Conservative Party Konservative Partei | |
Parteiführer | Theresa May |
Gründung | 1834 |
Gründungsort | London |
Hauptsitz | 4 Matthew Parker Street, London, SW1H 9HQ |
Jugendorganisation | Conservative Future |
Ausrichtung | Konservatismus Wirtschaftsliberalismus EU-Skepsis |
Farbe(n) | Blau |
Britisches Unterhaus | 330/650 |
Britisches Oberhaus | 246/802 |
London Versammlung | 8/25 |
Mitgliederzahl | 150.000 (Stand: 8. Oktober 2015)[1] |
Internationale Verbindungen | Internationale Demokratische Union |
Europaabgeordnete | 20/73 |
Europapartei | Allianz der Europäischen Konservativen und Reformer (AECR) |
EP-Fraktion | Europäische Konservative und Reformer (ECR) |
Website | www.conservatives.com |
Die Conservative and Unionist Party (deutsch Konservative und Unionistische Partei), kurz Conservative Party oder umgangssprachlich Tories genannt, ist eine politische Partei im Vereinigten Königreich im rechten beziehungsweise mitterechten Spektrum und besteht seit dem 19. Jahrhundert. Im auf dem Mehrheitswahlrecht basierenden britischen Zweiparteiensystem ist sie eine der beiden Parteien, die abwechselnd die Rolle der Regierungs- und die der offiziellen Oppositionspartei wahrnehmen. Ihre Gegenspielerin war bis zum Ersten Weltkrieg die Liberal Party, deren Rolle danach allmählich von der Labour Party übernommen wurde. Auf europäischer Ebene ist die Konservative Partei Mitglied der Europäischen Demokraten, welche nach der Europawahl 2009 in der Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (ECR) sowie der Europapartei Allianz der Europäischen Konservativen und Reformer (AECR) aufgingen.
Die Konservative Partei bildete sich um 1830 um Robert Peel aus einer schon lange zuvor im Parlament des Vereinigten Königreichs existierenden lockereren Gruppierung, der Tory Party. Die Konservativen werden daher heute noch als Tories bezeichnet.
Ihr erstes Programm, das „Tamworth Manifest“, formulierte sie 1834. Als informelle Vereinigung ihrer Führungszirkel gilt der renommierte Carlton Club. Nach 1846 befand sich die Partei in der Opposition. 1874 errang sie unter Benjamin Disraeli wieder eine Mehrheit und stellte mit Lord Salisbury und Lord Balfour zwei bedeutende Premierminister.
Seit der 1912 erfolgten Vereinigung mit der Unionist Party, einer Abspaltung von den Liberalen, die gegen die irische Selbstregierung eintrat, heißt die Partei offiziell Conservative and Unionist Party.
Im 19. Jahrhundert waren die Konservativen die Hauptverfechter der Politik des Imperialismus. Unter Premierminister Benjamin Disraeli wurde Königin Victoria zur Kaiserin von Indien gekrönt. Die Frage des Freihandels spaltete allerdings die Partei während des ganzen 19. Jahrhunderts und führte 1906 zum letzten großen Wahlsieg der Liberalen. Der spätere konservative Premierminister Winston Churchill verließ während dieser Zeit die Konservativen und wurde ein Liberaler.
1922 führte eine parteiinterne Revolte in der Konservativen Partei zum Sturz des liberalen Premierministers David Lloyd George, der seit dem Kriegsjahr 1916 einer Koalitionsregierung vorgestanden hatte. Ab diesem Zeitpunkt löste die Labour Party die Liberalen zunehmend als Hauptkonkurrent der Konservativen, die seither bis in die Gegenwart noch häufiger den Premierminister stellten, ab und konnte 1945 erstmals die absolute Mehrheit erringen und somit eine Alleinregierung bilden (→ Nachkriegszeit in Großbritannien). Sie löste die seit 1940 bestehende Kriegskoalition unter Winston Churchill ab, der allerdings 1951 wieder einen Wahlsieg für die Tories errang. Die längste Amtszeit im 20. Jahrhundert hatte die konservative Premierministerin Margaret Thatcher inne, für deren Politik der Begriff „Thatcherismus“ geprägt wurde.
Unter Thatcher wurden die Tories sukzessive auch zur EU-skeptischeren der großen Parteien des Vereinigten Königreiches. Die Haltung zur Europäischen Union und zur Einführung des Euro hat die Partei bislang gespalten. Nach dem Wahlausgang 2010 ist ein Memo zur Europapolitik bekanntgeworden, das die Koalitionsverhandlungen beeinflusste.[2]
Ein Problem für die Partei ist die starke Überalterung ihrer Mitgliederschaft; sie ist seit 1980 von annähernd 400.000 auf etwa 260.000 zurückgegangen. Mit den Conservative Trade Unionists verfügt die Conservative Party über eine (kleine) Arbeitnehmerorganisation.
Zwischen 1979 und 1997 stellte die Conservative Party mit Margaret Thatcher und John Major den Premierminister. Nach der Wahlniederlage von John Major gegen Tony Blair (Labour) bei den Unterhauswahlen 1997 befand sich die Conservative Party in der Opposition. Nach den Unterhauswahlen 2010 konnte die Conservative Party unter der Führung von David Cameron eine Koalition mit den Liberal Democrats bilden. So löste David Cameron Blairs Nachfolger Gordon Brown (Labour) als Premierminister ab. Bei den Unterhauswahlen 2015 gelang es den Tories entgegen den Umfragen, eine absolute Mehrheit im Unterhaus zu erreichen, sodass die Liberal Democrats aus der Regierung ausschieden.
Das 1922-Komitee organisiert – neben anderen Aufgaben und Tätigkeiten – die Wahl eines neuen bzw. einer neuen Parteivorsitzenden. Somit beaufsichtigt es von der Kandidatenmeldung über die Vorabstimmungen bis zur endgültigen Briefwahl durch die Parteimitglieder das Prozedere der Wahl.[3] Die Anzahl der Vorabstimmungen richtet sich nach der Anzahl der Kandidaten, d.h. bei z.B. fünf Kandidaten sind drei Vorabstimmungen notwendig (bei jeder der Vorabstimmungen scheidet jeweils der oder die letzte der Kandidaten aus) um den Mitgliedern letztlich zwei Kandidaten zur Briefwahl anbieten zu können.
Vorwahlen:
Anschließend sind die Parteimitglieder, bis zum 9. September 2016, aufgerufen per Urwahl brieflich ihre Stimme für eine der beiden Kandidatinnen abzugeben.[5][6]
Durch den Verzicht von Andrea Leadsom, am Montag 11. Juli 2016, auf ihre weitere Kandidatur, wurde Theresa May bereits an diesem Tag zur Parteivorsitzenden ernannt und zwei Tage später - nach Camerons Demissionsbesuch bei Königin Elisabeth - seine Nachfolgerin als Premierministerin.[7][8][9]
Name | Amtszeit (Beginn) | Amtszeit (Ende) |
---|---|---|
Spencer Perceval (Tory Party) | 1809 | 1812 |
Robert Banks Jenkinson, 2. Earl of Liverpool (Tory Party) | 1812 | 1827 |
Frederick John Robinson, 1. Viscount Goderich (Tory Party) | 1827 | 1828 |
Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (Tory Party) | 1828 | 1834 |
Robert Peel | 1834 | 1846 |
Edward Geoffrey Smith Stanley, 14. Earl of Derby | 1846 | 1868 |
Benjamin Disraeli, Earl of Beaconsfield | 1868 | 1881 |
Robert Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury | 1881 | 1902 |
Arthur James Balfour | 1902 | 1911 |
Andrew Bonar Law | 1911 | 1921 |
Austen Chamberlain | 1921 | 1922 |
Andrew Bonar Law | 23. Oktober 1922 | 22. Mai 1923 |
Stanley Baldwin | 22. Mai 1923 | 28. Mai 1937 |
Neville Chamberlain | 28. Mai 1937 | 9. Oktober 1940 |
Winston Churchill | 9. Oktober 1940 | 7. April 1955 |
Anthony Eden | 7. April 1955 | 9. Januar 1957 |
Harold Macmillan | 11. Januar 1957 | 19. Oktober 1963 |
Alec Douglas-Home | 19. Oktober 1963 | 27. Juli 1965 |
Edward Heath | 27. Juli 1965 | 11. Februar 1975 |
Margaret Thatcher | 11. Februar 1975 | 28. November 1990 |
John Major | 28. November 1990 | 19. Juni 1997 |
William Hague | 19. Juni 1997 | 13. September 2001 |
Iain Duncan Smith | 13. September 2001 | 6. November 2003 |
Michael Howard | 6. November 2003 | 6. Dezember 2005 |
David Cameron | 6. Dezember 2005 | 11. Juli 2016 |
Theresa May | 11. Juli 2016 | – |
Während der Parteiführer der eigentliche Vorsitzende der Partei ist, kommt dem Chairman die Aufgabe eines Generalsekretärs zu, der für den internen Geschäftsbetrieb der Partei zuständig und Leiter des zentralen Parteibüros ist. In den Zeiten, in denen die Conservative Party den Premierminister stellt, ist der Vorsitzende in der Regel Mitglied der Regierung, meist als Minister ohne Geschäftsbereich. Neben dem Vorsitzenden bestehen oftmals stellvertretende Vorsitzende (Deputy Chairman/Vice-Chairman) für wichtige Politikfelder wie Jugend, Frauen oder Kommunalpolitik. Vorsitzende der Konservativen waren: