Deixis (['dɛɪ̯ksɪs] zu altgriechisch δείκνυμι ‚zeige’), auch indexikalische Semantik, ist ein Fachbegriff aus der Sprachwissenschaft, vor allem aus der Pragmatik. Er bezeichnet die Bezugnahme auf Personen, Orte, Gegenstände und Zeiten im Kontext[1], die mit Hilfe von deiktischen oder indexikalischen Ausdrücken wie ich, du, dort, hier, morgen, heute ... erfolgt. Ein deiktischer Ausdruck wird „Deiktikon“ (plural „Deiktika“) genannt.
Dabei ist der absolute Bezugspunkt und die letztendliche Instanz der Deixis das versprachlichende Subjekt, der Sprachproduzent oder Sprecher. Der Bezugspunkt der Deixis heißt Origo (lateinisch „Ursprung“). Die deiktische Origo setzt ihren Ursprung vom Akt des Sprechens aus an. Sie stellt eine sprachliche Ordnung dar und kann nicht mit den Zeitstrukturen, der physikalischen Zeit, der außersprachlichen Wirklichkeit (Mögliche Welt; die tatsächliche „Welt“, auch „aktuale Welt“ oder „Wirklichkeit“ genannt) gleichgesetzt werden. So können die Tatbestände dieses deiktischen Ordnungssystems als vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig zu der Sprechsituation situiert werden.[2][3]
Für Gabriele Diewald (1999)[4] ist die Deixis ein semiotischer Vorgang, der durch die Verbindung zwischen der Sprache und dem Sprecher zustande kommt, indem der versprachlichte Tatbestand vom Sprecher (der Origo), oder auch das sprachlichte Dargestellte, an bestimmte semantische Domänen[5] „verortet“ werden kann bzw. muss.
Ein Satz ist eine aus einem Wort oder mehreren Wörtern bestehende in sich geschlossene sprachliche Einheit,[6] mit der ein Sprechakt vollzogen wird. Sätze bzw. die Worte eines Satzes können aber erst interpretiert werden, wenn der Hörer oder Rezipient weiß, in welchem Kontext oder in welcher Situation sie versprachlicht wurden. Für die Verständigung sind situationsgebundene Ausdrücke notwendig, fungieren sie doch gewissermaßen als Wegweiser innerhalb der Sprache indem sie auf einen Referenten verweisen.[7] Deiktische Ausdrücke verweisen aus der Sprache heraus (exophorisch) in die Situation, im Gegensatz zu der Anaphorik (endophorisch). Sie verweist auf die vorausgegangene Rede bzw. den vorangegangenen Text.
Die Deixis als eine semantische Komponente bezieht sich auf die relative Orientierung zwischen dem Sprecherort, einem Bezugsbereich und einem Verweisbereich (siehe auch Tempussystem von Reichenbach), der sich wiederum in Personal-, Raum- oder Zeitdeixis aufteilt bzw. unterscheidet. „Hier“ gehört zu einem anderen deiktischen Begriffssystem als „jetzt“ und damit zum Gegensatz zwischen Lokalität und Temporalität. „Vorhin“ benennt, referiert auf eine andere Zeitrelation als „bald“. Es beschreibt den Gegensatz zwischen Vorzeitigkeit und Nachzeitigkeit.[8]
Eine Sprechsituation ist eine Situation, in der ein Sprechakt vollführt wird. Sie fasst im weitesten Sinne alle Informationen zusammen, die während des Sprechaktes implizit gegeben sind, also nicht explizit verbal geäußert werden. Dazu gehören beispielsweise der Raum, in dem sich die Kommunizierenden befinden, das Weltwissen, über das die am Sprechakt beteiligten Personen verfügen, oder Informationen über den Zeitpunkt, zu dem kommuniziert wird. Grundsätzlich sind die Kategorien Raum und Zeit die wichtigsten Bereiche menschlicher Orientierung. Die Grundfunktionen der Sprache sind die Darstellung der Räumlichkeit und die der Zeitbezüge von Handlungen, Sachverhalten oder Tatbeständen. Man erfasst die zu versprachlichenden Relationen des Raumes als dreidimensional und statisch und die der Zeit als eindimensional und dynamisch, was eine lineare Orientierungsrichtung im Sinne einer Zeitlinie zur Folge hat.
Wenn ein Sprecher und ein Zuhörer oder einfach Hörer in einer gemeinsamen Sprechhandlung eintritt, gelingt es dem Sprecher vermittels deiktischer Ausdrücke die Aufmerksamkeit des Hörers auf spezifische Charakteristika eines sowohl für den Sprecher als auch für den Hörer gemeinsamen Bezugs- oder Verweisraum zu fokussieren. Im einfachsten Fall findet die Sprechhandlung in einem für beide reziprok zugänglichen und sinnlich erlebbaren Wahrnehmungsraum statt, hier ist der Verweisraum auch der Wahrnehmungsraum. Allgemein kann man aber in einem Verweisraum einen Nähebereich von einem Fernbereich unterscheiden, etwa hier als Ausdruck der Nähe, da die nahe Ferne und dort drüben als Ausdruck der fernen Ferne. Deiktische Ausdrücke beschreiben oder besser verweisen auf einzelne Charakteristika dieses Wahrnehmungsraumes, so:
Die Deixis strukturiert sich sprecherzentriert, das deiktische Zentrum ist der Sprecher als zentrale Person, ebenso geht von diesem Zentrum die zentrale Zeit als der Zeitpunkt aus, an dem die Äußerung entsteht sowie als zentraler Ort jener der den Aufenthaltsort des Sprechers zur Äußerungszeit angibt.
Deiktische Ausdrücke sind solche Ausdrücke, die sich auf eine dieser nicht verbal gegebenen Informationen beziehen, deren Bedeutung also erst in der bestimmten Sprechsituation ersichtlich wird.[10] Man nennt solche Ausdrücke auch indexikalische Ausdrücke, deiktische Ausdrücke, Indexausdrücke,[10] Deiktika[10] (Singular: Deiktikon), Indikatoren oder auch Zeig(e)wörter.
„Deiktisch sind jene Ausdrücke, die auf die personellen, temporalen oder lokalen Charakteristika der Sprechsituation verweisen, z. B. ich – du, jetzt – dann, hier – da.“
Die Deixis wird je nach Situation und Standpunkt entweder der Semantik oder der Pragmatik zugeordnet, oder auch als deren Bindeglied gesehen.[11]
In einer kommunikativen Situation markiert der Sprecher bzw. Adressat mit der Äußerung „Ich“ (nach Karl Bühler (1934)[12] Hier-Jetzt-Ich-Origo oder deiktisches Zentrum) einen deiktischen Referenz- oder Ausgangspunkt für seine Rede. Er erlaubt und fordert eine personelle, räumliche und zeitliche Orientierung. Hier setzt den Ort, an dem der Sprecher sich im Augenblick der Äußerung aufhält, jetzt beschreibt den Moment der Äußerung. Der Zuhörer wird in der weiteren Folge der Erzählung eine solche nur verstehen und mit den entsprechenden Adverben, wie etwa gestern, morgen, dort, hinten umgehen können wenn dieser Ausgangspunkt markiert wurde.[13]
Mit dem Beginn der Rede des Sprechers wird die Hier-Jetzt-Ich-Origo markiert. Es zeigt sich aber, dass diese Origo im Verlauf der Rede verschoben wird. Befinden sich Sprecher und Zuhörer im selben Handlungsrahmen, identifiziert sich die Origo mit geringerem Aufwand als in Situationen in denen Sprecher und Hörer bzw. Leser sich in unterschiedlichen Gefügen aufhalten. Hier gilt es dem Adressaten zu signalisieren, wo der deiktische Referenzpunkt seinen Ausgang nimmt. Danach kann durch die Anwendung deiktischer Ausdrücke und den Verweis auf Zeitpunkte, Zeiträume, Orte und handelnde Subjekte der Hörer die Rede identifizieren. Deiktische Ausdrücke sind Teil unterschiedlicher Wortarten. Deiktische Ausdrücke sind nur im Zusammenhang zu der versprachlichten Äußerung verständlich und sind bedeutungsvolle Träger für die kommunikative Verwertbarkeit in der kommunikativen Handlung.
Deiktische Ausdrücke sind Ausdrucksmittel, mit denen ein Sprecher den Hörer in einem Verweisraum (Situation, Vorstellung, Text, Diskurs) orientiert. Basis ist die Hier-Jetzt-Ich-Origo (lat. „hic-nunc-ego-Origo“), wie sie Karl Bühler beschrieben hat.[14] Das ist der Nullpunkt (lateinisch origo) des Bezugssystems, von dem aus gezeigt wird.
Der Nullpunkt kann sich aus den realen Ich-Hier-Jetzt-Koordinaten des Sprechers ergeben. Der Verweis auf etwas erfolgt dann „im konkreten Wahrnehmungsraum“[15] des Sprechers.
Daneben gibt es nach Bühler auch das anaphorische Zeigen und die „Deixis am Phantasma“. Bei der Deixis am Phantasma bezieht der Sprecher den Nullpunkt auf einen Punkt, der der Ausgangspunkt seiner Darstellung eines Geschehens sein soll.[15]
Die grammatischen Theorien zur Perspektivierung oder Sprecherperspektive sollen daran anknüpfen.[15]
Es gibt unterschiedliche Deixisauffassungen.[16] (vgl. Indexikalität) Manche Autoren sprechen darüber hinaus von einer sozialen Deixis (auch: Sozialdeixis), die sich auf den sozialen Status der am Sprechakt Beteiligten beziehen lasse (Sie, Du). Die Sozialdeixis wird zum Teil als „Spezifizierung der Personaldeixis“[17] angesehen.
Die Personal- oder Personendeixis verweist auf einen Kommunikationspartner, wie z. B. ich, du: Um zu wissen, auf wen oder was diese Deixis zeigt, muss man wissen, wer der Sprecher bzw. Adressat ist, also die Gesprächssituation kennen. Die Worte für die Personaldeixis sind hier die deutschen Personalpronomina ich und wir oder in ihrer Distanzform du, ihr oder Sie.
In den Pro-Drop-Sprachen oder Nullsubjektsprachen also dort, wo das Subjekt(-Personalpronomen) nicht oder nicht immer realisiert wird, kann das personaldeiktische Subjekt allein durch das konjugierte Verb, also dessen Personalform ausgedrückt und eindeutig bestimmt werden.
Die Lokal- oder Ortsdeixis verweist auf einen Kommunikationsort, wie z. B. hier, dort: Lokaladverbien können auch mit Bezug auf den Sprecher bzw. Hörer auf Näheres und Ferneres verweisen. Die Bezeichnung von Orten und Objekten die sich relativ zum Aufenthaltsort der Teilnehmer der Sprechhandlung befinden, wird durch die lokale Deixis gewährleistet (siehe auch Räumliche Relation). Damit konstituiert die Lokaldeixis die (menschliche) Dreidimensionalität des Raumes. Will der Sprecher etwa ein Objekt identifizieren kann er es benennen, beschreiben und/oder im Raum lokalisieren. Dabei unterscheidet man mindestens zwischen einem proximal, also nahe zum Sprecher und einem distal, also nahe zum Hörer, befindlichen Objekt, das es zu bezeigen gilt. Um diese grundlegenden Unterscheidungen, proximal vs. distal, noch weiter zu differenzieren kann man etwa das Demonstrativpronomen dieser oder das deiktisches Lokaladverb hier einsetzen. Bei der gegenteiligen Beschreibung dienen die Entsprechungen jener oder dort. Die Objektdeixis, wie z. B. dieser, jener: Ein Demonstrativpronomen verweist auf Näheres, proximal oder Ferneres distal mit Bezug auf den Sprecher oder Hörer medial.
In Anlehnung an die Person des Sprechers (1. Person) und des Hörers (2. Person) können die folgenden Stufen lokaler Deixis unterschieden werden:
In den meisten Sprachen besteht mindestens eine Unterscheidung von Nah- und Ferndeixis. Verfügt eine Sprache bei der lokalen Deixis über mediale Ausdrucksmittel, so verfügt sie auch über eine Unterscheidung von Distal und Proximal.
Die temporale Deixis konstituiert das lineare Erleben von Zeit. Die temporale Deixis stellt die Bezugnahme auf Zeitpunkte oder Zeitintervalle ausgehend von der Äußerungssituation in ihre Betrachtung. Die Tempora sind deshalb ebenfalls deiktisch, d. h. ihre Interpretation wird vom Sprechzeitpunkt bzw. der Kenntnis der konkreten Äußerungssituation abhängig sein. Hierzu ist die zusätzliche deiktische Beziehung zwischen Sprechzeit und Ereigniszeit eine notwendige Voraussetzung. Die Deixis ist ichbezogen ausgerichtet, mit anderen Worten der Sprecher ist die zentrale Person, ist das deiktische Zentrum. Die zentrale Zeit ist der Zeitpunkt, in der der Sprecher sich äußert und der zentrale Ort ist der Aufenthaltsort des Sprechers zu dieser Äußerungszeit.
Die menschlichen Gattung entwirft Zeit metaphorisch nach dem Verständnis des Raumes, der „Zeitraum“. Nach dem eine Hier-Jetzt-Ich-Origo markiert wurde gibt es ein „Vorher“ und „Nachher“. Wenn der Sprecher äußert dass etwas „jetzt“ stattfände, dann versprachlicht man, dass Ereigniszeit und Sprechzeit zusammenfallen. Durch die Anwendung weitere temporaler Deiktika kann ausgehend von der Sprechzeit und dann relativ zu dieser das Ereignis eingeordnet werden, etwa in der Reihenfolge:
einst – neulich – vorhin – jetzt – sofort – gleich – nachher – bald – demnächst – in ferner Zukunft[18]
Zu beachten sei, dass unterschiedliche Sprachen andere Ordnungen anbieten. Die temporale Deixis bestimmt Zeitpunkte oder Zeitspannen relativ zum Sprechzeitpunkt S. Wesentliches Merkmal einer sich daraus bildenden Zeitrelation ist, dass sie die Zeit der Handlung, des Ereignisses oder Vorfalls auf die der gesprochene oder geschriebene Satz verweist mit der Zeit der Äußerung in Beziehung setzt. Solch einen gesetzten Zeitpunkt nennt man auch Kodierungszeit. Die Kodierzeit kann von der Rezeptionszeit, die Zeit, in der die Äußerung vom Adressaten empfangen wird, abweichen. Stimmen aber beide überein so handelt es sich um eine deiktische Simultanität. Insbesondere in der schriftlichen Kommunikation tritt dies aber selten auf. Dann muss entschieden werden, ob das deiktische Zentrum beim Sprecher und der Kodierungszeit bleibt, Beispiel »Ich schreibe diesen Brief, während ich im Café sitze« oder auf den Adressaten und die Rezeptionszeit projiziert werden soll wie in »Ich schrieb diesen Brief, während ich im Café saß«.[19] Aus der Kodierungszeit leitet sich die Fundamentalopposition zeitdeiktischer Relationen ab; sie teilt in ein „Jetzt“ und ein „Nicht-Jetzt“. Durch die Tempora Gegenwart (Präsens), Vergangenheit (Präteritum) oder Zukunft (Futur), Zeitadverbien wie dann, nachher, heute, jetzt, übermorgen oder komplexe Zeitadverbiale wie letzten Freitag mit einem deiktischen Modifikator (letzten) und einer Angabe nicht-deiktischer Art (Freitag) kann die Zeitdeixis grammatikalisiert werden.
Die Tempora[20] sind also deiktisch, sie lassen sich nur dann verstehen und interpretieren wenn der Sprechzeitpunkt S bekannt ist bzw. Kenntnis der konkreten Äußerungssituation vorliegen. Die Sprechzeit S ist ein Zeitmoment, sie bezieht sich auf den Augenblick des Sprechens. Betrachtet man die Tempusformen, so ist beim Präsens der Sprechzeitpunkt identisch mit dem Ereigniszeitpunkt E, beim Präteritum liegt der Ereigniszeitpunkt E vor dem Sprechzeitpunkt S und beim Futur befindet sich der Ereigniszeitpunkt E nach Sprechzeitpunkt S. Die Ereigniszeit E einer Aussage ist das Zeitintervall, in dem der ausgedrückte Zustand gilt oder die versprachlichte Handlung oder das Ereignis sich abspielt. Diese Terminologie stammte von dem Philosophen Hans Reichenbach.[21][22] Er beschrieb die Tempora mittels zweier Relationen zwischen den zuvor genannten drei Bezugspunkten. Für die Charakterisierung der verschiedenen Tempusformen wurde die Relation zwischen der Sprechzeitpunkt S und dem Referenzpunkt R gesetzt sowie diejenige zwischen dem Ereigniszeitpunkt E und dem Referenzpunkt R. In seinem von ihm ursprünglich formulierten Ansatz konnten aber nur temporale Relationen zwischen diesen drei Bezugspunkten beschrieben werden. Weiterentwicklungen seiner Theorie waren dann auch in der Lage komplizierte Beschreibungen der Vergangenheitstempora, wie etwa die des Imperfekts zu erklären. So entwickelte etwa Rainer Bäuerle dieses ursprüngliche Modell weiter.[23][24]
Bei der Zeitrelation der Präsens überlappen sich der Sprechzeitpunkt S und der Referenzpunkt R, bei der Vergangenheit geht der Referenzpunkt R dem Sprechzeitpunkt S vollständig voraus und bei der Zeitrelation des Futurs geht die Sprechzeit S der Referenzzeit R voraus. Die Referenzzeit R in einer Aussage wird als ein von der Sprechzeit S unterschiedenes Zeitintervall verstanden um das Ereignis oder die Handlung auf der Zeitachse zu lokalisieren. Es ist das Intervall, auf das in einem Satz referiert wird und das durch z. B. ein temporales Adverb eingeleitet wird. Die für die temporale Zeigefunktion notwendige „Zeitachse“ lässt sich mit drei weiteren Bezugspunkten erläutern; diese sind der Sprechzeitpunkt, englisch point of speech S oder auch die deiktisch situierte Sprechzeit englisch time of utterance, dann der Moment der Äußerung, der Ereignispunkt englisch point of event, E, also die Situierung des Ereignisses welches auf der Zeitachse bezeichnet werden soll und der Referenzpunkt, englisch point of reference R, also der Punkt von dem aus das Ereignis situiert wird.[25][26] Dabei ist das temporal-deiktische Zentrum sowohl für den Sprecher als auch für den Hörer der Sprechzeitpunkt S.[27] Für die vollständige temporal-deiktische Bestimmung eines Ereignisses sind zwei Angaben vonnöten, die Handlungszeit oder Zeitrelation und der Referenzpunkt R.[28]
Die temporale oder auch Temporaldeixis verweist auf eine Kommunikationszeit, wie z. B. jetzt, dann, gestern, morgen: Ein Bezug zum Äußerungszeitpunkt wird hergestellt. Temporaldeixis meint einen deiktischen Ausdruck, der sich auf die zeitliche Dimension der Sprechsituation bezieht. Im Vergleich zu den personal- oder objektdeiktischen Ausdrücken sind die temporaldeiktischen Ausdrücke weniger konkret, da sich die Zeit sinnlichen Zeigehilfen entzieht. Dadurch muss aus der Abfolge der Ereignisse abgeleitet werden. Während die Personendeixis oder Ortsdeixis räumlich wirken ist die temporale Zeigefunktion linear, wobei die Handlungszeit oder Zeitrelation im Verhältnis zur Sprechzeit vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig sein kann.[29]
Die Text- oder Diskursdeixis bezieht sich auf vorangehende bzw. folgende Elemente eines Textes: In vielen Sprachen können hierfür auch Demonstrativpronomina verwendet werden. (Was ich sagen will, ist dies/Folgendes: …)
Deixis kann nicht nur durch freie Wörter, etwa Demonstrativpronomina, ausgedrückt werden, sondern auch durch gebundene Morpheme, etwa durch an das Substantiv anfügbare Suffixe – so etwa im Mazedonischen:
žena (unbestimmt: ‚(eine) Frau‘) žena=ta (bestimmt-medial: ‚die Frau‘) žena=va (bestimmt-proximal: ‚diese Frau hier‘) žena=na (bestimmt-distal: ‚jene Frau dort‘)
Dabei kongruiert das jeweilige Suffix flexivisch mit dem dazugehörigen Substantiv in Genus und Numerus:
Plural: ženi=te (medial), ženi=ve (proximal), ženi=ne (distal)
→ zu einschlägiger sprachphilosophischer Literatur siehe die Bibliographie bei Braun (unter Weblinks)