mehr als bei Farbdiafilmen.
Die Größe eines Kleinbild-Dias (36 mm × 24 mm) ist zu gering, um es problemlos ohne Hilfsmittel betrachten zu können. Es gibt daher Diabetrachter, bei denen das Dia durch eine Lupe betrachtet wird. Hier wird meist das Umgebungslicht oder eine kleine Glühlampe zur Beleuchtung verwendet. In solchen Betrachtern können meist sowohl gerahmte Dias als auch ungeschnittene Filmstreifen betrachtet werden. Diabetrachter gibt es auch in Versionen als Stereodiabetrachter.
Mit Hilfe von Diaprojektoren können die Dias auf eine Leinwand oder Mattscheibe projiziert werden. In der Regel muss das einzelne Dia dazu gerahmt sein.
In den Jahren des Jahrtausendwechsels begann die massenhafte Verbreitung der Digitalfotografie. Damit einhergehend entstand die Möglichkeit, digitale Fotos auf komfortable Art am Computerbildschirm anzusehen; beispielsweise als selbstständig ablaufende Bildfolge. Für diese Art der Bildpräsentation setzte sich der Name „Diashow“ durch. Als Symbol wird oft ein stilisiertes Diapositiv verwendet. Die Stilisierung zeigt meist ein gerahmtes Diapositiv mit innenliegendem Dreieck (= „Wiedergabe“).
Der größte Kontrastunterschied in unserem Alltag existiert zwischen tiefster Nacht und gleißendem Sonnenschein. Man spricht hier von einem großen Kontrastumfang. Es gibt kein Bildsystem, das den kompletten Kontrastumfang der Natur in einem Bild fixieren kann. Daher muss der natürliche Kontrastumfang eines Motivs vor der Bildspeicherung reduziert werden.
Von allen – nichtdigitalen – bildgebenden Methoden besitzt ein Dia den größten Kontrastumfang und die größte Kontrastdifferenzierung.
Ein pauschaler Vergleich mit den digitalen bildgebenden Methoden ist schwierig, da es keine repräsentativen Vergleichstest gibt.
Die praktischen Vorteile des Diafilms liegen vor allem in der hohen Schärfe und Farbtreue sowie dem großen Tonwertumfang des Diapositivs. Diese Eigenschaften des Diafilms treten in der Projektion klar zu Tage. Die Bildqualität eines projizierten Kleinbilddias besitzt einen hohen Kontrastumfang und -differenzierung.
Die Reduzierung des natürlichen Kontrastumfangs beim Dia- und beim Negativfilm ist auf den jeweiligen Verwendungszweck (Projektion oder Foto) abgestimmt. Soll ein Foto (Kontrast 1:100) vom Dia (Kontrast 1:1000) gefertigt werden, muss der Kontrastumfang des Dias deutlich reduziert werden. Dazu existieren verschiedene Technologien:
Werden qualitativ hochwertige Dias sachgerecht projiziert, kann man einen sehr guten Eindruck von der natürlichen Farbe und Helligkeit während der Aufnahmesituation bekommen. Die Qualität dieses visuellen Eindrucks markiert immer noch einen Qualitätsstandard für andere bildgebenden Methoden.
Im professionellen Bereich wurden Dias bis in die 1990er Jahre benutzt, da ihre Qualität unkomplizierter zu beurteilen war als die von Negativen.
Bei den meisten Dias handelt es sich um Unikate; selten werden Dia-Duplikate benutzt. Generell sind Unikate einem vergleichsweise hohen Risiko ausgesetzt, da Beschädigungen durch Staub, Fingerabdrücke, Kratzer, Licht und Feuchtigkeit unumkehrbar sind. Da Diapositive eine Gelatineschicht haben, sind sie, wie alle anderen Fotomaterialien auch, gegen Pilze und Bakterien anfällig. So können sich im Verlauf von Jahren Löcher bilden, das Dia wird zerstört.
Es besteht die Möglichkeit, Dias zu duplizieren oder zu digitalisieren. Probleme dabei:
Alle Hersteller von chemischen Fotomaterialien litten seit der Jahrtausendwende mehr oder weniger stark durch den Nachfragerückgang zugunsten der digitalen Fotografie. Von den ehemals drei großen Diafilmherstellern Kodak, Agfa und Fuji konnte nur die japanische Fuji ihr Geschäftsmodell erfolgreich umstrukturieren. Weitere Hersteller waren ORWO, Konica, Foma und Ferrania.
Agfa-Gevaert trennte sich bereits im November 2004 von der Film- und Fotopapiersparte;[3] die daraufhin neu entstandene AgfaPhoto, in die die Produktion der Fotomaterialien ausgelagert wurde, musste schon im Mai 2005 Insolvenz anmelden.[4] Die von der Insolvenz nicht betroffene AgfaPhoto Holding GmbH ist seitdem als Lizenzgeber von Handelsmarken tätig, nicht als Hersteller.[5] Damit gibt es aus eigener Herstellung bereits seit 2005 keine Agfachrome-Diafilme mehr.[6]
Im März 2007 stellte die japanische Firma Konica Minolta die Herstellung von fotochemischen Filmen und Papieren komplett ein.[7] Damit verschwanden die Konica-Diafilme (Konica Chrome, Konica Sinbi) vom Markt.
Im Jahr 2004 ging die bis 1996 zum 3M-Konzern gehörende italienische Firma Ferrania in den Konkurs. Die Produktion konnte jedoch bis 2011 aufrechterhalten werden, als Ferrania die Film- und Fotoproduktion (z.B. Solaris-Diafilme sowie viele Handelsmarken) einstellen musste und sich vollständig von der Fotochemie verabschiedete.
Kodak musste den berühmten Kodachrome-Diafilm wegen sinkender Nachfrage und des hohen Kostenaufwandes im Juni 2009 einstellen.[8] Im Januar 2012 stellte Kodak einen Insolvenzantrag,[9] gefolgt von der Einstellung der Produktion aller restlichen Kodak-Diafilme (Ektachrome, Elite Chrome) im März 2012.[10]
Damit ist heute nur noch die Fujifilm Corporation als Hersteller von Farbdiafilmen tätig. Im Juli 2012 erfolgte eine Konsolidierung des Fuji-Diafilmsortiments,[11] welches aber immer noch (Stand November 2012) eine gute Auswahl für Profi- und Amateur-Diafotografie bietet (Fujichrome Velvia und Fujichrome Provia).[12]
Ein Schwarzweiß-Diafilm des tschechischen Herstellers Foma ist unter dem Namen Fomapan erhältlich.[13]