Der Boulangismus war eine politische Bewegung, die sich zwischen 1888 und 1890 in Frankreich um den General Georges Ernest Boulanger sammelte. Seine Anhänger bezeichneten sich als Boulangisten.
1886 wurde Georges Boulanger, den seine Offiziere „General Revanche“ nannten, zum Kriegsminister ernannt. Dabei profilierte er sich unter anderem durch die Modernisierung der Armee. 1887 nutzte Boulanger die Schnäbele-Affäre, um seiner Werbung für eine Grenzrevision Nachdruck zu verleihen. Durch die republikanische Regierung, die ihn als Sicherheitsrisiko einstufte, wurde er aus seinem Amt entlassen. Daraufhin versammelte sich um ihn eine populistische Bewegung. Nachdem Boulanger am 15. Mai 1890 seinen Rücktritt als Parteichef verkündet hatte, vereinigten sich die meisten seiner ehemaligen Anhänger unter der Führung von Laguerre, Laisant und anderen zu einer „Republikanisch-sozialistisch-revisionistischen Allianz“, die am 4. Mai 1890 in Paris gegründet wurde. Der Boulangismus galt mit seinem Populismus als Wegbereiter der Neuen Rechten in Frankreich.
Das Programm bestand vor allem aus einer Revision der Verfassung mit Abschaffung der Präsidentschaft und einem Einkammersystem. Die Exekutive sollte plebiszitär legitimiert werden. Seinen Anhängern stellte er eine Revanche gegenüber Deutschland in Aussicht.
Hauptsächlich war die Person des Generals selbst ein Teil des Programmes. In bonapartistischer Tradition ließ er sich als Retter der Nation feiern. Der Personenkult beruhte neben dem Einsatz von Massenmedien auf den Verkauf von Biographien, Bildern und Boulanger-Figuren.
Zu seinen Anhängern gehörten neben traditionellen Monarchisten wie der Herzogin von Uzès Bonapartisten, politische Katholiken wie Albert de Mun, nationalistische Revanchisten wie Paul Déroulède auch radikale Republikaner und Sozialisten. Letztere erhofften sich Sozialreformen durch den General. Sie alle verband die Hoffnung einer autoritären Problemlösung. Thomas Gräfe resümiert: