Ein Autoreisezug, abgekürzt ARZ oder AZ, ist eine Zuggattung des Schienenpersonenfernverkehrs. Hierbei handelt es sich um spezielle Reisezüge, die von bestimmten Eisenbahngesellschaften auf längeren Reisestrecken angeboten werden. Neben Personen befördern sie in speziellen Autoreisezugwagen auch die Personenkraftwagen beziehungsweise Motorräder der mitreisenden Passagiere.
Autoreisezüge werden für den Transport von Bahnreisenden und ihren Fahrzeugen über längere Strecken eingesetzt. Transportmöglichkeiten sind für diverse Fahrzeugtypen (Motorrad bis Wohnmobil) vorhanden. In der Regel verfügen die Züge zusätzlich zu den normalen Reisezugwagen über Liege-, Schlaf- und Speisewagen. Autoreisezüge verbinden die Metropolen meist über Nacht mit beliebten Ferienregionen, sodass man ausgeruht am nächsten Morgen an seinem Zielort ankommt. Vereinzelt wurden auch Tagesverbindungen zwischen Ballungszentren angeboten. Durch wenige Zwischenstopps wird eine hohe Reisegeschwindigkeit erreicht. Es gibt auch normale Reisezüge, die in einem bestimmten Abschnitt Autotransportwagen mitführen. Je nach Betreiber und Strecke ergeben sich Besonderheiten der Einsatzbereiche; beispielsweise Kurzstrecken für Tunneltransporte.[1][2] Im Gegensatz zur Autoverladung bleiben die Reisenden nicht in ihren Fahrzeugen sitzen.
In Deutschland wurden Autoreisezüge zum 1. April 1930 als Auto-Gepäck-Verkehr von der Deutschen Reichsbahn eingeführt. Dabei wurde das Auto aufgegeben und in einem separaten Zug auf herkömmlichen Flachwagen oder Rungenwagen zum Zielbahnhof befördert. In den 1940er Jahren wurden Pläne für doppelstöckige, geschlossene Autotransportwagen entwickelt, die durch die Umstände des fortgeschrittenen Zweiten Weltkrieges nicht mehr umgesetzt wurden.[3] Die Idee an sich war jedoch bereits deutlich älter. Bereits zu Beginn des Eisenbahnzeitalters gab es Ideen, Kutschen direkt auf Bahnwaggons zu verladen, um das Umsteigen am Bahnhof einzusparen; eine Idee, die sich aber nicht durchsetzte.[4]
1956 griff die damalige Deutsche Bundesbahn das Konzept des Autoreisezuges auf und baute dazu spezielle, doppelstöckige, geschlossene Autotransportwagen der Bauart DPw4ümg-56. Diese waren mit einer exzentrischen Drehscheibe ausgestattet und ließen sich im Prinzip an jeder Laderampe mit acht Autos beladen.[5] Am 25. Juni 1956 wurde die erste ARZ-Verbindung „Auto im Reisezug“ zwischen Hamburg und Chiasso angeboten und viermal pro Woche bedient. 1956 wurden dabei 930 Autos befördert.[3] Ab 1961 wurden offene doppelstöckige Autoverladewagen des Typs Offehss 68 (später Laeqrss 545, dreiachsige Doppelwagen[6]) und ab 1969 vierachsige des Typs DDm915 gebaut, die über Stirnrampen beladen werden. Zwischen den Wagen sind Überfahrbrücken vorhanden.[7] Bis 1973 wurde die Zahl der Autozugrelationen auf 163 Verbindungen gesteigert. Im Jahr der ersten Ölkrise (1973) wurde mit 185.500 transportierten Fahrzeugen ein Höchstwert erreicht.[3]
Das Autozug-Angebot der Deutschen Bundesbahn umfasste 1988 insgesamt 2.929 Autozüge sowie 484 D-Züge mit Autobeförderung. Damit wurden 93 Verbindungen erschlossen, davon 26 innerdeutsch (einschließlich Berlin) und 61 international. Dazu wurden 19 Verladestellen im Bereich der DB und eine Station in Berlin betrieben. Im Ausland wurden 18 Zielbahnhöfe angefahren. 1987 nutzten rund 397.000 Reisende mit etwa 145.000 Pkw und Motorrädern das Angebot. Damit wurden die Grenzkosten knapp gedeckt.[8] So wie andere Züge des Fernverkehrs trugen auch Autozüge Namen, zum Beispiel AZ 1306/07 „Schwarzwald“, AZ 1316/17 „Timm Kröger“, AZ 1358/59 „Brandenburger Tor“ oder AZ 1384/85 „Autotraum“. In den 1990er Jahren wurden noch Verbindungen nach Griechenland und in die Türkei angeboten, beispielsweise 1994 der AE 13193 von Köln-Deutz (Tief) nach Istanbul (Fahrzeit 21h 50min), der AE 13273 von Berlin-Wannsee nach Istanbul (Fahrzeit 27h 48min) und der AE 13291 „Optima-Express Chalkidiki“ von München-Ost nach Thessaloniki (Fahrzeit 29h 30min).
Auch die Deutsche Reichsbahn hatte Autoreisezüge im Angebot. Bekannt war die internationale Verbindung Dresden-Neustadt–Budapest Keleti pu.
Seit 1996 bis 2013 betrieb die Deutsche Bahn die Züge unter der Bezeichnung Autozug und verwendete dafür neben Liegewagen die Doppelstockschlafwagen der Bauarten 171.X und 172.X sowie Schlafwagen der Bauart 173.1. Fast alle internationalen Autozug-Verbindungen der DB verfügen über einen Speisewagen. In den Jahren 2007 und 2008 hat die Bahn in Deutschland ihr Angebot an Verbindungen sehr stark ausgedünnt. 2009 wurden nochmals weitere Verbindungen aufgegeben. Im September 2013 wurde die DBAutoZug GmbH, Dortmund, mit der DB Fernverkehr AG, Frankfurt am Main, verschmolzen. Ab dem Sommerfahrplan 2014 werden (Stand Januar 2014) im innerdeutschen Verkehr nur noch die Strecken Hamburg–Hildesheim–München und Hamburg–Hildesheim–Lörrach betrieben. Von diesen zwei Verbindungen abgesehen sind Autozugreisen mit der Deutschen Bahn nur noch zu internationalen Zielen möglich.[9]
Die Deutsche Bahn hat Presseberichte bestätigt, denen zufolge sie ihr Autoreisezugangebot bis 2017 einstellen will.[10]
Die Zahl der Autoreisezüge hat sich in den letzten Jahren aus verschiedenen Gründen reduziert:
Das dichteste Netz von Autoreisezügen besteht und bestand in Europa:
Auf anderen Kontinenten gibt oder gab es folgende Angebote:
Die Bahnhöfe, auf denen Verlademöglichkeiten für die Autoreisezüge bereitgehalten werden, heißen Terminalbahnhof oder Terminal.
DB Fernverkehr betreibt nationale Terminals in folgenden Bahnhöfen: Berlin-Wannsee, Düsseldorf, Hamburg-Altona, Hildesheim, Lörrach und München-Ost.
Internationale Terminals, die von Deutschland aus als Zielort genutzt werden können, sind (Stand September 2014):
Weitere Terminals, die in Europa betrieben werden:
Die Beförderungstarife lassen sich im Internet abfragen. Die Preisgestaltung variiert stark, abhängig von Buchungstagen und Sonderangeboten. Der Fahrpreis für eine Person ist meist im Preis enthalten (Ausnahme Fahrzeugmitnahme).