Archon (griechisch ἄρχων, „Herrschender“) war im antiken Athen die Bezeichnung für einen hohen Beamten. Das Amt ist auch in anderen griechischen Städten oder Städten mit griechischer Verwaltung (beispielsweise unter den Parthern) belegt, siehe dazu Archon (Amt).
Ursprünglich war dies der Titel des höchsten Beamten, der auf Lebenszeit gewählt wurde und der seit dem Tode Kodros, des letzten Königs von Attika aus dem Geschlecht der Melanthiden, an der Spitze des Staates stand. Der Grund dafür, das Amt des Monarchen nicht wieder zu besetzen, lag der griechischen Überlieferung nach darin, dass niemand für würdig befunden wurde, Kodros auf dem Thron zu folgen, weil vor seinem Tod prophezeit worden war, dass Attika nur dann den Sieg im Krieg gegen die Peloponnesier erringen könne, wenn er im Kampf sterbe. Politisch bedeutete dies den Verlust der absoluten Befehlsgewalt des Regenten.
Nach dem Tod des Alkmeon von Attika, des 13. Archonten auf Lebenszeit, wurde die Amtszeit auf zehn Jahre begrenzt. Diese Beschränkung war ein weiterer Schritt weg von der Alleinherrschaft hin zur Demokratie. Es gab sieben Archonten mit zehnjähriger Amtszeit.
Im Jahr 682 v. Chr. wurde die Amtszeit auf ein Jahr herabgesetzt.
Anstelle des einzelnen Archons trat im Laufe der Zeit ein Kollegium aus zuletzt neun Mitgliedern mit verschiedenen Zuständigkeitsbereichen, die synarchontes: Dem Archon eponymos oblag die allgemeine Leitung, nach ihm wurde außerdem das Jahr benannt. Daneben traten der Archon basileus als oberster sakraler Kultbeamter, der Archon polemarchos als oberster Feldherr sowie sechs Thesmotheten, deren Aufgabe sowohl die Setzung als auch die Auslegung des Rechts war. Nach Ablauf ihres Amtsjahres wurden die Archonten auf Lebenszeit Mitglieder des Adelsrates (Areopag).
Die klassische Anzahl von neun athenischen Archonten ist jedoch wohl Ergebnis einer längeren Entwicklung. Ursprünglich gab es anscheinend nur den Archon Eponymos und den Basileus. In der Ordnung von Solon blieb das Archontat das höchste Exekutivgremium, verlor jedoch durch die Reform der attischen Demokratie von Kleisthenes von Athen 508/507 an Bedeutung. Ab 487/486 v. Chr. wurden die Archonten per Los bestimmt, was Kämpfe um das Amt verhinderte, das Amt jedoch seiner politischen Bedeutung beraubte. Diese ging nun auf die gewählten Militärbefehlshaber, die zehn Strategen, über.