Andreas Silbermann (* 16. Mai 1678 in Kleinbobritzsch (Sachsen); † 16. März 1734 in Straßburg) war Orgelbauer des Barock-Zeitalters im Elsass. Er ist der ältere Bruder des bekannten sächsischen Orgelbauers Gottfried Silbermann. Die Orgeln, die er, sein Bruder Gottfried sowie Andreas Silbermanns Sohn Johann Andreas Silbermann bauten, sind als „Silbermann-Orgeln“ bekannt.
Andreas Silbermann wurde als Sohn des Zimmermeisters Michael Silbermann und dessen zweiter Frau Anna Maria (geb. Preußler) geboren. Sein Großvater Veit war Bauer in Kleinbobritzsch, wo auch sein Urgroßvater Georg seit 1595 als Häusler nachweisbar ist. Um die Jahreswende 1685/86 erfolgte ein Umzug der Familie in die benachbarte Stadt Frauenstein. Hier besuchte Andreas Silbermann die Stadtschule. Von 1691 bis 1694 absolvierte Silbermann in Freiberg bei Meister Georg Lampertius eine Schreinerlehre.
Von 1697 bis 1699 absolvierte Silbermann eine Orgelbauausbildung bei dem bekannten Orgelbauer Eugenio Casparini, der von 1694 bis 1697 als kaiserlicher Orgelbauer in Wien gewirkt hatte. Seine Gesellenzeit verbrachte er bei dem Orgelbauer Friedrich Rinck in Bad Dürkheim.[1]
Von hier aus zog es ihn in den Elsass, wo er 1699 im Zusammenhang mit der Renovierung der Orgel in Buchsweiler (Bouxwiller) genannt wird. 1701 ließ sich Silbermann in Straßburg nieder und erhielt ein Jahr später das Bürgerrecht. Im darauffolgenden Jahr kam sein Bruder Gottfried zu ihm nach Straßburg und lernte von ihm das Orgelbauen. 1703 bauten die Brüder zusammen eine Orgel für das Kloster Sainte-Marguerite. Von 1704 bis 1706 studierte Andreas Silbermann den französischen Orgelbau beim Hoforgelbauer (Facteur d’orgues du Roy) François Thierry, einem Mitglied der bekannten französischen Orgelbauerfamilie Thierry, in Paris. Während dieser Zeit leitete Gottfried die Werkstatt.
Als Gottfried 1710 als Orgelbaumeister zurück nach Dresden ging, blieb Andreas Silbermann allein in Straßburg und führte die Werkstatt weiter. In den nächsten Jahren heiratete er und hatte drei Söhne: Johann Andreas Silbermann, Johann Daniel Silbermann und Johann Heinrich Silbermann. Alle drei Söhne wählten den väterlichen Beruf. Johann Andreas wurde später sein Nachfolger.
Im Alter von 56 Jahren starb Andreas Silbermann in Straßburg.
(Kursivschrift zeigt an, dass die Orgel nicht mehr erhalten oder nur der Prospekt erhalten ist.)
Jahr | Ort | Kirche | Bild | Manuale | Register | Bemerkungen |
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1703 | Straßburg | St.-Margareten-Kloster | Gemeinschaftsarbeit mit Bruder Gottfried, Orgelgehäuse als einziges Teil original erhalten. Das Instrument befindet sich seit 1793 in der protestantischen St. Gallus-Kirche zu Ittenheim (Bas-Rhin).[2] | |||
Basel | Münster | |||||
1707 | Straßburg | St. Nikolai | Gemeinschaftsarbeit mit Bruder Gottfried, Orgel ist seit 1967 demontiert. Einzelteile wurden in andere Orgeln eingebaut. | |||
1709 | Marmoutier | Abteikirche Marmoutier, Westempore | Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1713 | Obernai | Ehemalige Kirche St. Peter und Paul | Die Orgel wurde 1867 anlässlich des Abrisses und Neubaus der Kirche abmontiert. Das Gehäuse befindet sich seit 1898 in der Pfarrkirche von Niedernai, die Pfeifen und die Mechanik wurden 1898 durch Martin Rinkenbach ersetzt.[3] | |||
1716 | Straßburg | Stephanskapelle zu Straßburg | Heute Protestantische Kirche Bischheim. 1983 rekonstruiert, einige Register sind nach wie vor original. Gehäuse denkmalgeschützt | |||
1716 | Straßburg | Straßburger Münster | Gehäuse noch mittelalterlich, Mechanik seit 1897 nicht mehr von Silbermann (seit 1981 von Alfred Kern & fils) | |||
1718 | Straßburg | Ste-Aurélie | Orgel wurde 1762 von Johann-Andreas Silbermann ergänzt und 1952 von Orgelbauer Ernest Muhleisen weitgehend umgebaut. Von Andreas Silbermanns Registern sind jedoch noch 7 weitgehend unverändert erhalten. Pfeifen und Gebläse denkmalgeschützt.[4] | |||
1718 | Straßburg | Église Sainte-Madeleine | 1799 an die Stadt Lampertheim verkauft und seit 1876 verschollen. | |||
1719 | Marmoutier | Abteikirche Marmoutier | Orgel, die 1719 für den Chor der Abteikirche Marmoutier gebaut, aber nie dort aufgestellt wurde, wurde im Palais Rohan in Einzelteile zerlegt aufbewahrt und Ende 2012 nach Restaurierung durch das Haus Blumenroeder aus Haguenau in die jetzige Seitenkapelle der Magdalenenkirche (Straßburg) eingebaut. Pfeifen und Gebläse denkmalgeschützt.[5] [6] Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1720 | Mittelbergheim | Protestantische Kirche | Orgel für den Straßburger Hafenmeister Vigera gebaut, nach dessen Tod 1750 von Johann Andreas Silbermann in die Klosterkirche des Odilienbergs überführt, 1791 nach Mittelbergheim gebracht und seit 1858 verschollen.[7][8] | |||
1721 | Altenheim | Friedenskirche | Im Zuge der Erweiterung des Kirchenraums anno 1808 durch eine größere Orgel ersetzt.[9] | |||
1721 | Ottrott | Sankt Simon und Judas | Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1724 | Bischwiller | Protestantische Kirche | Orgel erst 1729 fertiggestellt, wurde seit 1867 mehrmals umgebaut und gilt nicht mehr als Silbermann-Orgel.[10] | |||
1726 | Colmar | Dominikanerkirche Colmar | Heute Pfarrkirche St. Gallus, Niedermorschwihr. Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1728 | Straßburg | St. Guillaume | Orgel wurde 1734 und 1754 von Johann Andreas Silbermann um einige Register erweitert. Seit 1898 steht in der Kirche keine Silbermann-Orgel mehr. Die heutige Orgel (1987) orientiert sich an der Spielkultur von Gottfried Silbermann.[11] | |||
1730 | Altorf | St. Cyriakus | Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1732 | Ebersmünster | Abteikirche St. Mauritius | Denkmalgeschützt (Monument historique) | |||
1732 | Colmar | St. Matthieu | 1989–1999 originalgetreu von Richard Dott restauriert | |||
1733 | Rosheim | St. Peter und Paul | Pfeifen und Gebläse original erhalten und denkmalgeschützt. Das ebenfalls denkmalgeschützte Gehäuse (s. Foto) befindet sich seit 1863 in der St. Pankraz-Kirche von Waldolwisheim. |