Als Abstandsprache bezeichnet man eine Sprachvarietät, die so verschieden von jeder anderen Sprachvarietät ist, dass sie unmöglich als Dialekt irgendeiner anderen Varietät aufgefasst werden kann. Diese Definition wird zum Teil unabhängig vom Ausbaugrad getroffen (so Kloss 1978), teilweise nur für Varietäten mit geringem Ausbaugrad (so Bossong 2008). Das hierbei zugrunde gelegte linguistischen Begriffspaar „Abstand und Ausbau“ wird im Artikel Abstand und Ausbau ausführlich behandelt.
Als banales Beispiel einer Abstandsprache wird das Baskische genannt, das sich als isolierte Sprache eindeutig von allen romanischen Varietäten der geographischen Umgebung des Sprachgebiets unterscheidet, oder auch indigene Sprachen Amerikas, afrikanische Sprachen, australische Sprachen und Sprachen Papua-Neuguineas. Unklar bleibt, ob weit voneinander entfernte Varietäten innerhalb eines Dialektkontinuums unter die Definition „Abstandsprache“ fallen.
Der Begriff Abstandsprache stammt ebenso wie Ausbausprache von dem Sprachsoziologen Heinz Kloss (1978), der in seinem Buch den Versuch unternimmt, die vielen Idiome germanischer Sprachen daraufhin zu untersuchen, welche von ihnen als Dialekt, welche als Sprache aufgefasst werden und warum. Seine Kriterien für „Abstand“ sind lautliche, grammatische und lexikalische Unterschiede eines Idioms zu beliebigen anderen, wobei der Unterschied zu benachbarten oder historisch verwandten Sprachformen im Vordergrund steht. Aufgrund des „Abstandes“ zu Nachbarsprachen wie Deutsch (Hochdeutsch), Englisch, Sächsisch (Niederdeutsch) und Niederländisch wird z. B. Friesisch als Sprache und nicht als Dialekt einer anderen Sprache betrachtet.