BE ist das Kürzel für den Kanton Bern in der Schweiz und wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Burgdorf zu vermeiden. |
Burgdorf | |
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Staat: | Schweiz |
Kanton: | Bern BE |
Verwaltungskreis: | Emmental |
BFS-Nr.: | 0404 |
Postleitzahl: | 3400–3402 |
UN/LOCODE: | CH BGF |
Koordinaten: | |
Höhe: | 533 m ü. M. |
Fläche: | 15,60 km² |
Einwohner: | 15'998 (31. Dezember 2014)[1] |
Einwohnerdichte: | 965 Einw. pro km² |
Ausländeranteil: (Einwohner ohne Bürgerrecht) |
14,4 % (Dezember 2006)[2] |
Arbeitslosenquote: | 4,0 % (2010)[3] |
Stadtpräsidentin: | Elisabeth Zäch (SP) |
Website: | www.burgdorf.ch |
Schloss Burgdorf | |
Karte | |
Burgdorf (in der berndeutschen Ortsmundart Burdlef [ˈbʊːrdləf],[4] französisch Berthoud ) ist eine politische Gemeinde im Verwaltungskreis Emmental des Kanton Bern, Schweiz.
1175 wurde Burtorf im Zusammenhang mit einer Schenkungsurkunde Herzog Berchtolds IV. von Zähringen erstmals erwähnt, was sich aber nur auf die Burg bezog, da die Stadt erst im Entstehen begriffen war. Das Haus Zähringen starb jedoch 1218 aus, womit dem Traum dieses Adelsgeschlechts von der Errichtung eines territorial geschlossenen Fürstenstaats im Raum Süddeutschland-Deutschschweiz ein Ende gesetzt war. Ein Grossteil des Erbes, so auch Burgdorf, kam an das Haus Neu-Kyburg, das in komplizierter Weise mit dem Hause Habsburg verwandt war. Von den Kyburgern hat die Stadt das Wappen (schwarz-weiss mit gelber Einfassung).
1273 trat die Goldene Handfeste[5] in Kraft, die älteste erhaltene Fassung des Burgdorfer Stadtrechts. Manche Bestimmungen blieben über 500 Jahre, bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft, in Kraft. Vermutlich haben die Kyburger vorbestehende Rechte aus der zähringischen Zeit übernommen und erweitert. Insgesamt erhielt die Stadt eine weitgehende Autonomie vom Adelsgeschlecht der Kyburger.
1384 kam die Stadt in den Besitz der Stadt Bern. Hintergrund ist der rasante wirtschaftliche Niedergang des Hauses (Neu-)Kyburg. In ihrer Finanznot wandten sich die Kyburger zuerst an ihre mächtigen Verwandten, die Habsburger. Dies löste Abwehrhaltungen in der bürgerlichen Burgdorfer Führungsschicht aus, da (wohl nicht ganz zu Unrecht) eine Beschneidung der weit gehenden Autonomie vom Fürstenhaus befürchtet wurde. Die aufstrebende Stadt Bern packte die Gelegenheit beim Schopf und belagerte die Stadt. Kyburg leistete im Burgdorferkrieg von 1383/84 anfänglich militärischen Widerstand, musste sich aber schliesslich fügen. Formell wechselte Burgdorf durch Kauf die Hand; Bern wollte den Anschein einer unrechtmässigen Aneignung vermeiden, und die verarmten Kyburger brauchten das Geld.
Bei einem Grossbrand in der Oberstadt brannten 1706 rund 60 Häuser ab. 1729 wurde erstmals eine erste Solennität (noch heute durchgeführtes Schulfest, die „Solätte“) auf Anregung vom Dekan Johann Rudolf Gruner, der auch Gründer der Stadtbibliothek ist, durchgeführt.
Johann Heinrich Pestalozzi entwickelte von 1800 bis 1804 seine Unterrichts- und Erziehungsmethode in Burgdorf und begründet diese theoretisch in seinem Hauptwerk Wie Gertrud ihre Kinder lehrt.
1899 wurde die Burgdorf-Thun-Bahn als erste elektrische Vollbahn Europas eröffnet. Die Motorisierung im 20. Jahrhundert hatte schließlich zur Folge, dass 1989 die gesamte Oberstadt für verkehrsfrei erklärt wurde. Im Herbst 2002 wurde das aus privaten Mitteln finanzierte Museum Franz Gertsch eröffnet.
Archäologische Untersuchungen der letzten Jahrzehnte erlauben es, die bauliche Entwicklung der Stadt im Mittelalter besser zu verstehen (siehe auch Abschnitt Literatur).
Den Namen erklärt die Stadt wortspielerisch auf ihrer Webseite so: Burgdorf ist kein Dorf, sondern eine Stadt. Die Burg jedoch steht da, bloss nennt man sie Schloss.
Sprachwissenschaftlich liegt eine Zusammensetzung von «Burg» und «Dorf» vor, wobei letzteres eine geschlossene Siedlung im Gegensatz zu Einzelsiedlungen meint. Die früheste Erwähnung der Burg als castellum Bertaldi ducis findet sich in der Chronik Bernolds von Konstanz aus dem Jahre 1084 und verweist wohl auf Berthold I. von Rheinfelden (die Stadt kam erst nach 1080 an die Zähringer). Die Ortschaft selbst wird ab 1175 erwähnt, so 1175 in de Burtorf Albertus de Porta, 1201 in Anselmus de Burcdorf und 1210 in Actum in Burgundia, in castello Burgdorf. Die Meinung, im Bestimmungsglied Burg- stecke ursprünglich der Name Bertholds IV. von Zähringen, der erst später zu «Burg» umgedeutet sei, wird von der heutigen Ortsnamenforschung abgelehnt. Der französische Name Berthoud dürfte hingegen tatsächlich auf den Namen Berthold zurückgehen, aber auf den im Erstbeleg erwähnten Besitzernamen Berthold I. von Rheinfelden und nicht auf den Stadtgründer Berthold IV. von Zähringen.[4][6]
Das Gemeindegebiet von Burgdorf besteht aus einem grösseren Bereich links der Emme und einem kleineren Teil rechts der Emme. Die Stadtsiedlung hat sich rings um die Altstadt und den Burghügel entwickelt. Entlang der Emme liegen die Wohnzonen Obere Allmend, Schachen, Schützenmatt, Felseggquartier, Bahnhofquartier und Schlangeschächeli. Die Altstadt umfasst das Schloss, den Alten Märit und die Oberstadt. Im grossen neuen Stadtgebiet südwestlich der Altstadt liegen der Bahnhof Burgdorf-Steinhof und das Regionalspital Emmental AG Burgdorf. Gegen Südwesten gehört in der bewaldeten Hügellandschaft ein Teil des Tals am Krauchtalbach zu Burgdorf. Östlich der Emme befinden sich die Wohnquartiere Lorraine, Gyrisberg und Ey. Im Norden hat Burgdorf Anteil am Tal der Ösch mit dem Weiler Grafenschüren.
In der Neuzeit gab es in der Burgdorfer Ober- und Unterstadt zahlreiche, sehr aktive Hafnereibetriebe unter denen die der Familien Vögeli, Gammeter und Aeschlimann hervorgeheben werden müssen.[7]
In der Stadt gibt es im 19. und 20. Jahrhundert mehrere Maschinenfabriken und Medizintechnikfirmen.
Burgdorf gilt im Kanton als die „Stadt der Schulen“. Den Grundstein für die Schulstadt legte 1798 Johann Heinrich Pestalozzi, der während fünf Jahren in Burgdorf tätig war. Er errichtete in Burgdorf eine Volksschule und ein Lehrerseminar im Schloss. Im Laufe späterer Jahrzehnte wurden in Burgdorf nebst den Grundschulen auch das grösste Gymnasium des Kantons Bern, das Technikum (heutige Fachhochschule) sowie eine grosse Berufsschule aufgebaut. Die Departemente Architektur, Holz und Bau und Technik und Informatik der Berner Fachhochschule sind hier vertreten.
2009 wurde die politische Diskussion über eine weitergehende Zentralisierung der Fachhochschule begonnen, so dass auch der Standort Burgdorf diskutiert wird. [8] Im Februar 2011 wurde der Grundsatzentscheid des Regierungsrates bekannt: Ziel sei es, durch die Konzentration der BFH an den Standorten Bern und Biel, die Fachhochschule im schweizerischen Wettbewerb zu stärken. Somit wird mittelfristig der Standort Burgdorf geschlossen.[9]
Bis heute setzt sich Burgdorf für ein flächendeckendes und hochwertiges Bildungssystem ein und stärkt den Bildungsstandort Burgdorf mit Schulen und Ausbildungsstätten von regionaler Bedeutung. Die Stadt investiert deshalb auch in den Bau neuer Schulanlagen und in den Aufbau eines regionalen Bildungszentrums am Standort.
Burgdorf verfügt über ein öffentliches Spital mit 24-Stunden-Notfallversorgung. Es bildet zusammen mit dem Spital Langnau die Regionalspital Emmental AG.
Vollamtliche Stadtpräsidentin ist seit 2009 Elisabeth Zäch (SP). Die übrigen sechs Mitglieder der Exekutive, die Gemeinderat heisst, sind nebenamtlich. Der Gemeinderat ist seit den Wahlen vom 25. November 2012 parteipolitisch folgendermassen zusammengesetzt: 2 SP, 1 FDP, 1 SVP, 1 BDP, 1 GFL, 1 EVP. Die Legislatur dauert vier Jahre. Der Gemeinderat wird nach Majorzwahlrecht gewählt, wobei die Wahl des Stadtpräsidenten am selben Tag wie die übrigen städtischen Wahlen erfolgt, aber als separate Wahl. Eine schweizweite Besonderheit des Wahlverfahrens der Burgdorfer Exekutive besteht darin, dass seit 2004 nur ein Wahlgang stattfindet, d. h. es genügt für die Wahl das relative Mehr.
Seit 1921 hat Burgdorf als Legislative ein Parlament, das Stadtrat heisst und 40 Mitglieder zählt. Vorher bestand eine Gemeindeversammlung. Der Stadtrat wird seit seiner Gründung nach dem Proporzwahlrecht gewählt. Die Parteienzusammensetzung und die Wähleranteile lauten wie folgt (Stand Januar 2013):[10]
Partei | Sitze 2008 |
Währleranteil 2008 |
Sitze 2012 |
Währleranteil 2012 |
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Schweizerische Volkspartei Burgdorf (SVP) | 6 | 14,88 % | 7 | 17,67 % |
Sozialdemokratische Partei und Gewerkschaften (SP) | 11 | 25,73 % | 11 | 24,64 % |
Bürgerlich-Demokratische Partei Burgdorf (BDP) | 7 | 16,69 % | 7 | 16,38 % |
Freisinnig-Demokratische Partei der Stadt Burgdorf (FDP) | 5 | 10,53 % | 4 | 9,64 % |
Grüne Freie Liste Burgdorf (GFL) | 5 | 13,01 % | 4 | 10,86 % |
Evangelische Volkspartei (EVP) | 3 | 7,29 % | 2 | 6,50 % |
Eidgenössisch-Demokratische Union Burgdorf (EDU) | 1 | 3,95 % | 1 | 4,00 % |
jungfreisinnige/junge Liste Burgdorf (JF) | 1 | 2,38 % | 1 | 2,00 % |
Grünliberale Partei Sektion Emmental (GLP) | - | - | 2 | 6,06 % |
Christlichdemokratische Volkspartei Region Burgdorf (CVP) | 1 | 3,34 % | 1 | 2,24 % |
Schweizer Demokraten (SD) | 0 | 2,20 % | - | - |
Das Präsidium des Stadtrats wechselt jedes Jahr (Neuwahl jeweils an der letzten Sitzung des vorangehenden Jahres) und wird nach ungeschriebenen Regeln abwechselnd unter den Parteien vergeben; 2015 ist Bruno Rosser von der SVP Stadtratspräsident.
Die Stimmenanteile der Parteien anlässlich der Nationalratswahl 2015 betrugen: SP 24.8 %, SVP 22.0 %, BDP 12.8 %, GPS 9.8 %, FDP 9.4 %, glp 7.4 %, EVP 6.1 %, EDU 3.1 %, CVP 1.7 %, Piraten 1.3 %.[11]
Bevölkerungsentwicklung | ||||||||||||
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Jahr | 1764 | 1850 | 1880 | 1900 | 1930 | 1950 | 1960 | 1970 | 1980 | 1990 | 2000 | 2010 |
Einwohner | 1225 | 3636 | 6549 | 8404 | 9772 | 11'586 | 13'936 | 15'888 | 15'379 | 15'373 | 14'714 | 15’402 |
Burgdorf pflegt offizielle Partnerschaften mit
Mit den anderen Zähringerstädten werden freundschaftliche Verbindungen gepflegt.
Der jenische Schriftsteller Albert Minder lebte in Burgdorf. 1926 bis 1928 war er Stadtrat als Abgeordneter der SPS. Seine wichtigsten Werke: Der Sohn der Heimatlosen (1925) und Die Korberchronik – Aus dem Wanderbuch eines Heimatlosen (1948). Im Steinhofquartier ist ein Weg nach ihm benannt.