Wappen | Deutschlandkarte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Niedersachsen |
Landkreis: | Lüneburg |
Samtgemeinde: | Bardowick |
Höhe: | 8 m ü. NHN |
Fläche: | 23,25 km² |
Einwohner: | 6800 (31. Dez. 2014)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 292 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 21357 |
Vorwahl: | 04131 |
Kfz-Kennzeichen: | LG |
Gemeindeschlüssel: | 03 3 55 004 |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Schulstraße 12 21357 Bardowick |
Webpräsenz: | |
Bürgermeister: | Heiner Luhmann (CDU) |
} |
Bardowick (plattdeutsch: Bewick) (gelegentliche Schreibweisen in alten Dokumenten: Bardowieck, Bardowiek, Bardewyk, Bardewyck) ist ein Flecken im Landkreis Lüneburg in Niedersachsen und eine von sieben Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Bardowick.
Der Flecken Bardowick liegt am linken Ufer der Ilmenau zwischen Winsen (Luhe) und Lüneburg. Bardowick hat, auf Lüneburg bezogen, in großen Teilen Vorortcharakter angenommen und wächst im Norden Lüneburgs mit der Stadt zusammen. Von Bardowick in das Stadtzentrum beträgt die Entfernung etwa fünf Kilometer. Bardowick bildet mit den Orten Reppenstedt, Vögelsen und Adendorf sowie Deutsch Evern und Wendisch Evern einen dichter besiedelten Bereich um die Kernstadt Lüneburg mit zusammen ca. 30.000 Einwohnern.
Bardowick ist einer der ältesten Orte Niedersachsens, es wurde 795 in den sogenannten Einhardsannalen das erste Mal urkundlich erwähnt. Es ist umstritten, aber wahrscheinlich, dass Bardowick seinen Namen nach dem dort ansässigen Volksstamm der Langobarden erhalten hat. Der renommierte Namensforscher Hans Bahlow allerdings führt den Ortsnamen auf ein germanisches Wort (bard / bart) zurück, welches Sumpf, Morast" bedeutete.[2] Die Langobarden drangen zu Beginn der Markomannenkriege 166 n. Chr. ins römische Reich ein. Später wanderten ein Teil nach Süden, wo sie in Oberitalien 568 n. Chr. die Lombardei gründeten. Etwa vom 2. Jh. v. Chr. bis zum 3. Jh. n. Chr. waren sie an der Unterelbe sesshaft, wo sie im Norden von den Sachsen und im Osten von slawischen Völkern bedrängt wurden. Ein Teil der langobardischen Bevölkerung blieb an der unteren Elbe zurück und ging schließlich im Stamm der Sachsen auf. Im 8. Jh. tauchte in der sächsischen Literatur erstmals die Bezeichnung „Bardengau“ auf, welche ebenso wie der Ortsname „Bardewic“ noch heute an die Epoche der Langobarden im norddeutschen Raum erinnert.
Seit 795 n. Chr. ist die Geschichte der Ortschaft Bardowick zweifelsfrei dokumentiert. Zeitgenössischen Chroniken zufolge hat Karl der Große 795 in unmittelbarer Nähe von Bardowick sein Lager aufgeschlagen, um mit einem Heer die Sachsen zu bekämpfen. Bardowick wurde zum Sitz eines königlichen Gesandten, der über den Handel auf den Fernstraßen und Wasserwegen nach Osten wachte. Im Diedenhofener Kapitular wurde 805 bestimmt, dass fränkische Kaufleute auf dem Weg in die nördlich der Elbe gelegenen slawischen Gebiete Bardowick passieren mussten. Da die Ausfuhr von Waffen und Kriegsmaterial verboten war, kontrollierte man sie hier. Dank der wirtschaftsgeographisch verkehrsgünstigen Lage Bardowicks an der Slawengrenze stieg der Ort schließlich zum zentralen Umschlagplatz für den Ost- West-, sowie den Nord-Süd-Handel auf. 805 bestätigt Karl der Große Bardowick als Ausgangspunkt für den Fernhandel mit den Slawen. Die durch Bardowick fließende Ilmenau war zur damaligen Zeit nur zwischen Bardowick und der Elbe schiffbar. Dieser Wasserweg stellte eine Verbindung zum offenen Meer dar. Später, nach dem Aufstieg des flussaufwärts gelegenen Lüneburg zur Salzstadt, wurde das dort gewonnene wertvolle Salz von den Bardowicker Schiffern auf dieser Strecke transportiert. In zunehmendem Maße kamen Kaufleute nach Bardowick und siedelten sich dort an. Flächenmäßig wuchs die Stadt zu einem der größten Zentren Norddeutschlands und war z. B. erheblich größer als die historische Innenstadt Lüneburgs.
Neben dem Handel erlangte Bardowick auch in politischer und kirchlicher Hinsicht zunehmend Bedeutung. Nachdem Karl der Große (747–814) ganz Sachsen unterworfen hatte, wurde Bardowick Sitz eines geistlichen Stifts und als Grenzort gegen die „heidnischen“ Slawen ausgebaut. Es ist bis heute umstritten, ob der Bardowicker Dom jemals Bischofssitz war, sicher aber war die älteste Bardowicker Kirche ein Kollegiatstift, wo eine größere Anzahl von Klerikern wirkte. Zu deren Missionsaufgaben kamen umfangreiche Verwaltungsaufgaben. So wurde Bardowick zum kirchlichen Zentrum des Bardengaus.
Im Jahre 919 wurde der sächsische Herrscher Heinrich I. König. Sein Sohn Otto der Große ernannte Hermann Billung 951 zum Statthalter Bardowicks. Als Anerkennung seiner Verdienste wurde Billung 963 der Herzogstitel verliehen. In der Folge wuchs die wirtschaftliche Bedeutung Bardowicks weiter, 972 wurden von Kaiser Otto I. die Stadtrechte verliehen, Bardowick erlangte das Zoll- und (wahrscheinlich schon ab 965) Münzrecht, das seit 1114 eindeutig nachgewiesen ist und bis 1182 ausgeübt wurde.[3] Dank des in Lüneburg gewonnenen und in Bardowick umgeschlagenen und verzollten Salzes erfuhr der Ort eine enorme wirtschaftliche Blüte. Der umwallte Bereich von 1700 × 750 Meter entsprach in der damaligen Zeit einer sehr bedeutenden Stadt.
Bardowick verlor seine Schlüsselrolle als Handelsplatz, als Heinrich der Löwe 1142 Herzog von Sachsen wurde. Zum einen rang dieser dem Grafen Adolf II. von Schauenburg die für die Beherrschung des Ostseeraumes wichtige Stadt Lübeck ab, die 1158 die Stadtrechte erhielt, und zunehmend Bardowicks politische und wirtschaftliche Rolle übernahm. Zum anderen wurde die Ilmenau bis Lüneburg schiffbar, so dass die Lüneburger Saline fortan auf den Salzumschlag in Bardowick verzichten konnte. Viele der dort niedergelassenen Kaufleute zogen zum Unmut der Bardowicker nach Lübeck.
Im Jahre 1176 zog Kaiser Friedrich I. Barbarossa in Italien gegen die Lombardei. Nachdem Heinrich der Löwe dem Kaiser die Unterstützung versagte, wurde der Herzog von diesem 1180 geächtet und 1182 für drei Jahre zu seinem Schwager Richard Löwenherz nach England verbannt. Mit Ausnahme seiner Güter um Lüneburg und Braunschweig verlor Heinrich der Löwe all seine Besitztümer. Unterwegs ins Exil wurde ihm von den Bardowickern, die sich von ihrem Herrn vernachlässigt fühlten, die Aufnahme verweigert.
Zurück in Sachsen – der Kaiser war unterdessen zu seinem dritten Kreuzzug aufgebrochen – begann er am 26. Oktober 1189 mit der zunächst erfolglosen Belagerung Bardowicks. Erst am 28. Oktober (andere Quellen sprechen vom 29.10.) gelang Heinrich der Sturm auf die Stadt. Der Legende zufolge soll ein Ochse vor den Augen der Soldaten durch die Ilmenau gewatet sein und den Belagerern somit eine seichte Stelle im Fluss aufgezeigt haben. Bis auf die Kirchen und die Kapellen wurde Bardowick vollständig zerstört. Auf den Dom setzte Heinrich die Inschrift: „Vestigia leonis“ („Spur des Löwen“), die bei einer Restaurierung in den 1960er Jahren unrichtig zu „Leonis Vestigum“ („Des Löwen Spur“) geändert wurde.
Obgleich die Zerstörung Bardowicks wie eine Revanche für die Verweigerung der Aufnahme Heinrichs im Jahre 1182 aussieht, hält diese Sicht einer seriösen Geschichtsschreibung nicht stand. Bardowick war nunmehr eine Bastion des rechtmäßigen Nachfolgers und Rivalen des entmachteten Heinrichs, Herzog Bernhard, dessen Sturz vielmehr im Vordergrund gestanden haben dürfte. Nichtsdestoweniger ist der Niedergang der Stadt weniger auf die Zerstörung 1189 zurückzuführen als auf die Abnahme der Bedeutung als Wirtschaftsmetropole. Bardowick fand nie zu alter Größe zurück. Zwar wurde der Ort in den folgenden 50 Jahren wieder aufgebaut, es entstand aber kein geschlossenes Stadtbild mehr. An Stelle des Handels gewann die Landwirtschaft, insbesondere der Gemüsebau, zunehmend an Bedeutung.
1371 wurde Bardowick von einem großen Feuer heimgesucht. Die Katastrophe zerstörte den alten Dom nahezu vollständig. Die Kirche wurde später in der für Lüneburg typischen dreischiffigen Backsteingotik wieder aufgebaut. Bis Ende des 14. Jahrhunderts hatte Bardowick die Rechtsstellung eines Dorfes, seit dem 15. Jahrhundert wird der Ort als Flecken bezeichnet.
Im Jahre 1529 wurde mit der Reformation in Bardowick der protestantische Gottesdienst eingeführt, doch nahm das Stift erst 1543 die evangelische Lehre an.
In der zweiten Kriegsphase des Dreißigjährigen Krieges wurden in Bardowick wegen seiner Lage nahe der Heerstraßen immer wieder durchziehende Truppen einquartiert, die von den Einwohnern versorgt werden mussten. Mehrfach wurde der Ort von Soldaten geplündert, 1626 und 1627 legten die dänischen Truppen zwei Großfeuer.
20. Jahrhundert:
Ein ähnliches Schicksal ereilte den Ort am Ende des Zweiten Weltkrieges. War Bardowick zwar während der gesamten Kriegszeit von Kampfhandlungen verschont geblieben, wurde nun am 19. Mai 1945 vom Ausrufer Martin Menke das sogenannte „Polnische Pfingsten“ eingeläutet. Bis Pfingstsonntag, den 20. Mai, 16 Uhr, hatten alle Bewohner den Flecken zu verlassen. Der Ort wurde von 5000 Polen, ehemaligen Kriegsgefangenen und Fremdarbeitern, bezogen. Dieses so genannte Polenjahr endete erst am 29. März 1946 mit der Wiedereinführung von Bürgermeister Kuchel in seine Amtsgeschäfte.
Zur evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde St. Peter und Paul gehören der Dom und die Kirche im St. Nikolaihof. Die 1971 erbaute katholische St.-Marianus-Kirche wurde abgerissen; an ihrer Stelle wurde 1997/98 ein gleichnamiges Palliativzentrum (Hospiz) errichtet, zu dem auch eine Kapelle gehört. In Bardowick befindet sich auch eine Versammlung von Jehovas Zeugen.
Der Flecken Bardowick gehört zum Landtagswahlkreis 49 Lüneburg und zum Bundestagswahlkreis 38 Lüchow-Dannenberg – Lüneburg.[4][5]
In Bardowick steht die gotische Hallenkirche Dom zu Bardowick St. Peter und Paul, erbaut im 14. Jahrhundert. Die mittelalterliche Wohnanlage St. Nikolaihof war zunächst die Leprosenkolonie Lüneburgs. Mit dem Rückgang der Lepra wurde der St. Nikolaihof zum Wohnheim für Alte und Arme. Am Ortsrand steht in Richtung der B4 eine Holländermühle. Die Mühle ist noch voll funktionsfähig und kann besichtigt werden.
Heute konzentriert sich Bardowick auf die Landwirtschaft, insbesondere Spargel, und ist dafür regional berühmt geworden. Bardowick ist außerdem das Zentrum des größten Möhrenanbaugebietes.
Alljährlich küren die Bardowicker eine der jungen Bürgerinnen zur Wurzelkönigin.
In Bardowick gibt es eine Oberschule, die Hugo-Friedrich-Hartmann-Schule, eine Grundschule und zwei Kindergärten.
Über die Bundesautobahn 39 besteht eine Autobahnverbindung nach Hamburg. Bardowick liegt außerdem an der Bahnstrecke Hannover–Hamburg und verfügt über einen kleinen Bahnhof, der im Stundentakt von den Metronom regional-Zügen (MEr) der Metronom Eisenbahngesellschaft in der Relation Lüneburg–Hamburg-Harburg bedient wird. Der öffentliche Nahverkehr mit Bussen wird vom HVV betrieben.